Kommentar zum Rückzug Budapests Glanz verloren
Meinung · Nach Hamburg, Rom und Boston hat nun auch Budapest seine Bewerbung als Austragungsort der Olympischen Spiele 2024 zurückgezogen - der einstiege Glanz der Spiele scheint verflogen.
Einst verströmten die Spiele Glanz. Die Menschen fieberten dem ersten Startschuss entgegen. Noch heute schwärmen die Älteren von Armin Harys 100-Meter-Olympiasieg in Rom 1960. Bob Beamons Jahrhundertsprung auf 8,90 Meter in Mexiko-City 1968 hat sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Für Athleten und Zuschauer war es „One Moment in Time“, ein besonderer Augenblick, wie ihn Whitney Houston in ihrer Olympia-Hymne der Spiele von Seoul 1988 besang.
Man sollte denken, dass Städte und Bürger geradezu danach lechzen, das prestigeträchtige Großereignis auszurichten. Viel mehr geht im internationalen Sport nicht. Doch für die Winterspiele 2022 zogen gleich vier Bewerber zurück: München, Krakau, Lemberg und Stockholm – drei davon wegen Widerstandes aus der Bevölkerung. Den Zuschlag erhielt Peking gegenüber Almaty/ Kasachstan. Auch für die Sommerspiele 2024 bleiben mit Los Angeles und Paris nur zwei Interessenten, denn nach Hamburg, Rom und Boston lehnt nun auch Budapest die Gastgeberrolle ab. Hauptgrund erneut: der Widerstand aus der Bevölkerung.
Die Spiele haben viel von ihrem Glanz verloren. Gigantismus, Doping-Sumpf, Korruption bescherten dem internationalen Sport die wohl größte Glaubwürdigkeitskrise seiner Geschichte. Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, gelingt es bislang nicht, verspieltes Vertrauen zurückzugewinnen. So ist das Budapester Nein eine krachende Niederlage für ihn und das IOC. Ob es auch ein Weckruf ist, bleibt abzuwarten.