Final Four in Köln Gänsehaut und Dankbarkeit bei Handballer Dominik Klein

Köln · Dominik Klein beendet mit dem Final Four in Köln seine Karriere. Mit seiner Mannschaft HBC Nantes kämpft er am Wochenende um die Krone im Vereinshandball.

 Seine letzten Partien einer erfolgreichen Handball-Karriere: Dominik Klein (r.), Rechtsaußen beim Final Four-Teilnehmer HBC Nantes in Köln, - hier mit Nationalmannschaftskollegen Uwe Gensheimer.

Seine letzten Partien einer erfolgreichen Handball-Karriere: Dominik Klein (r.), Rechtsaußen beim Final Four-Teilnehmer HBC Nantes in Köln, - hier mit Nationalmannschaftskollegen Uwe Gensheimer.

Foto: Martin Sauerborn

Dominik Klein bekommt Gänsehaut. Der 34-jährige Linksaußen des HBC Nantes muss nur an die Lanxess Arena denken, schon stellen sich die Haare an seinen Armen auf. Vor dem Champions League-Halbfinale gegen Paris und dem letzten großen Auftritt seiner erfolgreichen Karriere unterhielt sich Martin Sauerborn mit dem gebürtigen Miltenberger.

Herr Klein, es Ihre siebte Teilnahme an einem Final Four, aber die erste ohne das im Trikot des THW Kiel zu tragen. Wie fühlt sich das an?

Klein: Das ist eine spezielle Situation, denn es kommen ja einige Komponenten für mich zusammen. Mein Karriereende, diese überragende historische Saison mit einem jungen französischen Verein, der in seiner zweiten Saison schon im Final Four steht. Die Emotionen werden hochkochen.

Die Lanxess Arena müsste sich für Sie anfühlen wie Ihr eigenes Wohnzimmer?

Klein: Die Vorfreude ist groß. Köln bringt mir diese Bilder im Kopf, die Gänsehaut produzieren. Köln ist etwas Besonderes für mich und ja, die Arena ist wie ein Zuhause.

Es schließt sich für Sie am Wochenende in Köln auch ein Kreis von 2007 bis 2018?

Klein: Der WM-Titel 2007 war der Startschuss für alles. Den Hunger auf Erfolg habe ich danach nie stillen können. Ich war mit dem THW Kiel 2010 der erste Sieger hier in Köln. 2012 hatten wir die perfekte Saison mit 68:0-Punkten und dem Sieg hier. Ich kriege schon wieder Gänsehaut. Egal wie es ausgeht, eines ist klar: Die Emotionen als Dankeschön zu bekommen, mit der Familie und Freunden so etwas noch einmal erleben zu dürfen, ist einfach nur großartig.

Das muss Ihnen vorkommen wie ein Traum. Als sie 2016 nach Nantes gewechselt sind, war dieser Erfolg so nicht zu erwarten?

Klein: Als ich vor meinem Wechsel fragte, wo sich der HBC sieht, wurde mir gesagt, dass der Club in die Champions League will und deshalb in Spieler wie mich investiert. Dieser Erfolg ist ein großer Verdienst des Vereins und der Spieler, die so unbekümmert sind. Der Star in Nantes ist die Mannschaft und jetzt spielen wir im Halbfinale gegen eine Mannschaft nur mit Stars.

Sie sind gegen Paris in der Außenseiterrolle. Wie können Sie das Spiel trotzdem gewinnen?

Klein: Bevor ich nach Nantes gegangen bin, habe ich mich bei meinen Ex-Mitspieler aus Kiel Daniel Narcisse erkundigt. Er hat gesagt, dass Nantes ganz unangenehm ist. Wir spielen eine aggressive Abwehr mit Herzblut und gutem Umschaltspiel. Damit und mit unserem Publikums werden wir unsere Chance haben.

Sie sprechen immer wieder von den HBC-Fans. Warum?

Klein: Mir wurde gesagt, dass ich aus der beste Halle der Bundesliga in Kiel zu den besten Fans in Frankreich komme. Das stimmt. Wir werden in Köln einen sympathischen Eindruck hinterlassen, was die Fankultur angeht. Alle werden wie bei unseren Heimspielen Lila tragen und musikalisch haben wir auch etwas zu bieten

Was denn?

Klein: In Nantes spielt immer eine Blaskapelle und ich habe gehört, dass sie auch in Köln sein wird. Die Kapelle spielt nach jedem Sieg ein „Prosit der Gemütlichkeit“ als Ständchen für mich. Ich habe das ganze Jahr über Oktoberfest. Für mich als Bayer ist das perfekt.

Warum ist der französische Handball so erfolgreich?

Klein: Die finanzielle Unterstützung durch, Stadt, Region und Staat ist ganz anders als in Deutschland, wo ja gerade eine große Diskussion über die Finanzierung des Spitzensports läuft.

Verliert die Bundesliga ihren Ruf als stärkste Liga der Welt?

Klein: Nein, das ist und bleibt sie. Es wird aber darum gehen, die Belastung für die Spieler runterzufahren. In Frankreich haben wir 26 Ligaspiele, in Deutschland sind es 34. Diese Diskussion muss geführt und die Spieler gehört werden. In Frankreich ist die Gewerkschaft der Spieler viel stärker. Ich bin gerne bereit, meine Erfahrungen und mein Wissen einzubringen, auch wenn es für als Spieler dann zu spät sein wird (lacht).

Sie treffen am Samstag auch auf Uwe Gensheimer, Ihren Nachfolger als Linksaußen der deutschen Nationalmannschaft. Gibt es eine private Challenge?

Klein: Nein, noch nicht. Aber vielleicht treffen wir uns später noch am Bierausschank. Wir haben in den vergangenen Jahren so oft gegeneinander gespielt, dass es nichts Besonderes ist. Außerdem begegnen wir uns auf den linken Außenbahnen während des Spiels ja auch nicht.

Gibt es ein Szenario, in dem Sie doch noch ein Jahr dranhängen?

Klein: Nein, es passt jetzt einfach. Meine Frau Isabell erwartet im September unser zweites Kind und beendet auch ihre Karriere. Wir wollen uns Zeit nehmen für die Dinge, die zu kurz gekommen sind wie Reisen und Charity-Aktionen. Ich bin Mukoviszidose-Botschafter und WM-Botschafter 2019 für München.

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