"Wenig Geduld" Geglückter Start für Berger und die neue DTM

Hockenheim · Der Neuanfang ist der DTM gelungen. Die Reformen zeigen Wirkung und verschaffen Gerhard Berger eine geglückte Premiere als Chef der Rennserie. Der Kampf um die Zukunft der DTM aber geht weiter.

 Gerhard Berger hat weitere kurzfristige Regeländerungen für die DTM ausgeschlossen.

Gerhard Berger hat weitere kurzfristige Regeländerungen für die DTM ausgeschlossen.

Foto: Uwe Anspach

Einen besseren Einstand in sein Reformprojekt hätte sich der neue DTM-Chef Gerhard Berger kaum wünschen können.

Zum Auftakt des Deutschen Tourenwagen Masters in Hockenheim sorgte die umfassende Regelkur für die erhoffte Renn-Action, Fahrer und Hersteller beschworen in seltener Einigkeit eine Aufbruchsstimmung - und dann ist Bergers Neffe Lucas Auer auch noch der erste Spitzenreiter der Saison. Der kritische Erneuerer Berger indes drückt beim Umbau der Rennserie trotz der ersten Erfolge des Kurswechsels weiter aufs Tempo. "Stichwort: wenig Geduld", sagt der Österreicher.

Der ehemalige Formel-1-Pilot ist als Nachfolger des langjährigen Patrons Hans Werner Aufrecht das neue Gesicht der DTM, in der sich wegen sinkender TV-Quoten und dem Sparzwang bei Audi, BMW und Mercedes zuletzt so mancher die Frage nach der Zukunft stellte. Berger weiß um den Druck, der angesichts des in diesem Jahr auslaufenden Fernseh-Vertrags mit der ARD und des nur bis Ende 2018 gültigen Bekenntnisses der drei Hersteller zur DTM auf ihm lastet.

Umso größer war das Aufatmen, als die ersten Renn-Kilometer der Saison beste Unterhaltung boten. Dass jeder Autobauer in den beiden Rennen am Samstag und Sonntag jeweils einen seiner Piloten aufs Podium schicken durfte, hob die Laune im Fahrerlager noch zusätzlich. Beim Auftaktsieg des Österreichers Auer im Mercedes wurde BMW-Fahrer Timo Glock Zweiter vor Audi-Pilot Mike Rockenfeller. Einen Tag später steuerte der Brite Jamie Green seinen Audi im Regen als Erster vor Landsmann Gary Paffett (Mercedes) und Titelverteidiger Marco Wittmann (BMW) über die Ziellinie. "Generell habe ich das Gefühl, dass die DTM gerade im Aufwind ist", sagt Mercedes-Teamchef Ulrich Fritz.

Futter für diesen Optimismus liefert das noch kurz vor Saisonstart nachgebesserte Regelpaket, das in Hockenheim den ersten Praxistest bestand. Die neuen Reifen eröffnen zusätzliche Taktik-Optionen, das weitgehende Funkverbot soll die ungeliebte Teamorder verhindern und rückt die Fahrer mehr in den Mittelpunkt. Stärkere Motoren, weniger Personal für die Reifenwechsel, Zusatzpunkte für die Qualifikation - alles zielt auf mehr Spektakel für den Fan. "Im Winter hat die Serie in vielerlei Hinsicht die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt", urteilt BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt.

Bergers Aufgabe ist es nun, diese Zukunft zu sichern. Dafür stellt der 57-Jährige alles auf den Prüfstand, besetzt Schlüsselpositionen mit Vertrauensleuten und nutzt seine ganze Routine aus den Jahren als Fahrer und Teamchef in der Formel 1. "Der Gerhard ist genau der Richtige für den Job, hat viel Erfahrung und super Kontakte", sagt Audi-Motorsportchef Dieter Gass.

Weitere Einschnitte in den Sport in dieser Saison, die insgesamt 18 Wertungsläufe umfasst, schließt Berger allerdings aus. "Die Kugel ist aus dem Rohr. Man muss jetzt über 2018 nachdenken", sagt der Österreicher. Die ebenfalls im Umbruch steckende Formel 1 sieht er dabei nicht als Orientierungshilfe. "Die DTM darf nicht den Fehler machen, auf die Formel 1 zu schauen und zu sagen: Ich muss auch so sein. Sie muss ihre eigene DNA bauen", sagt Berger.

Dazu gehört aus seiner Sicht auch ein größeres Fahrerfeld, das in diesem Jahr von 24 auf 18 Piloten geschrumpft ist. Den Einstieg weiterer Hersteller nennt Berger als Wunsch - oder aber das Engagement professioneller Privatteams. "Das wäre wunderschön", meint Berger. Arbeit gibt es für ihn im neuen Job genug.

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