GA-Kommentar zu Problemen des Sports Hilfloser als eine Weltklimakonferenz

Meinung | BONN · Ein neues Zentrum für Sport und Menschenrechte will Konflikte und Probleme im internationalen Sport lösen. Es soll 2018 seine Arbeit aufnehmen, mehr Transparenz und klarere Verantwortlichkeiten schaffen. GA-Sportredakteur Berthold Mertes sieht kaum Erfolgschancen für das vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC), dem Weltfußballverband Fifa, Menschenrechtsorganisationen sowie Sponsoren am Donnerstag in Genf angekündigte Projekt. Er findet, es wirke hilfloser als eine Weltklimakonferenz.

 Der Hochgeschwindigkeitszug Korea Train Express soll die Besucher der Olympischen Winterspiele im Februar nach Pyeongchang bringen. Doch wohin führt der Weg der olympischen Bewegung?

Der Hochgeschwindigkeitszug Korea Train Express soll die Besucher der Olympischen Winterspiele im Februar nach Pyeongchang bringen. Doch wohin führt der Weg der olympischen Bewegung?

Foto: dpa

Wenn du nicht mehr weiter weißt, dann gründe einen Arbeitskreis. So gesehen ist die gemeinsame Ankündigung des IOC und der Fifa vom Donnerstag, ein neues Zentrum für Sport und Menschenrechte aufzubauen, ein weiteres Indiz für die desaströse Situation: Wer Sport sagt, meint auch Doping, Korruption und Menschenrechtsverletzungen.

Das alles lässt sich nicht mehr trennen. Die Zeiten des Wegschauens sind vorbei. Groß erscheint die Gefahr, dass das System kippt. Dass die Faszination großartiger Fernsehbilder und die Begeisterung, die Stadionerlebnisse vermitteln, bald nicht mehr ausreichen, all die krankhaften Nebenwirkungen auszublenden. Dass nicht mal wieder das Drumherum kollektiv vergessen wird, sobald der Ball rollt oder der erste Startschuss ertönt ist. Weil die Glaubwürdigkeit auf ganzer Linie dahin ist.

Vor den Olympischen Spielen in Rio 2016 hat das IOC mit seinem Präsidenten, dem Diplomatie-Weltmeister Thomas Bach, die historische Chance verpasst, mit einer härteren Bestrafung Russlands wegen seines Dopingsystems ein unmissverständliches Zeichen zu setzen.

Wie das IOC spielt auch die Fifa sportpolitische Querpässe statt Russlands Doping-Drahtzieher in die Defensive zu drängen. Ignoriert die Erkenntnisse aus dem Report der Welt-Anti-Doping-Agentur, die auch Manipulationen im Fußball wahrscheinlich erscheinen lassen. Motto: Stillhalten und aussitzen. Das gilt für alle Abgründe hinter der glitzernden WM-Fassade: Auch den Umgang mit Kritikern und Homosexuellen, die Hooliganproblematik, die Ausbeutung nordkoreanischer Arbeiter.

Fünf vor Zwölf? Längst vorbei im Weltsport. Mit Blick auf Winter-Olympia in Pyeongchang kommt die Dimension eines drohenden Krieges hinzu, der an Südkoreas Firmament aufzieht.

Olympischer Friede? Wen kümmert das in dieser Welt? Jenes Unterfangen, das Menschenrechtsorganisationen sowie Sponsoren anschieben wollen, um die Sportwelt besser zu machen: Es wirkt noch hilfloser als eine Weltklimakonferenz. Für die Sportereignisse 2018 ist es ohnehin zu spät. Der Horizont, um den so schützenswerten Idealen des Sports wieder näherzukommen, muss in die 2020er Jahre reichen. Momentan drehen sich alle im Kreis, weil keiner weiter weiß. Und gründen deshalb einen Arbeitskreis.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Verstärkung für die Bonn Capitals
Baseball: Phlidrick Llewellyn kommt in die Rheinaue Verstärkung für die Bonn Capitals
Aus dem Ressort