Waldhof-Krawalle DFB erbost: Nicht mehr über Fußballkultur sprechen

Frankfurt/Main · Der Deutsche Fußball-Bund und die Deutsche Fußball Liga haben sich in den vergangenen Monaten bei Fan-Belangen viel um Dialog-Bereitschaft bemüht. Der Spielabbruch von Mannheim ärgert die Funktionäre.

 Anhänger von Waldhof Mannheim brennen Pyrotechnik ab.

Anhänger von Waldhof Mannheim brennen Pyrotechnik ab.

Foto: Samla.De/dpa

Nach den schlimmen Krawallen und dem Spielabbruch beim SV Waldhof Mannheim ist der Graben zwischen DFB und Fußballfans weiter aufgerissen. Verbands-Vize Ronny Zimmermann drohte sogar das Ende der Gesprächsbereitschaft mit der Fanszene an.

Auch die Debatte um die ungeliebte Aufstiegsregelung in die 3. Liga flammte nach den bedenklichen Szenen vom Wochenende und den 45 Verletzten beim Spiel Mannheim gegen KFC Uerdingen wieder auf.

Am Montag tagte erstmals - planmäßig - die Arbeitsgruppe des Deutschen Fußball-Bundes zur Regionalliga-Reform. Die Entscheidung des DFB-Sportgerichts nach den Ausschreitungen vom Sonntag wird nach dpa-Informationen für diese Woche erwartet.

"Der deutsche Fußball ist den Fans weite Schritte entgegengegangen. Und wenn das die Antwort auf ein Entgegenkommen und ein Dialogangebot ist, sind wir jetzt am Ende angekommen", sagte Zimmermann dem "Mannheimer Morgen" (Montag), nachdem er am Sonntag Augenzeuge im Carl-Benz-Stadion war. "Ich habe so etwas noch nie erlebt, einen Spielabbruch auf so einer Ebene. Da müssen wir nicht mehr über Fußballkultur sprechen, mit so etwas möchte ich nichts zu tun haben."

Der KFC Uerdingen hatte beim Spielabbruch in der 82. Minute am Sonntag in Mannheim 2:1 geführt und auch das Hinspiel mit 1:0 gewonnen. Der DFB muss noch über die endgültige Spielwertung entscheiden. Alles andere als die Bestätigung des Aufstiegs von Uerdingen und eine Strafe für die Mannheimer wäre eine Überraschung.

Bei einem ähnlichen Fall hatte der Vorsitzende Richter Hans E. Lorenz 2015 mit Verweis auf Paragraf 18 der DFB-Rechts- und Verfahrensordnung ein Urteil gefällt: Das abgebrochene DFB-Pokal-Spiel zwischen dem VfL Osnabrück und RB Leipzig wurde damals mit 2:0 für Leipzig gewertet. Schiedsrichter Martin Petersen hatte die Partie in der 71. Minute beim Stand von 1:0 für Osnabrück beendet, nachdem er von einem Feuerzeug aus dem Osnabrücker Fanblock am Kopf getroffen worden war.

Die Ausschreitungen von Mannheim will DFB-Präsident Reinhard Grindel nicht im Zusammenhang mit der Diskussion um die ungeliebten Aufstiegsspiele sehen. "Wir haben beim Bundestag gerade eine neue Aufstiegsregelung beschlossen, die unter anderem dazu führt, dass der Meister aus dem Südwesten ab 18/19 fest aufsteigt", twitterte der DFB-Präsident. "Davon abgesehen kann die Aufstiegsregelung keine Begründung für die Gewalt sein, die wir in Mannheim gesehen haben."

Grindel reagierte mit seinem Tweet wohl auch auf eine Aussage von Uerdingens Mittelfeldspieler Maximilian Beister. "Wenn du dreimal in die Relegation musst als Meister oder Vize-Meister und es dreimal nicht packst, dann ist die Enttäuschung, dann ist der Frust da", sagte der langjährige Bundesliga-Profi dem Fachblatt "Kicker". "Von Verbandsseite muss sich keiner wundern, dass die Leute ausrasten, wenn du dreimal in so eine Scheiß-Relegation musst und dreimal scheiterst."

Grund für den Abbruch waren Rauchbomben, Raketen und Böllerschüsse auf den Tribünen. Bei den Krawallen sind nach Polizeiangaben 45 Personen verletzt worden, darunter sechs Polizisten.

Mannheims Geschäftsführer Markus Kompp entschuldigte sich am Montag und kündigte Konsequenzen an. "Das sind Idioten, die wir nicht mehr im Stadion sehen wollen", sagte er. "Wir werden da harte Konsequenzen daraus ziehen." Waldhof ist nun zum dritten Mal nacheinander in der Relegation am Aufstieg gescheitert.

Die Aufstiegsregelung zur 3. Liga erhitzt seit Jahren die Gemüter. Beim DFB-Bundestag im Dezember war eine Regionalliga-Reform beschlossen worden. Das komplizierte Übergangsmodell sieht vor, dass es in den beiden nächsten Saisons vier statt bislang drei Aufsteiger in die 3. Liga geben wird. Der Meister der Regionalliga Südwest erhält in dieser Zeit ein direktes Aufstiegsrecht.

In der Saison 2018/19 gilt das auch für die Meister der Regionalligen Nordost und West. In der folgenden Saison wechselt das direkte Aufstiegsrecht an die Meister der Ligen Nord und Bayern, die in der Saison zuvor in einem Playoff den vierten Aufsteiger ermitteln.

2019/2020 müssen die Meister Nordost und West gegeneinander in die Relegation. Eine 14-köpfige Arbeitsgruppe unter dem Vorsitz von DFB-Vize Peter Frymuth soll bis zum Bundestag 2019 eine endgültige Reform erarbeiten. "Einer ist der Verlierer, der kein Verlierer ist", sagte Claus-Dieter Wollitz, Trainer von Aufsteiger Energie Cottbus, mit Blick auf den unterlegenen Nord-Meister SC Weiche Flensburg und kritisierte erneut "diese schwachsinnige Regel".

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