Fußball Keine Eile für Löw in K-Frage - Wer bekommt Bastis Binde?

Düsseldorf · Bastian Schweinsteiger reist am Montag zum letzten Mal als Spieler zur Nationalmannschaft. Wer das Amt als DFB-Kapitän übernehmen wird, ist weiter ungewiss. Bundestrainer Löw zögert die Verkündung womöglich bis zum Start in der WM-Qualifikation hinaus.

 Torwart Manuel Neuer gilt als Favorit für das Amt des Kapitäns der Nationalmannschaft.

Torwart Manuel Neuer gilt als Favorit für das Amt des Kapitäns der Nationalmannschaft.

Foto: Fredrik von Erichsen

Wer bekommt Bastis schwarz-rot-goldene Binde? Die Antwort auf eine der brennenden Fragen des Fußballsommers wird Joachim Löw womöglich weiter schuldig bleiben.

Wenn der Bundestrainer am Montag zum Auftakt der neuen Weltmeister-Mission in Düsseldorf spricht, ist die erwartete Verkündung des Nachfolgers von Bastian Schweinsteiger als Kapitän der deutschen Nationalmannschaft für Löw nicht zwingend vorgesehen. Die Fans rätseln also weiter: Torwart Manuel Neuer ist der Favorit. Jérôme Boateng und Sami Khedira gelten als ebenfalls geschätzte Kandidaten. Mats Hummels und der immer schlagfertige Thomas Müller sind Außenseiter in der K-Frage.

Fest steht nur: Der Test zum Länderspiel-Saisonauftakt gegen Finnland am Mittwoch (20.45 Uhr) in Mönchengladbach, für den der Neu-Dortmunder André Schürrle wegen Rückenproblemen absagen musste, soll noch einmal zur großen Bühne von Schweinsteiger werden. "Wir wollen Basti verabschieden und uns bei ihm gemeinsam mit unseren Fans für seinen Einsatz in der Nationalmannschaft bedanken. Er hat große Verdienste für den DFB, den deutschen Fußball und unsere Mannschaft", sagte Löw.

Nicht auszuschließen ist sogar, dass Löw noch bis nach der Finnland-Partie wartet und seine Kapitänsverkündung erst kurz vor dem Start in die WM-Qualifikation am kommenden Sonntag (20.45 Uhr) in Oslo gegen Norwegen vollzieht - womöglich auch aus Respekt vor Schweinsteiger. 17 seiner bislang 120 Länderspiele bestritt Schweinsteiger als Kapitän. Andere Spielführer haben eine höhere Quote. Seine Ernennung vor zwei Jahren war noch unter dem Eindruck des siegreichen WM-Finales von Rio eine Selbstverständlichkeit.

Allerdings musste Löw lange warten, bis seine Führungskraft zum Einsatz kam. Sieben Spiele fehlte Schweinsteiger müde oder verletzt und wurde vertreten von Neuer, Khedira und Müller. Auch vor und während der EM musste Löw nach Ersatz für den um Form und Fitness kämpfenden Schweinsteiger suchen. Neuer wurde zum Turnierkapitän befördert, auch das ein Indiz für die anstehende Nachfolgeregelung. Der neue Kapitän soll so oft es geht zur Verfügung stehen.

Löw hat eben seine Prinzipien. Zunächst will er der Mannschaft seine Entscheidung mitteilen, wer das Team Richtung WM-Titelverteidigung 2018 in Russland führen soll. Der 24-Mann-Kader kommt aber erst am Nachmittag im Teamhotel im schnieken Düsseldorfer Medienhafen zusammen, nach der für 13.00 Uhr terminierten Löw-Pressekonferenz.

Die Strahlkraft des Spielführerpostens wird vom Bundestrainer nicht sonderlich hoch bewertet. Der vom DFB zelebrierte Kapitänskult von Fritz Walter über Uwe Seeler und Franz Beckenbauer bis Lothar Matthäus passt nicht in die Löw-Philosophie. Eine DFB-Tradition ist schon lange über Bord geworfen, nach der der Spieler mit den meisten Länderspielen die Binde trägt. Dann wäre Mesut Özil (79 Partien) der natürliche Kandidat geworden. "Wir haben sehr viele Spieler, die die Führungsrolle übernehmen, und es herrscht eine flache Hierarchie in unserer Mannschaft", beschrieb Löw in diesem Sommer seine Sichtweise.

Diese moderne Führungskultur erwähnte auch Neuer, als er erneut auf die K-Frage angesprochen wurde. "Joachim Löw ist lang genug Bundestrainer, dass er weiß, welche Entscheidungen er trifft", sagte der Bayern-Schlussmann. Und fügte an: "Es gibt gegen einen Torwart als Kapitän keine Argumente". Auch Boateng musste immer wieder Stellung beziehen und tat dies ebenfalls diplomatisch: "Ich weiß, dass ich das gerne machen würde und es zu mir passt, aber es gibt auch andere tolle Spieler, die das machen können."

Boateng als erster dunkelhäutiger Kapitän wäre ein Signal. "Es wäre auf jeden Fall eine Aussage und etwas Besonderes, etwas Neues für die Gesellschaft", sagte Deutschlands Fußballer des Jahres. Doch Löw wird nicht politisch entscheiden, sondern pragmatisch. Und da deutet alles auf Neuer als ersten Torhüter-Kapitän nach "Titan" Oliver Kahn hin.

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