Mannschafts-EM in Lille Leichtathleten mit Klosterhalfen werden Europameister

Lille · Deutschland ist zum dritten Mal Mannschafts-Europameister in der Leichtathletik. Konstanze Klosterhalfen aus Bockeroth gelingt dabei einer von sechs Einzelsiegen.

 Konstanze Klosterhalfen siegt in Lille über 1500 Meter.

Konstanze Klosterhalfen siegt in Lille über 1500 Meter.

Foto: Sebastian Kahnert

Deutschland ist zum dritten Mal Mannschafts-Europameister in der Leichtathletik. Zu den Sieggaranten beim Triumph im nordfranzösischen Lille mit 321,5 Punkten vor Polen (295) und Frankreich (270) zählte Konstanze Klosterhalfen aus Königswinter-Bockeroth. Die Mittelstrecklerin vom TSV Bayer 04 Leverkusen gewann über 1500 Meter in 4:09,57 Minuten ungefährdet und sorgte damit für einen von insgesamt sechs deutschen Einzelsiegen.

Sechs Wochen vor der Leichtathletik-WM in London (4. bis 13. August) lieferte die in Bestbesetzung angetretene deutsche Auswahl eine perfekte Generalprobe ab. Diskus-Riese Robert Harting machte am Sonntag den Deckel auf den Sieg: Im letzten Versuch fing der 32-jährige Berliner mit Saisonbestleistung von 66,30 Meter den führenden Polen Robert Urbanek (66,25) noch ab. „Wenn der Wettkampf so aufhört, mit ein bisschen Adrenalin, mit Freude, mit einem guten, runden Wurf, dann kann man sich nicht beschweren“, sagte Harting.

In Abwesenheit von Titelverteidiger Russland, der als Folge seines Dopingskandals derzeit von Wettkämpfen suspendiert ist, machten die deutschen Athleten deutlich, dass sie derzeit die klare Nummer eins Europas sind.

Dafür ist vor allem die junge Garde verantwortlich. So schrieb Konstanze Klosterhalfen in Lille das nächste Kapitel ihres Läufermärchens. In der Regel bestreitet sie ihre Rennen von der Spitzenposition aus. Diesmal aber reihte sie sich zunächst im elf Läuferinnen starken Feld ein. Nach der Hälfte der Distanz war es um ihre Zurückhaltung geschehen: Unwiderstehlich zog sie auf und davon. Im Ziel betrug der Vorsprung auf Polens amtierende Europameisterin Angelika Cichocka (4:12,16) rund zweieinhalb Sekunden.

„Unsere Taktik ist aufgegangen. Ich bin total glücklich. Ich sollte mich zunächst zurückhalten, was ich ja sonst nicht mache“, sagte Klosterhalfen dem Internetportal „leichtathletik.de“. Und blickte gleich darauf in die nahe Zukunft. Obwohl die 20-Jährige aus dem Siebengebirge in dieser Saison auch bereits eine herausragende 5000-Meter-Zeit (14:51,38) gelaufen ist, hat sie sich festgelegt: „Der Fokus liegt erst mal auf den 1500 Metern, wahrscheinlich auch bei der DM in Erfurt.“ Die nationalen Titelkämpfe werden für Klosterhalfen zur Durchgangsstation auf dem Weg zur U23-EM im polnischen Bydgoszcz (13. bis 16. Juli) und der WM in London (4. bis 13. August).

Überhaupt die Läuferinnen: Bereits am Samstag hatte die WM-Dritte Gesa Felicitas Krause die Kontrahentinnen über 3000 m Hindernis vorgeführt und als Solistin in 9:27,02 Minuten mit mehr als 17 Sekunden Abstand zur Britin Lennie Waite (9:43,33) gewonnen. „Das war großartig. Ich bin sehr glücklich, denn vergangene Woche lief es in Oslo so gar nicht“, sagte die Triererin, die bei der Diamond League in Norwegens Hauptstadt aufgegeben hatte.

Ihre Glanzform bestätige Aufsteigerin Pamela Dutkiewicz. Die Wattenscheiderin zeigte als Siegerin über 100 m Hürden in 12,75 Sekunden der weißrussischen WM-Dritten Alina Talaj (12,91) die Hacken und holte ebenfalls die maximal möglichen elf Punkte. „Das war vor allem mental schwierig. Ich habe die Verantwortung gespürt, wollte die Nerven bewahren“, sagte die 25-Jährige. Nicht nur Dutkiewicz, auch die „Flachsprinterinnen“ zeigten sich in Bestform. Die wie Klosterhalfen erst 20 Jahre alte Gina Lückenkemper (Dortmund) lief zunächst über 100 m auf Platz zwei (11,35) – dann führte sie die Staffel zum Sieg.

In einer sonst herausragenden Saison war Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler (Jena), der im Mai sensationelle 93,90 m geworfen hatte, diesmal ein wenig vom Pech verfolgt und musste sich bei schwierigen Bedingungen mit 84,22 m und Rang drei begnügen. Im Kugelstoßen wurde der zweimalige Weltmeister Storl (Leipzig) mit 21,23 m Zweiter. (mit Material von sid)

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