Kommentar zu Dagur Sigurdsson Mehr als ein Trainer

Meinung · Dagur Sigurdsson hat dem deutschen Handball den Glauben an sich selbst zurückgegeben. Geht der Bundestrainer nach der WM 2017, wird er nur schwer zu ersetzen sein.

 Sein größter Erfolg: In Polen gewann Dagur Sigurdsson mit den deutschen Handballern den EM-Titel.

Sein größter Erfolg: In Polen gewann Dagur Sigurdsson mit den deutschen Handballern den EM-Titel.

Foto: dpa

Es gibt viele gute Trainer im europäischen Handball. Und einige von ihnen werden ja auch schon als mögliche Nachfolger von Dagur Sigurdsson genannt, falls der Isländer tatsächlich nach der Weltmeisterschaft 2017 seinen Job als Handball-Bundestrainer quittieren sollte: Flensburgs Ljubomir Vranjes, Kiels Alfred Gislason und auch Gudmundur Gudmundsson, aktuell noch dänischer Nationaltrainer. Kontinuität wäre also gewährleistet? Jein.

Sigurdsson ist keineswegs der Erfolgreichste unter den Großen seiner Zunft. Aber er hat etwas geschafft, an das in Handball-Deutschland kaum noch jemand glaubte: Wenn man so will, hat er dem deutschen Handball den Glauben an sich selbst zurückgegeben. Den Glauben daran, dass der mit Abstand größte Handballverband der Welt, dieser riesige Tanker, tatsächlich noch in der Lage ist, international konkurrenzfähige Talente hervorzubringen.

Viele Jahre lang lautete der Standardspruch, wenn mal wieder ein Turnier vergeigt worden war: „Unsere Talente bekommen zu wenig Einsatzzeiten oder versauern in der 2. Liga.“ So oft wurde das wiederholt, am häufigsten von Heiner Brand, dass es am Schluss alle glaubten.

Sigurdsson ging anders vor: Er jammerte nicht, sondern akzeptierte die Verhältnisse. Er versammelte einen Talentschuppen um sich, dem er Vertrauen schenkte. Er redete diesen Haufen der Unterschätzten so lange stark, bis sie selbst daran glaubten. Auf diese Weise brachte er die Mannschaft hinter sich und führte sie mit mutigem, variablem und teils wildem Handball erst zum EM-Titel und dann zu Olympiabronze. Als Trainer ist Sigurdsson irgendwie ersetzbar. Als Typ und Psychologe vielleicht nicht.

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