Umstrittener al-Musallam Vize Maglione als FINA-Präsident wiedergewählt

Budapest · Der bereits 81 Jahre alte Uruguayer Julio Maglione bleibt Präsident des Schwimm-Weltverbandes. Doch ein Nachfolger scheint schon festzustehen - und ist umstritten.

 FINA-Präsident Julio Cesar Maglione (r) applaudiert Husain al-Musallam zur Wahl als 1. Vizepräsidenten.

FINA-Präsident Julio Cesar Maglione (r) applaudiert Husain al-Musallam zur Wahl als 1. Vizepräsidenten.

Foto: Zoltan Balogh

Husain al-Musallam winkte in die Menge und genoss den warmen Applaus. Die Geste war eindeutig: Obwohl der 81 Jahre alte Julio Maglione für eine dritte Amtszeit zum Präsidenten der FINA gewählt wurde, ist der Kuwaiter wohl der kommende Mann im Schwimm-Weltverband.

Trotz der erneuten Korruptionsvorwürfe wurde der 57-Jährige in Budapest als 1. Vizepräsident durchgewunken. Und damit ist der Weg für ihn frei. Viele im Verband glauben, dass Maglione spätestens zur Hälfte der Amtszeit den Weg freimacht für al-Musallam. Er dürfte im Falle eines Rücktritt Magliones laut Statuten ohne Neuwahl das Amt bis 2021 ausfüllen. Natürlich bestritt Maglione einen entsprechenden Plan. "Sind Sie verrückt", entfuhr es ihm: "Ich bin für vier Jahre gewählt. Wenn ich gesund bleibe, habe ich die Verantwortung, vier Jahre zu bleiben."

Der in der Wahl mit 58:277 Stimmen unterlegene Italiener Paolo Barelli kritisierte das Prozedere, durch das al-Musallam von den insgesamt fünf Vizepräsidenten zum Ersten unter Gleichen gewählt wurde. "Das hat nur wenige Sekunden gedauert. Die Geschichte war schon vorher geschrieben. Das weiß doch jeder", sagte er. "Vier der fünf waren sich einig. Ich war der fünfte."

Al-Musallam wird vorgeworfen, er habe in seiner Funktion als Generaldirektor des Olympischen Rats Asiens (OCA) Geld abgezweigt und auch an Funktionäre des Fußball-Weltverbandes FIFA weitergeleitet. Al-Musallam hatte alle Vorwürfe zurückgewiesen und von einer "Kampagne" gesprochen.

Maglione reagierte auf die vielen kritischen Nachfragen nach seiner Wahl mit sichtlichem Unmut. "Sie können über mich schreiben, was sie wollen", sagte er zu einem hartnäckig nachfragenden Journalisten. Anschließend riss er sich den Kopfhörer vom Kopf und knallte ihn auf den Tisch.

Derweil ist Christa Thiel, Ehrenpräsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes, bei der Wahl für das FINA-Büro, also das erweiterte Präsidium, wie erwartet gescheitert. Die von Barelli gestützte Thiel, die von 2000 bis 2016 DSV-Präsidentin war, kam auf 79 Stimmen. Gewählt wurden als zusätzliche europäische Vertreter die beiden von Maglione geförderten Kandidaten Erik Van Heijningen (Niederlande/259) und Wladimir Salnikow (264).

"Für mich ist das keine Überraschung", sagte Thiel. "Ich bin nicht hierhergekommen in dem Glauben, eine Chance zu haben. Aber ich wurde vom europäischen Verband aufgestellt und wollte mich nicht aus der Verantwortung stehlen."

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