Eishockey-WM Ohne Angst und ohne Druck

KÖLN · Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft hat bei der Heim-WM nichts zu verlieren. Im Gegenteil. Erinnerungen an die Weltmeisterschaft im Jahr 2010 wecken die Träume.

Alter Hase und Jungspund: Auch auf Felix Schütz (r.) und Frederik Tiffels ruhen die Hoffnungen der deutschen Mannschaft. (Foto: dpa)

Alter Hase und Jungspund: Auch auf Felix Schütz (r.) und Frederik Tiffels ruhen die Hoffnungen der deutschen Mannschaft. (Foto: dpa)

Foto: picture alliance / Felix Kästle/

Felix Schütz weiß genau, wie es sich anfühlt. Und obwohl es sieben Jahre her ist, fühlt es sich für den heute 29-Jährigen immer noch ausgezeichnet an. Es war die Heim-WM 2010, und als es im Auftaktspiel vor mehr als 78 000 Zuschauern in der Arena auf Schalke für die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft gegen die USA in die Verlängerung ging, erzielte Schütz den 2:1-Siegtreffer. Ein Tor, das eine Welle der Euphorie auslöste, die das Team von Chefcoach Uwe Krupp bis ins WM-Halbfinale und schließlich auf Rang vier spülte. Und ein besonderes Tor für Schütz: das bislang wichtigste in seiner Karriere, sagt er.

„Ich gehe in jedes Spiel, um es zu gewinnen. Für mich persönlich ist es ganz egal, gegen wen ich antrete.“ Bevor es zum Auftakt einer Eishockey-WM im eigenen Land am Freitag in der mit 18 500 Zuschauern ausverkauften Lanxess-Arena wieder zum Duell gegen die US-Boys kommt, verspürt Schütz Vorfreude und keinen Druck: „Ich glaube nicht, dass irgendjemand in Deutschland von uns erwartet, dass wir Weltmeister werden. Ich möchte es natürlich gerne werden, weil ich Sportler bin, aber da gibt es keinen Druck.“

Wo kein Druck herrscht, ist vielleicht Aufregung und sicher etwas Nervosität. Wie sieht es mit Angst aus? „Vor was soll ich Angst haben? Wenn wir verlieren, komme ich nicht ins Gefängnis. Ich habe immer noch meine Frau und mein Kind.“ So ist er der Felix Schütz, und so spielt er auch: immer frech drauf los und möglichst unbekümmert.

In die NHL hat es der Center nicht geschafft, obwohl er 2006 von den Buffalo Sabres gedraftet wurde und über das Farmteam Portland Pirates auch zwei Anläufe nahm. Über den ERC Ingolstadt und vor allem seine Zeit bei den Kölner Haien (2001 bis 2013) fand der Linksschütze aber den Weg in die KHL, das russische Pendant zur NHL mit ebenfalls gut dotierten Verträgen. Nach Stationen in Wladiwostok, Omsk, Riga und Nowgorod sowie einer Zwischenstation beim EHC München ist Schütz inzwischen in Schweden gelandet. Bei Rögle BK im Süden des Landes gefällt es dem gebürtigen Erdinger sehr gut. „Mir wird nachgesagt, dass ich ein Wandervogel bin. Aber ich bin auch älter geworden und werde sicher irgendwann nach Deutschland zurückkehren. Aber ein Jahr möchte ich noch im Ausland spielen – außer in der KHL.“

Jetzt steht aber sowieso erst einmal die WM auf dem Programm. Der 50-fache Nationalspieler, der sein Debüt unter Uwe Krupp 2006 bei der B-WM in Amiens gab, glaubt an das deutsche Team: „Wir haben eine gute Mannschaft, und wir haben mit Thomas Greiss den besten Torhüter des Turniers.“ Auch die Lanxess Arena sieht Schütz als Faustpfand: „Ich war lange nicht mehr hier, aber die Arena ist immer wieder beeindruckend“, schwärmte er nach den ersten Trainingseinheiten in der Halle.

Ob es gegen die USA wieder zu einem Auftaktsieg langt, weiß Schütz genauso wenig wie seine Teamkollegen oder Marco Sturm. Der Bundestrainer nimmt vor der Partie (20.15 Uhr/live auf Sport1) die Position des Außenseiters ein: „Die Amerikaner sind viel besser besetzt als bei der WM 2016, als sie noch viele College-Spieler in ihren Reihen hatten. Das ist diesmal anders, sie sind klar besser als wir.“ Die Deutschen hoffen natürlich auf den Heimvorteil und darauf, dass die US-Boys noch Anpassungsschwierigkeiten an die große Eisfläche haben. „Es soll immer so laufen, wie man es sich wünscht. Wir müssen unser Spiel finden, Spaß haben und jeden Moment genießen“, sagt Lokalmatador Moritz Müller von den Kölner Haien, der gemeinsam mit Stanley-Cup-Sieger Dennis Seidenberg von den New York Islanders Assistent von Kapitän Christian Ehrhoff ist.

Wo Spaß und Genuss sind, läuft es manchmal auch wie gewünscht. Fragen dazu kann Felix Schütz beantworten. Oder er spielt einfach das Video seines Tores von 2010 vor.

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