Länderspiel gegen die Slowakei Deutschland verliert die Wasserschlacht

Augsburg · 1:3 gegen die Slowakei: Die Nationalmannschaft präsentiert sich noch nicht in EM-Form. Kimmich, Brandt, Weigl und Leno debütieren. Spielabbruch wegen Unwetter drohte.

 Bei der Wasserschlacht in Augsburg hatten die Deutschen am Ende das Nachsehen.

Bei der Wasserschlacht in Augsburg hatten die Deutschen am Ende das Nachsehen.

Foto: dpa

Als der Himmel seine Schleusen öffnete und ein Hagelunwetter über Augsburg niedergehen ließ, saßen die deutschen Spieler bereits in der Kabine. Es war Pause. Zum Glück. Denn es war ungemütlich draußen in der Arena. Etwas ungemütlicher wird es nun auch für die Nationalmannschaft, die sich bei der 1:3 (1:2)-Niederlage gegen die Slowakei noch nicht in EM-Form präsentierte. Zumindest eine Stunde lang. Sie war augerutscht in einer Wasserschlacht gegen einen Gegner, der ebenfalls die Startberechtigung für das Turnier in Frankreich (10. Juni bis 10. Juli) erlangt hat. Ergebnisse in der Vorbereitung aber, daran lässt Joachim Löw keinen Zweifel, sind für ihn von untergeordneter Bedeutung. Geärgert haben dürfte er sich dennoch.

"So etwas habe ich noch nicht erlebt", sagte der Bundestrainer und meinte damit nicht etwa die Niederlage gegen die Osteuropäer. Er meinte das Unwetter, dass aber auch nicht als Weckruf für seine Nationalspieler nach fünf verschlafenen Minuten vor der Pause diente. Ob Löw auch ein Donnerwetter auf seine Spieler niederprasseln ließ, ist nicht geklärt. Er sagte aber: "Wir konnten nach dem Wechsel nicht mehr kombinieren." Das war in den ersten 40 Minuten noch anders. In dieser Phase war der Badener "mit der Offensive zufrieden", er habe "einige gute Aktionen gesehen. Dann aber hatten wir defensiv Probleme, das Mittelfeld war zu weit offen".

Löw wollte sich vor allem ein genaueres Bild über die Leistungsstärke der vier Jungstars Julian Weigl, Joshua Kimmich, Leroy Sané und Julian Brandt machen. Sie wollten und durften sich beweisen. Zunächst kam Kimmich ebenso zu seinem Debüt wie Leverkusens Torhüter Bernd Leno, Leroy Sané zu seinem zweiten Einsatz im A-Team. Im Dauerregen von Ascona blieben dagegen die Angeschlagenen, Verletzten und Rekonvaleszenten Manuel Neuer, Thomas Müller, Mesut Özil, Marco Reus, Mats Hummels, Karim Bellarabi und Bastian Schweinsteiger

Bereits nach 20 Minuten legte sich ein zufriedenes Lächeln auf das Gesicht des Bundestrainers. Löw hatte, wie gewünscht, schon einiges zu sehen bekommen: einige schnell vorgetragene Angriffe, zwei gute Gelegenheiten. Zunächst versuchte es Götze, doch Slowaken-Torwart Matus Kozacik lenkte den Ball über die Latte (3.). Dann tankte sich Gomez kraftvoll durch, passte in die Mitte - der Schuss von Draxler wurde geblockt (7.). Dass Götze ein ganz feiner Fußballer ist, bewies er keine fünf Minuten später. Die kleine, feine Dehung des Münchners mitsamt eleganter Ballmitnahme verwirrte Juray Kucka wohl so sehr, dass er etwas ungelenk sein Bein stehen ließ. Es gab Elfmeter. Mario Gomez, gestärkt durch eine starke Meistersaison bei Besiktas Istanbul, lief an, schoss, rutschte weg - und traf ins rechte Eck (13.).

Die Slowaken fanden nicht das geeignete Mittel gegen die erst ab der Mittellinie pressenden Deutschen. Eine Variante , die die Gäste in größeres Risikio trieb. Die Löw-Elf erhielt so mehr Räume für ihre schnellen Spieler wie Sané und Draxler. Es war allerdings einem Fehler des Kapitäns Martin Skrtl zu verdanken, dass sich Sané die große Chance bot. Alleine vor Kozacik schaffte es der Jungstar nicht, den Ball im Tor unterzubringen (30.). Dann war es der Wolfsburger Draxler, der einen eleganten Lupfer Khediras volley Richtung Tor beförderte. Sein Schuss strich knapp über die Latte (32.).

Vielleicht machten es sich die Deutschen mit ihren nach der Hälfte des Trainingslagers in Ascona schweren Beinen nun etwas zu gemütlich. Denn die fünf Minuten vor der Pause dürften Löws Lächeln in einige Sorgenfalten verwandelt haben. Marek Hamsik, Star des SSC Neapel, war's einerlei. Sein humorloser Schuss aus 20 Metern landet im Winkel des deutschen Tores. Leno hatte keine Chance. Der Ausgleich - aus dem Nichts. Dann zog es Michal Duris bei einer Ecke der Gäste mit Verve zum kurzen Pfosten - erneut war Leno geschlagen, diesmal per Kopfball (44.). Die Partie war gedreht.

Und das heftige Hagelgewitter prasselte zur Pause nieder. Es wurde sogar über einen Spielabbruch diskutiert. Doch mit zwanzigminütiger Verzögerung ging es in die zweite Hälfte. Aus dem Spiel aber wurde nun eine Wasserschlacht, die den Lauf des Balles unberechenbar werden ließ. Auch für Marc-André ter Stegen. Juray Kuckas Volleyschuss nach einer Ecke rutschte dem für Leno eingewechselten Barca-Keeper durch die Beine - es hieß 1:3 (52.). Erneut gab der frühere Gladbacher bei einem Einsatz in der Nationalmannschaft eine unglückliche Figur ab. "Wir standen zu weit Weg von den Gegenspielern", bemängelte Abwehr-Ass Jerome Boateng.

Im Mittelfeld kamen nun auch der Leverkusener Brandt und Weigl zu ihrem Debüt. Doch zunächst war es der auffällige Draxler, dessen Schuss Kozacik parierte (55.). Die Deutschen zeigten auch und vor allem bei gegnerischen Standards Schwächen. Diesmal hielt ter Stegen nach einer Ecke gegen Hamsik glänzend (60.). Die Slowaken, bei denen der Noch-Kölner Dusan Svento auf der linken Seite einen ordentlichen Vortrag bot, hatten beim "Wasserball" weiter den besseren Stand. Nur Götze hatte Pech bei seinem Schuss knapp neben das Tor (82.). Die vier deutschen Jungstars, eine Weile gemeinsam auf dem Platz, legten sich zwar ordentlich ins Zeug auf dem glitschigen Boden. Ob sie aber in den EM-Kader rutschen? Löw wird seine Erkenntnisse bis Dienstag in seine Überlegungen eingearbeitet haben - dann muss er sein endgültiges Aufgebot Bekannt geben.

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