Sieg gegen Bulgarien "Hunger ist da": Volleyballerinnen wollen ins EM-Halbfinale

Baku · Mit "Herz und Mut" ziehen die deutschen Volleyballerinnen bei der EM ins Viertelfinale ein. Dort soll für das unerfahrene Team noch lange nicht Schluss sein. Der Hunger nach Erfolg ist endgültig da.

 Deutschlands Volleyballerinnen sind bei der EM in Aserbaidschan ins Viertelfinale eingezogen.

Deutschlands Volleyballerinnen sind bei der EM in Aserbaidschan ins Viertelfinale eingezogen.

Foto: Laurent Gillieron

Eine Rasselbande deutscher Volleyballerinnen mischt bei der EM im Konzert der Großen mit. Nach dem 3:2-Krimi gegen Bulgarien will das Team von Bundestrainer Felix Koslowski im Viertelfinale am Freitag (16.00 Uhr) auch Gastgeber Aserbaidschan besiegen.

"Der Hunger ist da, das soll jetzt auch Aserbaidschan zu spüren bekommen", sagte Koslowski. Das Duell gab es bereits in der Vorrunde, als die Deutschen in vier Sätzen unterlagen, aber im ersten Durchgang über ihr Leistungsvermögen hinauswuchsen.

Koslowski war mit sieben Spielerinnen ohne EM-Erfahrung nach Baku gereist. Auch für den 33-Jährigen, in Personalunion noch Coach des deutschen Meisters Schwerin, ist es das Debüt als Chef auf der Bank bei europäischen Titelkämpfen. Nach acht Jahren als Co-Trainer musste er schon im vergangenen Sommer einen Umbruch einleiten und erntet nun die ersten Früchte seiner Arbeit.

"Es passieren immer noch viele dumme Fehler, aber das werte ich als typische Zeichen fehlender Unerfahrenheit", sagte er. Die waren auch in den Vorrundenspielen bei den Niederlagen gegen Polen (2:3) und Aserbaidschan (1:3) sowie dem 3:1 gegen Ungarn nicht zu übersehen. Aber gegen Bulgarien zeigte das Team neue Qualitäten.

Koslowski hatte immer wieder mal Kurskorrekturen für Angriff, Abwehr und Blockarbeit vorgeben müssen, aber eins konnte er vom Spielfeldrand her nicht beeinflussen: "Der Plan konnte nur aufgehen, weil mein Team ihn mit Herz und Leidenschaft umgesetzt hat."

Für Debütantinnen wie Mittelblockerin Marie Schölzel (Schwerin), mit 20 Jahren die Jüngste im deutschen Team, und Lisa Gründing, die vor Baku nur drei Länderspieleinsätze hatte, ist die EM eine vollkommen neue Welt.

Die für Potsdam spielende Gründing wurde von Koslowski erst im August in den EM-Kader berufen. Bis gut vierzehn Tage vor der EM stand nicht einmal fest, welche Trikotnummer sie bekommen würde, jetzt ließ die Nummer 22 gegen Star-Angreiferinnen wie Elisa Wasilewa (Bulgarien) oder Polina Rahimowa (Aserbaidschan) erkennen, welches Potenzial sie hat. Schölzel und Gründing sorgten gegen Bulgarien für 21 Punkte. Gemeinsam mit Diagonalangreiferin Louisa Lippmann (22) und Jennifer Geerties (23) waren sie tragende Säulen in dem Krimi.

Koslowskis Doppelfunktion als Bundes- und Vereinstrainer kommt nicht überall in der Liga gut an, aber letztlich hätte er eine Lisa Gründing wohl sonst kaum wahrgenommen. "Ich kann die Bundesliga-Kollegen gut verstehen, sie müssen in den Clubs für schnelle Resultate sorgen", sagte er. "Aber mit der Nationalmannschaft muss ich einen langfristigen Blick haben, und dieses Team kann uns die nächsten acht Jahre noch viel Spaß machen und Erfolge bescheren." Mit einem Sieg gegen Aserbaidschan würde er sicher noch ruhiger arbeiten können.

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