Kommentar zum Videobeweis Mehr Segen als Fluch

Meinung | BONN · Beim Confed Cup in Russland wird der Videobeweis getestet. Anlaufschwierigkeiten sind unverkennbar, die Spielunterbrechungen dauern noch zu lange. Dennoch ist das technische Hilfsmittel für den Fußball mehr Segen als Fluch, findet GA-Redakteur Simon Bartsch in seinem Kommentar.

Da ist es also: Das viel erwartete Debüt des Videobeweises bei einem wichtigen Fifa-Turnier. Sportlich gesehen ist der Einsatz des Systems durchaus geglückt. Viermal wurde die technische Überwachung am Sonntag eingesetzt, viermal folgte die richtige Entscheidung. In puncto Fairness ist der Videobeweis schon jetzt ein Erfolg. Und dennoch ist die Kritik der Fans, Vereinsvertreter, ja sogar Spieler nicht unbegründet. Die Neuverpflichtung läuft noch nicht richtig rund.

Die langen Unterbrechungen wirken auf Zuschauer und Fans nicht nur verwirrend, mancher findet sie geradezu grotesk. Bis zu drei Minuten dauert die Überprüfung einer Schiedsrichterentscheidung. 180 Sekunden zwischen erfolgreichem Torschuss und eingesprungenem Salto oder kniender Armsäge. Zugegeben, ein seltsames Bild. Die Goalgetter wie Chiles Marcelo Diaz sorgen sich nicht grundlos, dass das mögliche Wegfallen des Torjubels dem Spiel die Essenz nehme. Das ist offenbar auch der Fifa aufgefallen. Man denke über eine Optimierung der Wartezeit für die Zuschauer nach, heißt es. Helene Fischer sollte nach dem missglückten Auftritt beim DFB-Pokalfinale da wohl besser keine Rolle spielen.

Bei allem Hohn darf man nicht vergessen, dass der Videobeweis in anderen Sportarten längst Usus ist und problemlos funktioniert. Über die Unterbrechung beim Eishockey beschwert sich schon lange keiner mehr. Im Gegenteil: Gebannt beobachten die Zuschauer die Handbewegung der Unparteiischen und freuen sich über das Tor der eigenen Mannschaft frenetisch. Man sollte dem Videobeweis also auch im Fußball durchaus eine Zeit der Eingewöhnung geben. Schließlich dient er einzig der Gerechtigkeit. Und das sollte im Milliardengeschäft Fußball das entscheidende Kriterium sein.

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