Kommentar zum Auftritt des BVB Kein Welpenschutz

Meinung · Borussia Dortmund hat in der Fußball-Champions-League eine grandiose Vorrunde gespielt. Mit dem 2:2 zum Abschluss bei Real Madrid sicherte sich das junge Team von Trainer Thomas Tuchel den Gruppensieg. In der Bundesliga sind die Leistungen allerdings noch schwankend.

 Oh, wie ist das schön: Die BVB-Spieler, hier im Jubel-Knäuel um den Torschützen Pierre-Emerick Aubameyang, genossen ihre Demonstration der Stärke in Madrid in vollen Zügen.

Oh, wie ist das schön: Die BVB-Spieler, hier im Jubel-Knäuel um den Torschützen Pierre-Emerick Aubameyang, genossen ihre Demonstration der Stärke in Madrid in vollen Zügen.

Foto: AP

Antoine Griezmann steht nicht gerade in Verdacht, ein trockener Handwerker seines Fachs zu sein. Der kleine geniale Franzose hält es eher mit den schönen Künsten. Zumal beim Fußball. Neulich erzählte der Nationalspieler, welchem Topteam Europas er besondere Aufmerksamkeit widme: dem BVB. Sobald ein Spiel der Dortmunder im Fernsehen komme, schaue er es sich auch an, denn „mit diesem Team habe ich die Garantie, dass es nicht torlos ausgeht. Und ich bevorzuge Spiele mit vielen Toren. Der BVB spielt immer spektakulär“, sagte er also.

Und er hat natürlich recht. Borussias Spieltage sind Festtage, Champagner statt Hagebuttentee. Es prickelt – beim neutralen Besucher ohnehin. Das Toreschießen fällt diesem imposanten Hochgeschwindigkeitsexpress nicht weiter schwer: 21 Treffer des BVB in der Gruppenphase der Champions League bedeuten Rekord. Gut, auch das wilde 8:4 gegen Warschau fließt in die Statistik ein. Dieses Spiel taugt durchaus als Maßstab für das Leistungsvermögen der Borussia. Wie verspielte Welpen auf der Blumenwiese hüpfen und springen und rennen die Pulisics und Dembélés umher, verkennen in ihrer Unerfahrenheit aber auch jegliche Gefahren. Die Defensive ist anfällig. Und Welpenschutz gibt es eben nicht überall in Europa. Auch zu beobachten bei diesem beeindruckenden Kräftemessen mit Real Madrid. Doch selbst ein 0:2-Rückstand hinderte die starken Dortmunder nicht daran, sich den Spaniern lange Zeit als ebenbürtig zu präsentieren.

Trainer Thomas Tuchel hat die Defizite seines Teams, das in der Liga auch schon mal das Rennen (nach hinten) vergisst ob seiner spielerischen Klasse, offenbar erkannt – und nach dem 1:2 in Frankfurt reagiert. Wie ein gestrenger Herbergsvater die unartigen Schüler wies er seine Spieler zurecht. Er hat wohl eine konkrete Ahnung vom riesigen Potenzial, das da in seiner Mannschaft schlummert. An guten Tagen, keine Frage, kann sie gegen jede Elf der Welt bestehen. Auf einen schlechten muss nun der 1. FC Köln hoffen. Denn das Griezmannsche TV-Vergnügen kommt für die Kölner am Samstag nicht infrage. Sie müssen selbst ran.

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