Kommentar zur Mega-WM Ein Etikettenschwindel
Meinung | BONN · Das Council des Weltverbandes Fifa hat beschlossen, dass ab 2016 die Endrunde der Fußball-Weltmeisterschaft mit 48 statt 32 Teilnehmern gespielt wird. In Deutschland wurde die Entscheidung mit Entsetzen aufgenommen.
Eine Befürchtung ist unbegründet: Jene, dass Fußball-Weltmeisterschaften niemanden hinter dem Ofen hervorlocken, wenn das Teilnehmerfeld auf 48 Nationen aufgestockt ist.
In der entscheidenden Phase wird es sein wie immer: Spannend, unberechenbar – mit packenden Duellen zwischen den großen Nationen. Brasilien gegen Deutschland, Niederlande gegen Argentinien, Italien gegen Spanien. Vielleicht wird England zuschauen, aber das war außer 1966 ja auch immer schon so. Und etliche Vorrundenspiele haben bereits seit der Aufstockung auf 32 Teams im Jahr 1998 nur begrenzten Charme.
Die Mega-WM, die nach dem Beschluss des Fifa-Councils erstmals 2026 stattfindet, wird wie bisher viereinhalb Wochen dauern. Es sind weiterhin nicht mehr als sieben Siege für den Titelgewinn notwendig. Das Argument von unzumutbarer Mehrbelastung für die Stars zieht also nicht.
Was die einstimmige Entscheidung für die von Fifa-Chef Gianni Infantino vorangetriebene Ausweitung aber zeigt: Alles bleibt beim Alten im mächtigsten Sportverband der Welt. Und: Infantino ist knapp ein Jahr nach seiner Wahl als Präsident angekommen. Sein Wahlversprechen ist eingelöst – wie sein Vorgänger Sepp Blatter hat er die Gunst der kleinen Nationen rund um den Globus gewonnen.
Allzu berechtigt ist die Sorge vor einer Verwässerung des Turniers: Mehr langweilige Spiele, das Vorrundenniveau wird sinken. Nur noch die Beteiligten werden manche Partien interessant finden. Der Begriff Endrunde? Ein Etikettenschwindel. Nur den Niederlanden ist die Teilnahme von 48 Mannschaften womöglich immer noch nicht genug.