Kommentar zu Olympia auf Eurosport Die Qualität wird leiden

Meinung | Bonn · Die langen und zähen Verhandlungen um die TV-Übertragungsrechte sind gescheitert. Als Folge berichten die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF bei den nächsten Olympischen Spielen nicht mehr live von den Wettkämpfen. Eurosport nutzt seine Exklusiv-Rechte.

 Teure Ware: Die Fernsehbilder, die (wie hier 2012 in London) von Olympischen Spielen produziert werden, sind Milliarden wert.

Teure Ware: Die Fernsehbilder, die (wie hier 2012 in London) von Olympischen Spielen produziert werden, sind Milliarden wert.

Foto: picture alliance / dpa

Zunächst zur Beruhigung: Olympia wird nicht von der Bildfläche verschwinden. Auch nicht aus dem frei empfangbaren Fernsehen. Doch eines steht fest für alle Junkies, die ihr Glück weiterhin in einem TV-Marathon über zweieinhalb Wochen suchen und Wert auf die sprichwörtlichen olympischen Ringe unter den Augen legen: Das Vergnügen wird teurer. Wer alles sehen will, muss zusätzlich zahlen. Die Bezahl-Plattformen dafür sind längst eingerichtet.

Eines ist so sicher wie Serien-Trash und Werbeflut auf fast jedem Privatsender: Discovery Communications tritt nicht mit seinem verlängerten Arm namens Eurosport auf dem deutschen TV-Markt an, um die Reinkarnation Olympias einst reiner Seele einzuleiten. Die Logik ist eine andere: Schöne Bilder von den Gewinnern der Spiele sollen dem US-Medienkonzern schöne Gewinne bringen.

Unter diesen Vorzeichen wird der olympische Fernsehkonsum kompliziert. Anstrengender, weil nicht mehr alles aus einer Hand geliefert wird wie bislang. Bis dato hatte es jeder Olympia-Fan leicht, auch wenn er noch nicht in der digitalen Welt zu Hause war oder sein wollte: Bloß die „1“ oder „2“ auf der Fernbedienung drücken, schon war man live. Das wird jetzt anders.

Zudem wird der deutsche Blickwinkel leiden. Das liegt in der Natur des paneuropäischen Senders Eurosport, der Synergien aus einer gemeinsamen Produktion für mehrere Länder schöpft. Fraglich ist auch, ob die Öffentlich-Rechtlichen im vorolympischen Winter weiterhin Weltcups übertragen, wenn sie 2018 während der Spiele in Pyongyang gezwungen sein werden, alte Spielfilme zu zeigen.

Bei aller gelegentlich berechtigten Kritik an den Übertragungen von ARD und ZDF wird Eurosport deren journalistische Qualität nicht halten können. Kaum zu glauben, dass dort eine eigene Dopingredaktion die Schattenseiten des Sports aufhellt. Das würde ja auch zu sehr den schönen Schein stören.

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