WM-Silber Lagenschwimmer Heintz mit "Meisterstück" über 200 m Lagen

Windsor · So etwas hätten die deutschen Schwimmer liebend gerne bei Olympia erlebt. Mit Silber bei der Kurzbahn-WM endet das Jahr für Lagenschwimmer Philip Heintz wenigstens versöhnlich. Für den Cheftrainer ist es ein "Meisterstück".

 Philip Heintz freut sich über den zweiten Platz über 200 m Lagen.

Philip Heintz freut sich über den zweiten Platz über 200 m Lagen.

Foto: Patrick B. Krämer

Stolz präsentierte Vizeweltmeister Philip Heintz die auf einem roten Miniatur-Stuhl ausgestellte Medaille.

Der Lagenschwimmer bejubelte den größten internationalen Erfolg seiner Karriere nach EM-Gold 2013 und gab den Startschuss für den erhofften versöhnlichen Jahresausklang der deutschen Schwimmer. Heintz strahlte nach seinem zweiten Platz bei den Kurzbahn-Titelkämpfen im kanadischen Windsor vom Siegerpodest - vor vier Monaten hatte auch er nach Platz sechs in Rio beim Schwimmer-Debakel noch bittere Tränen vergossen.

"Ich glaube, ich habe die letzten vier Jahre extrem gute Arbeit zusammen mit meinem Trainer Michael Spiekermann geleistet und dass das der Grundstein und das Fundament ist, dass das bei der WM so gut klappt hinten raus", sagte Heintz. Nach einem kräftezehrenden Jahr, das er im Weltcup als Gesamtvierter beendete, musste der Heidelberger noch einmal an die Grenzen gehen. "Ich habe mir gesagt, ach komm, das ist das letzte 200-Lagen-Rennen in der ganzen Saison, quälst du dich noch einmal zusammen und dann wird das schon irgendwie passen." Passte!

In 1:52,07 Minuten musste sich der 25-Jährige nur dem Chinesen Shun Wang (1:51,74) geschlagen geben. "Philip hat das Meisterstück gemacht und ist Vizeweltmeister geworden mit einer fantastischen Zeit", lobte Chefbundestrainer Henning Lambertz und sprach nach dem WM-Auftakttag von "tollen Leistungen". Auch Weltmeister Marco Koch trumpfte über 100 Meter Brust schon stark auf und erreichte als Schnellster das Finale.

Ein Meisterstück hatte sich Heintz eigentlich für die Sommerspiele in Rio erhofft. Damals war er im Vorlauf über 200 Meter Lagen mit deutscher Rekordzeit als Zweiter sogar schneller als der amerikanische Rekord-Olympiasieger Michael Phelps. Im Finale kletterte Heintz dann beim Triumph von Phelps geschlagen als Sechster aus dem Becken. Trotz des besten Ergebnisses eines deutschen Schwimmers in Brasilien war er untröstlich.

"Ich bin seit vier Jahren jeden Abend mit dem Ziel eingeschlafen, hier eine Medaille zu holen", sagte er im Olympic Aquatics Stadium von Rio schluchzend. Der Bundeswehrsoldat stellte danach sogar seine Karrierefortsetzung in Frage, übte harsche Systemkritik. "Bei Olympia ist es dann so, als trete ein Kreisligist gegen einen Champions-League-Teilnehmer an. Keine Chance", sprach es Heintz klar an.

Mittlerweile tendiert Heintz zu einem weiteren olympischen Zyklus und zählt zu den wenigen Schwimmern, die jetzt schon ein kleines bisschen Hoffnung für Tokio 2020 machen. Trotz Bundeswehrlehrgängen überzeugte er nun erst einmal auf der 25-Meter-Bahn bei der WM und im Weltcup. "Respekt und Hut ab vor der Leistung. Riesengroß", sagte der Chefbundestrainer.

Die Leistungen der deutschen Debütanten hinter Koch und Heintz waren da nur eine Randnotiz. Marius Kusch belegte beim Sieg des südafrikanischen Olympiasiegers Chad Le Clos Rang 17 über 200 Meter Schmetterling. Bei der Gold-Rückkehr von Italiens Schwimm-Diva Federica Pellegrini wurde Reva Foos 15. über 200 Meter Freistil. Maxine Wolters schlug beim nächsten Erfolg von Ungarns Dauergewinnerin Katinka Hosszu über 400 Meter Lagen als 14. an. Beim Sieg-Comeback von Park Tae-Hwan (Südkorea) über 400 Meter Freistil war Poul Zellmann als 16. der beste Deutsche. Park Tae-hwan hatte die Spiele in Rio nach einer Dopingsperre verpasst.

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