Kommentar zum Abschied von Oliver Müller Boss der Kölner Haie trifft eigensinnige Entscheidungen

Meinung | Köln · Die überraschende Trennung der Kölner Haie von ihrem Geschäftsführer Oliver Müller nach nur knapp einem Jahr wirft Fragen auf. Martin Sauerborn meint, dass insbesondere die Rolle ihres Hauptgesellschafters Frank Gotthardt kritisch zu bewerten ist.

Die Überraschung war riesig, als Frank Gotthardt im April 2017 Oliver Müller als Nachfolger von Peter Schönberger aus dem Hut zauberte. Niemand kannte den Schwarzwälder, im deutschen Eishockey war er ein unbeschriebenes Blatt. Entsprechend groß war auch die Skepsis in der Branche und im Club selbst. Zu Recht: Nach nur einem Jahr musste der allmächtige Hauptgesellschafter sein Experiment abrupt beenden. Das Eingeständnis einer Fehleinschätzung und ein weiteres Indiz dafür, dass es dem KEC an einer klaren Linie in der Clubführung fehlt.

Gotthardt hat die Haie im Jahr 2010 mit seinem Geld vor der Insolvenz gerettet und seitdem weitere Millionen in die Mannschaft gepumpt. Der sportliche Erfolg seines Engagements ist allerdings genauso überschaubar geblieben wie die Nachhaltigkeit seiner Personalentscheidungen und damit der Aufbau von Strukturen, die den achtfachen deutschen Meister wieder auf eine Stufe mit Clubs wie München heben könnten.

Das größte Problem der Haie ist, dass sich ihr Lebensretter nicht reinreden lässt. Anstatt die Arbeit von kompetenten Fachleuten erledigen zu lassen, trifft Gotthardt eigensinnige Entscheidungen, die eine Atmosphäre geschaffen haben, in der Widerworte höchst unerwünscht sind. Uwe Krupp etwa kostete seine interne Kritik am Hauptgesellschafter im Oktober 2014 den Trainerjob.

Oliver Müllers Verhängnis war es letztlich, dass er sich mit seiner Art, die Geschäfte zu führen, nicht allzu viele Freunde machen konnte. Schnell machten Gerüchte die Runde, dass es mit der Stimmung auf der Geschäftsstelle nicht zum besten bestellt sei. Zudem versuchte Müller, den Club kompromisslos umzukrempeln. Auf diesem Weg musste er an den Punkt kommen, sich mit Gotthardts Gutsherrenart kritisch auseinandersetzen zu müssen. Und das ist in diesem Fall von "der Boss hat das Sagen" nun einmal der Anfang vom schnellen Ende.

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