DOSB-Präsidentensuche "große zeitliche Herausforderung"

Frankfurt/Main · Der Aufstieg von Thomas Bach zum IOC-Präsidenten stürzt den Deutschen Olympischen Sportbund in ein Dilemma. Eine ganz heißer Nachfolge-Kandidat ist nicht in Sicht - obwohl mit dem Abgang des 59-jährigen Tauberbischofsheimers schon seit langem gerechnet werden musste.

Bach wollte am Montag bei der Präsidiumssitzung in Frankfurt/Main sein Amt als DOSB-Chef wie angekündigt abgeben. Die bisherige Sprachregelung bei der Dachorganisation lautet, dass Hans-Peter Krämer als Vizepräsident Wirtschaft und Finanzen die DOSB-Geschäfte übergangsweise führen soll. Der 72-Jährige ist auch Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe.

Der DOSB will sich bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Frankfurt/Main zum weiteren Vorgehen äußern. Am Donnerstag beschäftigen sich die Verbandschefs mit der Bach-Nachfolge, diese könnten beispielsweise eine Findungskommission vorschlagen. Die nächste Mitgliederversammlung steht am 7. Dezember in Wiesbaden an. Theoretisch könnte Krämer als Übergangspräsident sogar bis zum Ende von Bachs eigentlicher Legislaturperiode Ende Dezember 2014 im Amt bleiben.

Grundsätzlich bestehe bei der Suche keine Eile, erklärt Judo-Präsident Peter Frese: "Wir haben doch Zeit. Das kann in aller Ruhe geschehen." Auch Basketball-Chef Ingo Weiss sagt, man müsse das "in Ruhe diskutieren". Das sehen vor allem die Chefs des großen Turner-Bundes und Leichtathletik-Verbandes anders. DTB-Präsident Rainer Brechtken, selbst ein Kandidat, will eine Lösung noch dieses Jahr. Auch Clemens Prokop sagt: "Ich denke, dass relativ rasch ein neuer Präsident gewählt werden muss."

Der DOSB hat sich selbst unter Druck gesetzt, weil er vor Bachs Wahltriumph vergangene Woche das Thema nicht groß angegangen ist. Dabei waren Bachs Ambitionen auf den IOC-Chefsessel seit vielen Jahren bekannt, wenn auch lange nicht offiziell gewesen: Seinen Hut hatte er erst im Mai dieses Jahres in den Ring geworfen. Jetzt erklärt Kanu-Verbandschef Thomas Konietzko: "Es ist eine große zeitliche Herausforderung."

DOSB-Generaldirektor Michael Vesper, der als höchster Hauptamtlicher im "Haus des Sports" in der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise 12 nach der jetzigen Satzung als Präsident ins Ehrenamt hätte wechseln müssen, hat als möglicher Kandidat abgesagt. Ebenso Ski-Chef Alfons Hörmann. Turn-Präsident Brechtken schließt eine Kandidatur hingegen nicht aus. Der frühere SPD-Politiker ist aber auch schon 68 und seine Redseligkeit stößt nicht bei allen Funktionärskollegen auf Begeisterung.

Schwimm-Chefin Christa Thiel wurde lange als mögliche Bach-Nachfolgerin gehandelt. Die beim DOSB für den Leistungssport zuständige Vizepräsidentin hatte jedoch beim letzten Verbandstag des DSV - ohne Gegenkandidat - nur 57 Prozent der Stimmen und damit einen Denkzettel erhalten. Zudem plagen ihre Schwimmer sportliche Probleme und ihre Kritiker werfen ihr vor, dass sie sich in öffentlichen Debatten wie beispielsweise die um die Zielvorgaben zu wenig positioniere. Der ebenfalls gehandelte Basketball-Präsident Ingo Weiss gehört nicht mehr zum Favoritenkreis und sagt selbst, dass er seine Ambitionen erstmal beim Deutschen Basketball Bund sehe.

Als Wunschkandidat einiger Funktionäre gilt Michael Ilgner (42), der sich als Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutscher Sporthilfe profiliert hat. Auch dem sportaffinen hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU) werden gute Chancen eingeräumt, wenn er bei den Landtagswahlen am Sonntag sein Amt verlieren sollte.

Das Anforderungsprofil für den künftigen DOSB-Präsidenten formulierte schon mal Schwimm-Generalsekretär Jürgen Fornoff: "Der/die Nachfolger(in) von Thomas Bach muss eine tiefe Kenntnis der Arbeit und Nöte der Spitzenverbände besitzen und eine breite politische Verantwortung für die ehrenamtliche Arbeit in allen Unterorganisationen des DOSB empfinden." Eine starke Führungspersönlichkeit sollte die Person zudem sein und "eine gewisse Internationalität" mitbringen.

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