DFB-Strukturreform Alle Macht im Bereich Sport: Bierhoff wird "Super-Minister"

Frankfurt/Main · Der Deutsche Fußball-Bund will sich selbst reformieren. Großer Gewinner einer Strukturreform ist der bisherige Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff.

 Oliver Bierhoff wird neuer DFB-Direktor für die Bereiche Nationalmannschaften und Fußball-Entwicklung.

Oliver Bierhoff wird neuer DFB-Direktor für die Bereiche Nationalmannschaften und Fußball-Entwicklung.

Foto: Sebastian Gollnow

Oliver Bierhoff ist in Zukunft in allen sportlichen Fragen der starke Mann beim DFB.

Im Zuge einer Strukturreform wurde der bisherige Nationalmannschafts-Manager zum Direktor für die Bereiche Nationalmannschaften und Fußball-Entwicklung beim größten Sportfachverband der Welt befördert - und der Posten des bisherigen Sportdirektors ganz nebenbei entsorgt.

Der "Kicker" nannte den 49-Jährigen bereits den neuen "Super-Minister" des Deutschen Fußball-Bundes. Denn in Bierhoffs Kompetenzbereich werden ab dem 1. Januar die beiden Nationalteams der Männer und Frauen, die Junioren-Auswahlteams, die Talentförderung und Trainerausbildung sowie die geplante DFB-Akademie fallen.

Ziel der Reform sei eine "klarere Führung und Verschlankung der Strukturen im DFB", sagte der Generalsekretär Friedrich Curtius. Der frühere Büroleiter des zurückgetretenen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach hatte das neue Organigramm über Monate ausgearbeitet, das Präsidium segnete seine Vorschläge bei einer Sitzung in Frankfurt am Main nur noch ab. Künftig wird es in der Verbandszentrale nur noch vier statt bislang sieben Direktionen geben. "Wir haben Bereiche zusammengefasst, in denen es Überschneidungen gegeben hat, um Synergien zu schaffen. Und andere deutlicher voneinander abgegrenzt, um das Profil der Aufgabenbereiche zu schärfen", erklärte Curtius.

Gerade im sportlichen Bereich hatte es im Verband des Weltmeisters über Jahre ein Nebeneinander von Kompetenzen gegeben. Bierhoff war seit 2004 für die Nationalmannschaft zuständig. 2006 kam dann auch noch der Posten des Sportdirektors hinzu, dessen Besetzung von Matthias Sammer über Robin Dutt und Hansi Flick zudem ständig wechselte. Einen DFB-Sportdirektor wird es in Zukunft nicht mehr geben. Wohl aber jemanden, der unterhalb von Bierhoff einen Großteil des bisherigen Aufgabenbereiches übernimmt.

Rein formal hat Bierhoff durch diese Reform enorm an Macht und Einfluss innerhalb des DFB gewonnen. In der Praxis werden sowohl er als auch die Nationalmannschaft dadurch aber auch deutlich stärker in die Strukturen des Verbandes eingebunden. Bislang führte das Weltmeister-Team weitgehend ein Eigenleben im DFB, was sich allein an einer eigenen Internet-Präsenz und der Tatsache zeigte, dass Bierhoff von seinem Wohnort München aus arbeitete und nicht in der Verbandszentrale in Frankfurt am Main.

Künftig wird das aber nicht mehr so einfach möglich sein. Denn Bierhoff, Generalsekretär Curtius und die drei anderen neuen Direktoren werden in Zukunft die Geschäftsführung des DFB bilden.

Neue Direktorin für Verbände, Vereine und Ligen wird Heike Ullrich, die bislang für den Frauen- und Mädchenfußball verantwortlich war. Ralf Köttker steigt vom bisherigen Mediendirektor und stellvertretenden Generalsekretär zum Leiter der Direktion Öffentlichkeit und Fans auf. Der Bereich Finanzen und Interne Dienste wird künftig von Chefjustiziar Ulrich Bergmoser geleitet.

Auslöser dieser Strukturreform war eine Mischung aus äußerem und innerem Druck auf den DFB. Die 2015 enthüllte und noch immer nicht aufgeklärte Affäre um die WM 2006 kostete den Verband einen Präsidenten, einen Generalsekretär und jede Menge Glaubwürdigkeit. Erst am Freitag musste der DFB einräumen, dass das Finanzamt für das WM-Jahr 2006 geänderte Steuerbescheide über 19,2 Millionen Euro erlassen hat. Der Verband will diese Entscheidung anfechten.

Hinzu kam das verheerende Ergebnis einer internen Befragung durch die Unternehmensberatung McKinsey. Danach prangerten die Mitarbeiter unter anderem Führungsschwächen, fehlende Strategien und komplizierte Entscheidungswege innerhalb des DFB an. Die neue Struktur erfülle nun "die Anforderungen unserer Mitarbeiter an eine moderne und effiziente Arbeitswelt", sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel.

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