Kölner Haie Auf der Suche nach dem Biss

Köln · Den Kölner Haien droht gegen Wolfsburg das frühe Aus. In den Playoffs klappt fast nichts so gut wie zuvor.

Die Pleite der Kölner Haie brachte Trainer Cory Clouston um den Schlaf. Bis 1 Uhr in der Nacht hockte der detailversessene Kanadier nach der bitteren 0:4-Heimniederlage gegen die Grizzlys Wolfsburg für eine erste Videoanalyse in der Kabine. Und am Montagmorgen folgte Teil zwei der schmerzvollen Auswertung.

Clouston muss Lösungen finden, denn die Kölner stehen im Viertelfinale der Deutschen Eishockey Liga (DEL) vor dem Aus. In der Best-of-seven-Serie gegen Wolfsburg liegt der achtmalige Meister mit 1:2 zurück. Am Mittwoch (19.30 Uhr) können sich die Wolfsburger mit einem Sieg in eigener Halle drei Matchbälle erkämpfen. Nach drei Spielen spricht vieles für einen Erfolg der Niedersachsen. Die Haie gewannen das erste Spiel noch durch einen Unterzahltreffer von Alexandre Bolduc mit 2:1 n.V., doch die nächsten beiden Partien gingen verdient an die Grizzlys. Vier Siege sind zum Einzug ins Halbfinale nötig.

Der KEC fand in der Serie nur in Phasen der ersten Partie zu seinem Spiel, danach lief es nicht mehr wie gewohnt. Das sonst so starke Kölner Unterzahlspiel funktionierte nicht gut, am Sonntag beim 0:4 kassierten die Haie gleich drei Gegentore mit einem Mann weniger. Wolfsburg war in allen Mannschaftsteilen besser, vor allem die Top-Spieler der Grizzlys erfüllten im Gegensatz zu ihren Kölner Kollegen ihre Aufgabe. Sebastian Furchner war an allen vier Toren beteiligt, Tyler Haskins gab drei Vorlagen, Torhüter Felix Brückmann blieb ohne Gegentreffer.

Auf Kölner Seite hingegen gab es von den Stürmern bisher nur Magerkost, Bolducs Siegtreffer in Spiel 1 ist bisher das einzige Tor eines Kölner Angreifers. Die Trümpfe der Haie stachen nicht. Torhüter Gustaf Wesslau wirkte bisher nicht so stark wie sein Gegenüber Brückmann, von Christian Ehrhoff gingen noch keine spielentscheidenden Impulse aus und der Top-Sturm mit Ryan Jones, Philip Gogulla und Patrick Hager ist noch ohne Tor.

Nur Offensiv-Verteidiger Shawn Lalonde hat mit zwei Toren sein Soll erfüllt. Von den harten Jungs Bolduc, Dane Byers und Travis Turnbull war nicht viel zu sehen. Max Reinhart ist auch in den Playoffs eine Enttäuschung. Trainer Cory Clouston hat mit den harten Arbeitern Johannes Salmonsson und Marcel Ohmann noch Alternativen im Kader, die zuletzt überzählig auf der Tribüne saßen.

Clouston steht vor einer schwierigen Aufgabe, die er in kürzester Zeit lösen muss. Er muss einen Weg finden, die Lawine aufzuhalten und das Wolfsburger System zu knacken – sonst könnte die Saison enttäuschend früh zu Ende sein. Das vierte Spiel einer Best-of-Seven-Serie ist immer sehr wichtig, es steigt am Mittwoch in Wolfsburg, und das Momentum ist derzeit auf Seiten der Niedersachsen. Wenn den Haien nicht bald etwas einfällt, müssen sie am Freitag beim nächsten Heimspiel den ersten Matchpuck abwehren.

Das Problem dabei: Von allen DEL-Gegnern sind die Wolfsburger wohl die psychisch stabilsten. Unfreiwilliger Motivator der Niedersachsen war Lalonde, der den Wolfsburgern nach dem zweiten Spiel Schwalben und zu viele Reklamationen vorwarf. Das Resultat: In Spiel drei konzentrierten sich die Wolfsburger voll auf ihre Stärken, während die Kölner zu oft auf der Strafbank saßen. Pikanterweise holte sich ausgerechnet Lalonde gleich die erste Strafe ab und die führte direkt zum 0:1.

In den ersten drei Spielen schossen die Niedersachsen nun schon sechs Tore in Überzahl. „Wolfsburg spielt sehr gut Überzahl, wir müssen schauen, dass wir weniger Strafen kassieren, das macht es sonst noch schwerer“, sagte Verteidiger Pascal Zerressen. „Wir halten an unserem System fest, es hilft jetzt nichts, den Kopf in den Sand zu stecken. Daran glauben, weitermachen und dann läuft es wieder. Wir werden uns alles im Video ansehen, analysieren und dann abhaken.“

Zerressen gab die Marschroute für die zwei Tage bis zum vierten Spiel vor. „Wir müssen alles schnell aus den Köpfen herausbekommen, sonst geht das nächste Spiel auch in die Hose“, erklärte er weiter. „Wir müssen die Köpfe freibekommen und das spielen, was uns die ganze Saison stark gemacht hat. Wir müssen daran glauben und hoffen, dass die Tore vorn wieder reingehen. Dazu müssen wir hinten gut stehen, damit wieder zwei oder drei Tore zum Sieg reichen können. Wir glauben alle an unser System, wir wissen, dass wir die Serie noch drehen können.“ Die Haie sollten schnell ihr Gebiss wiederfinden.⋌

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