Handschlag in Hochfilze Doping-Skandal: Erst einmal Ende der Biathlon-Fehde

Hochfilzen · Nach der Versöhnung mit Anton Schipulin wartet Frankreichs Superstar Martin Fourcade darauf, dass die Russen ihn zum Wodka trinken einladen. Trotzdem schwelt die Doping-Krise im Biathlon weiter.

Mit dem Handschlag von Hochfilzen zwischen dem Franzosen Martin Fourcade und dem Russen Anton Schipulin endete vorerst die durch die Doping-Verdächtigungen ausgelöste Fehde bei den Biathleten.

"Wir wollen das abschließen und nach vorne blicken. Ich warte darauf, dass die Russen mich zum Wodka trinken einladen", sagte Fourcade. Vorerst ist Ruhe, doch wie lange? Der Weltverband IBU hat nach den Enthüllungen im McLaren-Report über sechs der insgesamt 31 verdächtigen Fälle zu entscheiden. 22 Verfahren wurden aus Mangel an Beweisen eingestellt, immerhin drei Russen mittlerweile gesperrt. Noch ist nicht klar, ob die am Doping-Pragner stehenden Nation die nach Sibirien vergebene WM 2021 freiwillig zurückgeben werden - das hat die IBU gefordert.

Außerdem wartet noch eine weitere brisante Angelegenheit auf Klärung: Nach der Durchsuchung des Teamhotels der Nationalmannschaft aus Kasachstan durch die österreichische Bundespolizei am Tag vor dem ersten WM-Rennen sind viele Fragen offen. "Ich hoffe, dass es bald wieder einen sauberen Biathlon-Sport gibt", äußerte die nun viermalige Weltmeisterin Laura Dahlmeier.

"Es ist erschreckend, was momentan ans Licht kommt", sagte Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner kürzlich Focus.de. "Grundsätzlich ist es für den Sport einfach nur schlimm. Wir kennen das aus dem Radsport, wo systematisch gedopt wurde, das hat den Sport kaputt gemacht. Russland macht damit auch diesen Sport ein Stück weit unsympathischer."

Möglicherweise deutet sich aber eine Kehrtwende an. Nach der provisorischen Sperre von Jekaterina Glasyrina kurz vor dem WM-Sprint schlug Russlands Vizeregierungschef Witali Mutko der Agentur TASS gegenüber erstaunliche Töne an: "Vielleicht ist es besser, sicher zu gehen, um nicht eine Medaille abgeben zu müssen, wenn etwas ist."

Doch mit Irina Starych und Alexander Loginow stellten die Russen gerade erst von EPO-Sperren zurückgekehrte Athleten auf. Starych verpasste am Sonntag als Vierte Verfolgungs-Bronze nur knapp. Beim Sieg der Deutschen in der Mixed-Staffel waren die Russen Dritter hinter Frankreich geworden. Danach ging es richtig rund zwischen Fourcade, dem Wortführer der Athleten im Anti-Doping-Kampf, und den Russen um ihren Star Anton Schipulin. "Wir haben es geklärt. Ich habe ihm gesagt, was ich dachte, er hat mir gesagt, was er dachte, und voilà", sagte Fourcade.

Russlands Männer-Coach Ricco Groß begrüßte die Versöhnung. "Es ist wirklich cool, dass zwei der stärksten Athleten der Welt die Kraft dazu gefunden haben. Jetzt können sie ihre Kämpfe wieder auf der Strecke austragen", sagte der 46-Jährige.

Groß, einer der erfolgreichsten deutschen Wintersportler, hat im Riesenreich noch einen Vertrag bis 2018. Er hat stets betont, dass derjenige aus seinem Team fliegt, der betrügt. Zur Mixed-Aufstellung sagte er: "Wir wollten eigentlich eine komplett andere Mannschaft laufen lassen, aber der Verband hat sich dann für diese Aufstellung entschieden."

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