Kommentar Grenze überschritten

Der deutsche Eishockey-Torwart Thomas Greiss hat mit seinen Sympathiebekundungen für Hitler-Vergleiche bei Instagram ein Eigentor geschossen.

 In der Kritik steht Eishockey-Nationaltorhüter Thomas Greiss.

In der Kritik steht Eishockey-Nationaltorhüter Thomas Greiss.

Foto: dpa

Im Eishockey gibt es keine Eigentore. Stimmt nicht? Doch: In der Statistik ist das richtig. Wie auch immer der Puck ins Tor geht, der Treffer wird dem Spieler des Gegners zugeschrieben, der die Scheibe zuletzt berührt hat. Soviel zum Sportlichen.

Thomas Greiss ist ein außergewöhnlich guter Torhüter. Das bewies er im Auftaktspiel der deutschen Mannschaft bei der Eishockey-WM, als er mit seinen Paraden den 2:1-Überraschungserfolg gegen die USA festhielt. Kaum eine Woche später macht er wieder Schlagzeilen: Eine Recherche hat über den Super-Torwart, der seit elf Jahren in den USA lebt und spielt, zu Tage gefördert, dass er offensichtlich ein Fan von Donald Trump ist. So sehr Fan, dass er auf Instagram antidemokratische Beifallsbekundungen – in den Sozialen Netzwerken „Like“ genannt – platzierte. Ihm gefiel dort ein Beitrag, der nach der stereotypen Bildgebung rechter amerikanischer Gesinnung Hillary Clinton mit Hitler verglich. Und einen weiteren, der Trump mit einem Schwert und Clintons Kopf in der anderen Hand zeigt.

Sympathisch ist das nicht, aber man muss es aushalten – bis zu einem gewissen Punkt. Selbst wenn man voraussetzt, dass es eine Gedankenlosigkeit des inzwischen amerikanisierten Keepers der New York Islanders war, bei Hitler-Vergleichen sind zumindest hierzulande die Grenzen der Meinungsfreiheit erreicht. Für jemanden, der Deutschland repräsentiert, sogar überschritten.

Wenn Bundestrainer Marco Sturm meint, „Alles, was außerhalb des Eishockeys ist, ist jedem Spieler selbst überlassen“, dann ist das sein Eigentor in diesem Fall. Wer ein Nationaltrikot trägt, verpflichtet sich auch demokratischen Werten. Immer.

Die Meldung kommt für den Deutschen Eishockey-Bund während des Heimturniers zur Unzeit, vielleicht wollte man das Thema möglichst klein halten. Dennoch ist der wachsweiche Umgang damit ein Armutszeugnis. Ein Gespräch mit dem Entfernen der Likes als Ergebnis reicht nicht. Der von DOSB-Präsident Alfons Hörmann angedrohte Olympia-Ausschluss muss es nicht sein, aber der Verband hätte eine angemessene Strafe verhängen müssen. Grundsätze müssen immer gelten, auch während einer WM – und nicht nur, wenn ihre Konsequenzen gerade verkraftbar sind. Es gibt Eigentore beim Eishockey.

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