Kommentar zur Olympia-Bewerbung von NRW Eine Chance auf Olympia

Meinung · Die Olympischen Bewegung hat in den vergangenen Jahren vieles an Glaubwürdigkeit eingebüßt. Für eine Olympia-Bewerbung von NRW spricht aber trotzdem einiges. Ein Kommentar von Berthold Mertes.

Deutschland war zweimal Olympia-Gastgeber: 1936 mit Berlin und Garmisch-Partenkirchen, 1972 mit München. Die jüngere Geschichte deutscher Olympiabewerbungen aber ist eine Geschichte des Scheiterns. Berlin (Bewerbung für 2000), Leipzig (2012) und München (2018) erlebten Debakel, weitere Versuche schafften es noch nicht einmal bis zur Bewerbungsreife. Das ist Futter für die vielen Skeptiker, denen ein neuer Anlauf zu früh kommt.

Frisch in Erinnerung sind die verbrannten Finger, die sich der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) unter seinem ehemaligen Chef Michael Vesper holte – obwohl der ehemalige Grünen-Minister mit allen (sport-)politischen Wassern gewaschen war. Nach den gescheiterten Bemühungen um die Winterspiele 2018 fiel das DOSB-Ansinnen eines neuerlichen Anlaufs bei einer Bürgerbefragung durch, und 2015 sprach sich die Bevölkerung von Hamburg dagegen aus, ihre Stadt ins Rennen um die Sommerspiele 2024 zu schicken.

Auf welchem Nährboden soll nun also eine realistische Chance auf Olympia an Rhein und Ruhr wachsen? Zumal die Glaubwürdigkeit der Olympischen Bewegung durch fortwährende Korruptions- und Dopingfälle in der kritischen deutschen Öffentlichkeit gegen Null tendiert.

Drei Dinge sprechen für die Initiative. Erstens: Die Sportbegeisterung im Bundesland NRW – von hier kommt ein sehr großer Teil der erfolgreichsten deutschen Athleten. Zweitens: Die Nachhaltigkeit der möglichen Bewerbung, die auf einer zu 80 Prozent vorhandenen Infrastruktur fußt und in Einklang mit der vom Internationalen Olympischen Komitee verabschiedeten Agenda 2020 steht.

Drittens, und das hat im digitalen Zeitalter großes Gewicht: Michael Mronz als Persönlichkeit an der Spitze überzeugt nicht nur mit Sachargumenten, sondern mit einer erstklassigen, auf die modernen Kommunikationskanäle abgestimmten PR-Strategie. Der Enthusiasmus, den Netzwerker Mronz verbreitet, wirkt ehrlich – auch wenn der Sport- und Eventmanager durch das Projekt wirtschaftlich profitieren dürfte. Es ist vorstellbar, dass sein Begeisterungsfunke irgendwann das olympische Feuer an Rhein und Ruhr entfacht.

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