"Ein Desaster" Geipel kritisiert die Null-Toleranz-Politik von Bach

Frankfurt/Main · Für Ines Geipel ist die Null-Toleranz-Politik des Internationalen Olympischen Komitees und ihres Präsidenten Thomas Bach im Kampf gegen Doping gescheitert.

 Ines Geipel ist Vorsitzende der Doping-Opfer-Hilfe.

Ines Geipel ist Vorsitzende der Doping-Opfer-Hilfe.

Foto: Martin Schutt

"Die Tabuisierung von Doping ist das eine, aber es hinken diejenigen meilenweit hinterher, die dafür verantwortlich sind, den Sport aus der Krise zu führen", sagte die Anti-Doping-Kämpferin und frühere Weltklassesprinterin im Interview mit dem Fachmagazin "Leichtathletik". "Jetzt sehen wir das Ergebnis dieser Politik: Ein Desaster, bei dem man sich nur noch abwenden will."

Der Anti-Doping-Kampf komme zwar in der Gesellschaft stärker an, doch der Sport habe aktuell ein "riesiges Imageproblem und seine Schadensbilanz wird mit jedem Tag größer". Geipel sagte weiter: "Wer ist in der Lage, eine echte Reform auf den Weg zu bringen? Da sieht es aktuell doch eher mau aus."

Auch Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes und Befürworter einer strikten Anti-Doping-Politik, nimmt Geipel nicht von der Kritik aus. "Der Leichtathletik-Verband hat ja länger schon so eine merkwürdige Tradition der verbalen Blümeranz", sagte sie. "Will sagen, da stimmen Bild und Ton nicht zusammen."

Anstoß der Kritik ist Prokops Befürwortung der Neubewertung von Europa- und Weltrekorden vor dem Hintergrund der Doping-Vergangenheit in der Leichtathletik. "Denn Herr Prokop hätte die Rekordaberkennung in der deutschen Leichtathletik ja schon vor zehn Jahren haben können."

Ein Vorstoß von Prokop, dopingverdächtige Rekorde aus der deutschen Bestmarkenliste zu streichen, war Mitte der 2000er Jahre wieder verworfen worden, obwohl ein juristisches Gutachten dies für zulässig ansah.

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