Kommentar zu Franz Beckenbauer Doch von dieser Welt

Meinung | Bonn · Dies vorweg: Wenn der begründete Verdacht besteht, dass sich Frank Beckenbauer strafbar gemacht hat, muss gegen ihn ermittelt werden. Aber – und das hat jetzt überhaupt nichts mit dem Gesetz zu tun – es ist schon ein wenig schade um seine Lebensgeschichte.

Wäre sie so zu Ende gegangen, wie sie 70 Jahre lang begonnen hatte, so scheinbar leicht, so tänzelnd, hätte das etwas Tröstliches gehabt. Weil es dem einen oder anderen vielleicht doch gelingen könnte, auf einer Welle durchs Leben zu surfen. Einfach so. Ohne Schrammen zu bekommen und ohne Schrammen zu verursachen. Immer lächelnd. Immer erfolgreich. 70 Jahre lang war der Franz im Glück.

Es gibt viele Menschen, die gut über Beckenbauer reden. Dass er keineswegs arrogant sei, wie die wegwerfende Handbewegung so oft glauben machen wollte. Dass er immer helfe. Und dennoch ist er so weit nach oben gekommen. War Weltmeister, konnte den Ball von einem vollen Weizenglas aus ins Torwandloch schießen, wurde für seine Malheurchen eher gefeiert als verteufelt, durfte heute dies und morgen das erzählen. Viele Jahre lang schien Beckenbauer der einzige Mensch in Deutschland zu sein, der folgenlos reden und handeln durfte. Was er auch sagte und tat, es war gut. In der öffentlichen Wahrnehmung war er irgendetwas zwischen Kaiser, Lichtgestalt und Firlefranz. Jedenfalls auf seiner privaten Umlaufbahn unterwegs.

Und plötzlich soll er doch der Erdanziehungskraft unterliegen? Soll etwas justiziabel sein, was Beckenbauer verbrochen hat? Diese Vorstellung fällt schwer. Schweizer Bundesanwälte auf den Spuren eines Mannes, dessen Außenristpässe nicht von dieser Welt waren. Ermittlungsbeamte wühlen in der Wäsche einer Lichtgestalt. Das alles ist so trocken, amtlich und real, wie noch nie etwas in Franz Beckenbauers Leben war. Schade um die Illusion.

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