Heim-EM: Einmal Gold und viermal Silber für Slalom-Kanuten

Markkleeberg · Medaillen durften Deutschlands Slalom-Kanuten bei ihrer Heim-EM reichlich bejubeln - auf Gold über eine olympische Strecke aber mussten sie bis ganz zum Schluss warten.

 Die Deutschen Franz Anton (vorderes Boot, vorn) und Jan Benzien sowie das Sieger-Duo Robert Behling (hinteres Boot, vorn) und Thomas Becker jubeln. Foto: Jan Woitas

Die Deutschen Franz Anton (vorderes Boot, vorn) und Jan Benzien sowie das Sieger-Duo Robert Behling (hinteres Boot, vorn) und Thomas Becker jubeln. Foto: Jan Woitas

Foto: DPA

Nach einer furiosen Fahrt auf dem Wildwasserkurs von Markkleeberg kürten sich Robert Behling und Thomas Becker völlig überraschend zu neuen Europameistern im Canadier-Zweier. Die Freundinnen der beiden vergossen Freudentränen, der Verbandschef verspürte Genugtuung. "Wir haben in unserer ehemaligen Problemdisziplin große Fortschritte gemacht", konstatierte Thomas Konietzko stolz. Insgesamt gab es beim Heimspiel fünf deutsche Plaketten in den vier olympischen Klassen.

Titelverteidigerin Ricarda Funk, Peking-Olympiasieger Alexander Grimm (beide Kajak-Einer) und der Olympia-Zweite Sideris Tasiadis (Canadier-Einer) gewannen ebenso Silber wie bei den Canadier-Zweiern das Duo Franz Anton/Jan Benzien. "Einen Doppelsieg im C2 gab's lange nicht mehr. Jetzt versuchen wir, auch bei der WM im Herbst daran anzuknüpfen", sagte Becker, der wegen einer schweren Erkrankung lange um die Fortsetzung seiner Karriere bangen musste. Inzwischen geht der Blick nur noch nach vorne: "Wir wollen bei Olympia dabei sein!", kündigte der 25-Jährige aus dem sachsen-anhaltischen Schkopau an.

Auf eine solch starke Ausbeute hatten die Slalom-Paddler bei Titelkämpfen lange warten müssen, bei der WM 2014 in den USA durften Bundestrainer Michael Trummer & Co. schon mit zwei Bronzemedaillen in den olympischen Disziplinen zufrieden sein. Bei der nächsten WM im September werden in London die Olympia-Quotenplätze für Rio 2016 ausgefahren. Die EM-Medaillen seien "das Ergebnis eines stetigen Aufschwungs in den letzten Jahren", sagte Konietzko. Sportchef Jens Kahl gestand, dass der Heimvorteil "eine Rolle gespielt hat, weil einige unserer Athleten die Anlage sehr gut kennen". Aber auch die gezielte Trainingsarbeit habe Wirkung gezeigt. "Unser Konzept ist, dass wir angreifen wollen, je näher es auf Olympia zugeht."

Mit etwas mehr Glück hätte es sogar noch zu weiteren Goldmedaillen gereicht. Die erst 23 Jahre alte Funk verpasste ihren zweiten EM-Einzeltitel nach 2014 nur um 0,43 Sekunden, die ihr im Ziel auf die siegreiche Spanierin Maialen Chourraut fehlten. Tasiadis fehlten am Samstag 0,45 Sekunden auf den Slowenen Benjamin Savsek. Und Grimm, der nach einer Schwächephase in den Jahren 2012 und 2013 inzwischen wieder an Konstanz gewonnen hat, lag am Ende um 1,27 Sekunden hinter dem Franzosen Boris Neveu. Im nicht-olympischen Teambereich gab es durch die Kajak-Einer-Piloten noch einen EM-Titel.

Bemerkenswert war vor den Toren Leipzigs vor allem die Leistung von Tasiadis, dessen Freundin seit längerem schwer erkrankt ist. Der 25-Jährige trotzte der enormen psychischen Belastung mit einer nervenstarken EM-Leistung. "Ich habe vor keinem in diesem Zirkus mehr Hochachtung als vor Sideris. Nur ganz wenige in seinem Alter hätten diese Situation so bewältigen können wie er", sagte Konietzko.

Um für seine Freundin - die ehemalige Slalom-Kanutin Claudia Bär - da zu sein, hatte Tasiadis im vergangenen September kurzfristig auf einen WM-Start in den USA verzichtet. "Ich habe heute auch an sie gedacht", erklärte der Schwabe. "Aber wenn ich fahre, muss ich das ein bisschen trennen. Mittlerweile gelingt mir das ganz gut."

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