Deutschland gegen Frankreich Länderspiel in Köln wird für Toni Kroos zum Heimspiel

Köln · Der Real-Star kehrt im Länderspiel gegen Frankreich ins DFB-Team zurück, für das er auch bei der WM gesetzt zu sein scheint. Im Spielort Köln fühlt sich Weltmeister Toni Kroos besonders wohl – er hat dort seinen Zweitwohnsitz.

 Training im Südstadion: Toni Kroos, sonst eher reserviert, wird in Köln zur rheinischen Frohnatur. FOTO: AFP

Training im Südstadion: Toni Kroos, sonst eher reserviert, wird in Köln zur rheinischen Frohnatur. FOTO: AFP

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Ob Toni Kroos schon einmal vom Dom geblickt hat auf die Häuschen und die Gassen rund um den Altermarkt, ist nicht überliefert. Unwahrscheinlich wäre das nicht. Denn Kroos mag die Stadt, den Dom und die kölsche Lebensart. Während seiner Zeit bei Bayer Leverkusen hatte er im Süden Kölns gewohnt, im Stadtteil Hahnwald. Und noch heute hat er gemeinsam mit seiner Frau Jessica Farber seinen Zweitwohnsitz in der Stadt am Strom.

Fest steht allerdings, dass Kroos vor einigen Tagen einen ebenfalls sehr schönen Blick genießen durfte. Er sah also in das Wem-bley Stadion in London – von der Tribüne aus. Das ist selten, denn unten auf dem Rasen spielte die deutsche Nationalmannschaft, in der er quasi durch Regierungsbeschluss von Bundestrainer Joachim Löw in den Stand eines „Unantastbaren“ erhoben worden war. Beim 0:0 in London wurde er wegen Magen-Darm-Problemen geschont. Doch für ihn war diese Perspektive von dort oben „auch mal ganz interessant“. Er sagte das recht amüsiert.

Ohnehin war Kroos richtig gut drauf während der Fragerunde im Kölner Hyatt-Hotel vor dem Testspiel der deutschen Elf gegen Frankreich an diesem Dienstag in Köln (20.45 Uhr/ARD). Das ist etwas verwunderlich. Denn der blasse, junge Mann von einst, aufgewachsen in Greifswald nahe der Ostsee und längst ein Weitgereister, besticht üblicherweise durch seine Gelassenheit, die so trocken daherkommt wie eine seichte Böe in der Wüste. Diesmal aber war alles ein wenig anders. Vermutlich hatte sein Frohsinn weniger mit der gerade gestarteten fünften Jahreszeit zu tun – Kroos gilt dem Karneval als durchaus zugeneigt. Oder mit der Tatsache, dass er bald als Filmstar in die Kinosäle kommt. Verfilmt wird: sein Leben. Er freue sich, „zum Kreis der wenigen Sportler zu zählen, deren Leben verfilmt wird“, sagte er.

Ein Film über das eigene Leben ist ungewöhnlich für einen, der erst 27 Jahre alt ist. Dabei vergisst man schnell, dass er Weltmeister ist, bereits drei Mal die Champions League gewann, drei nationale Titel mit den Bayern holte und einen mit seinem aktuellen Verein Real Madrid. Vor allem ist es ungewöhnlich, weil er jemand ist, den es selten in die Öffentlichkeit drängt. Er ist kein Schausteller, kein Marktschreier.

So verhält es sich auf dem Platz ebenfalls nicht. Sein Wert fällt meist dann besonders deutlich auf, wenn er mal fehlt wie in England. Kroos bezieht seinen ausgezeichneten Stand in der Mannschaft – und bei den Fans – aus seinem Spiel, das an Perfektion grenzt, meist ohne die ganz spektakulären Momente. Aber der Stratege ist einer, der jeder Mannschaft der Welt Stabilität, Balance, ein Gesicht verleihen kann. Und er gehört zu jenen Spielern, die selbst dann die Ruhe behalten, wenn sich auf dem Platz wilde Szenen abspielen.

Er lebt dabei von seiner feinen Technik und den Pässen, die er scheinbar mit einem Millimetermaß in den Schuhen zu gefühlt 100 Prozent an den Mitspieler bringt. Gewissermaßen als Verteilungsschlüssel des deutschen Spiels. Kurzum: Die meisten Spiele absolviert der wandelnde Mittelpunkt sehr gut, den Rest sehr, sehr gut. Und man darf annehmen, dass er sich – trotz des langen Winters und der kurzen Pause – auf jeden Einsatz im DFB-Team freut. Natürlich auch auf den Jahresabschluss.

Dass Kroos gegen Frankreich wieder an Bord ist, dürfte auch Löw gefallen. Der Real-Star gehört zu einem festen Kern an Spielern, die sich über eine Mitreisegarantie nach Russland freuen dürfen. Andere, die um die WM-Teilnahme kämpfen müssen, möchte der Bundestrainer, der auch das 21. Spiel in Folge ohne Niederlage überstehen will, noch einmal beurteilen können. So wird es auch diesmal wieder einige Umstellungen geben. Zum Abschluss des bislang makellosen Länderspieljahrs fordert der Bundestrainer von seinen WM-Kandidaten besonders große Leidenschaft mit einer offensiven Ausrichtung. Aufmerksamkeit, Konzentration, hohes Tempo – das sind Dinge, die Löw sehen will gegen Frankreich, das ebenfalls in der Offensive (trotz so mancher Ausfälle) bemerkenswert besetzt ist. Der Badener meint, der Gegner habe seit dem bislang letzten Aufeinandertreffen im EM-Halbfinale in Marseille (2:0 für Frankreich) noch einmal „einen Schritt nach vorne gemacht“. Und: „Die Offensive der Franzosen ist immens vielfältig.“

Sich dieser entgegenzustellen, gehört auch zu den Aufgaben von Toni Kroos. Am Montag in Köln allerdings machte er nicht gerade den Eindruck, dass ihn das sehr belasten würde. Er war in Parlierlaune: Vom Gefühl her, sagte er, also vom Anschluss her habe er sich in Köln „einen Tick wohler gefühlt als in München“. Daher sei Köln sein zweiter Wohnsitz. Und dann – Achtung, Witz! – „sportlich wird es aber nicht mein erster“.

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