Ungarns Super-Schwimmerin "Iron Lady" Hosszu hat keine Angst vor dem großen Druck

Budapest · Katinka Hosszú war schon einmal der Star einer Schwimm-Großveranstaltung in Budapest. Dann kam der Absturz. Nun, zur WM im eigenen Land, ist sie ganz oben.

 Katinka Hosszú versetzt die wassersportverrückten Ungarn in Budapest in Euphorie.

Katinka Hosszú versetzt die wassersportverrückten Ungarn in Budapest in Euphorie.

Foto: Jens Büttner

Als am Sonntagmorgen ihr Gesicht auf der Leinwand erschien und Katinka Hosszu mit den grau lackierten Fingern ins Publikum winkte, wurde es zum ersten Mal bei der Schwimm-WM richtig laut in der Duna Aréna.

Die bis dahin etwas reservierten Zuschauer rissen die Arme nach oben, hielten rot-weiß-grüne Flaggen und selbst gebastelte Plakate hoch und pfiffen vor Euphorie. Und Katinka Hosszú ließ gleich mal die Muskeln spielen. Angefeuert von den ungarischen Fans schwamm die dreimalige Olympiasiegerin schon im Vorlauf über 200 Meter die Konkurrenz in Grund und Boden. Nach 2:07,49 Minuten hatte die Weltrekordlerin fast drei Sekunden Vorsprung auf die zweitbeste Schwimmerin aller Vorläufe.

Es war ein Zeichen an die Konkurrenz. Aber auch eines an die Fans. Ganz nach dem Motto: Macht euch keine Sorgen, ich mach das schon. Hosszú ist für die Ungarn das Gesicht dieser WM. "Iron Lady" nennen die Ungarn sie - und sie selbst sich auch. Und so sieht sich auch selbst gerne. Tough, mutig, unbeirrbar. Den Druck vor dem Heimspiel will sie sich aber nicht anmerken lassen. "Ich habe keine Angst zu versagen", beteuerte die mehrfache Weltrekordlerin. "Ich will es genießen, die Weltmeisterschaften zu Hause zu haben."

Wie sie mit Druck umgeht, hat die 28-Jährige inzwischen gelernt. 2010 bei der EM in Budapest war sie schon einmal der große Star. Mit gerade 21 Jahren und als Sportlerin des Jahres in Ungarn gewann sie Gold über 200 Meter Lagen, 200 Meter Schmetterling und mit der Staffel.

Zwei Jahre später, bei Olympia in London, der Tiefpunkt: Als Vierte über 400 Meter Lagen und Achte über die halbe Distanz verpasste sie die Medaillen, über 200 Meter Schmetterling sogar den Endlauf. "Ich war ganz schön niedergeschlagen", sagte sie später. "Ich war nicht einmal sicher, ob ich weiter schwimmen wollte."

Die entscheidende Veränderung: Ihr damaliger Freund und heutiger Ehemann Shane Tusup wurde ihr Trainer. Seitdem schwimmt sie von Sieg zu Sieg, von Weltrekord zu Weltrekord. "Ich glaube fest daran, dass die Vorbereitung in der Kabine sehr entscheidend ist. Es ist elementar, mit welcher Mentalität du ins Rennen gehst." Diese vermittelt ihr Tusup offensichtlich. Und so ist die inzwischen dreifache Olympiasiegerin gerüstet für den Druck und die Erwartungen in Budapest.

Schon im Vorfeld sorgte die "Iron Lady" mit offenen Briefen und kritischen Anmerkungen zum Weltverband FINA für Aufsehen. Zudem hat sie eine Athleten-Organisation gegründet. Auf der Mitgliederliste stehen 15 Olympiasieger. Dazu auch Weltmeister Marco Koch. "Es geht darum, der FINA zu signalisieren, dass wir ein Mitspracherecht brauchen", sagt dieser. "Wir müssen mal abwarten, was daraus wird."

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