FC-Fans bangen um Torjäger-Verbleib Abschiedsbrief von Modeste?

KÖLN · Der Stürmerstar dankt dem FC und seinen Fans für die "großartige Unterstützung". Gerüchte um Modestes möglichen Wechsel nach Marseille halten sich hartnäckig.

 Kölns Anthony Modeste weint nach Spielende. Köln gewann 2:0.

Kölns Anthony Modeste weint nach Spielende. Köln gewann 2:0.

Foto: dpa

Wer die sozialen Netzwerke nutzt, der verbreitet dort seine Nachrichten in aller Kürze. Oft genug wird nicht einmal mehr geschrieben, sondern ersetzen Zeichen Worte und Gefühle. Wenn dann jemand einen 30 Zeilen (!) langen Text, der einem 80-zeiligen Bericht auf dieser Seite entsprechen würde, bei Instagram schreibt, dann ist das für ihn von enormer Bedeutung. Der „Jemand“ war Anthony Modeste, der sich kurz vor dem mitternächtlichen Abflug des 1. FC Köln nach China zu Wort meldete und sich beim Club und seinen Fans bedankte.

Ein weiteres Indiz für seinen bevorstehenden Abschied aus Köln? Schon tags zuvor hatte er in einem Interview gesagt, er wisse nicht, was passiert. Er hoffe aber, beim FC zu bleiben. Darüber bestehen seitens des Clubs keine Zweifel. „Was bei allen Diskussionen meist vergessen wird zu erwähnen, ist, dass Tony noch einen Vertrag bis 2021 bei uns besitzt“, sagte Finanzchef Alexander Wehrle. Das betonte auch Sportchef Jörg Schmadtke, machte aber eine Einschränkung: „Sollte ein exorbitant gutes Angebot kommen, müssen wir darüber reden.“

Stürmer bedankt sich für seine Zeit

In seinem Beitrag auf Instagram redete Modeste – dank der Hilfe eines Freundes in perfektem Schriftdeutsch – vor allem in der Vergangenheitsform und verlor keine Zeile über eine Zukunft in Köln: : „Ich bedanke mich für die große Unterstützung. Ich bin noch unter Vertrag beim 1. FC Köln, einem liebenswürdigen und ehrlichen Club. Einem Club, der bis zum heutigen Tag Professionalität und Menschlichkeit repräsentiert.“

Die zurückliegende Spielzeit sei für ihn und die Mannschaft magisch gewesen. „Die Emotionen, die ihr mich habt spüren lassen, sind unbeschreiblich. Ihr seid meine Trophäe, und ich habe mit euch mitgezittert. . . Ihr wart mein schönstes Geschenk.“

Köln ist zur Heimat geworden

Fast pathetisch wurde der Franzose bei seinem Rückblick auf das Auf und Ab der Spielzeit: „Dieser Club, der mich in der abgelaufenen Saison getragen hat, hatte leider auch verletzte Spieler zu beklagen. Jedoch waren diese mental sehr wichtig für die, die spielen konnten. Wir mussten uns öfters in Frage stellen und in Demut ergeben im Hinblick auf die Arbeit und den Geist der Mannschaft und uns übertreffen. Der FC ist eine Institution in Köln, seine Unterstützer sind die Eckpfeiler und wir das Inventar.“

Er, seine Frau und die beiden Kinder würden sich in Köln sehr wohl fühlen, seien integriert und äußerst glücklich. „Ich hätte eine derartige Situation in Deutschland im Allgemeinen nie erwartet. Ich liebe dieses Land!“

Nichtsdestotrotz betonte der Torjäger in der Vorwoche, dass er sich jetzt mit Jörg Schmadtke zusammensetzen und über die Zukunft reden müsse. Angesichts eines noch vier Jahre laufenden Vertrags? Angesichts der Europapokalteilnahme, die für ihn eine Bedingung zum Verbleib in Köln war?

Europa könnte im Fokus stehen

Gegenüber dem Internet-Portal Geissblog.koeln zeigte Jörg Schmadtke schon auf, in welche Richtung das Gespräch laufen könnte. Nach dem 40- bis 50-Millionen-Angebot vom Februar aus China liege dem 1. FC Köln bislang kein neues Angebot für den 25-Tore-Stürmer vor. Statt solch einer Offerte könne er sich aber „vorstellen, dass ein Angebot aus Europa in seinen Überlegungen eine stärkere Rolle spielen würde“ als eins aus dem Fernen Osten.

Da kommen vor allem die Clubs der Premier League in den Blickwinkel. Am kommenden Montag spielen in Wembley der FC Reading und der FC Huddersfield Town den letzten Aufsteiger aus. Der erhält garantierte Fernsehgelder und Prämien in Höhe von bis zu 230 Millionen Euro.

Marseille soll Interesse haben

Ein noch höherer Betrag soll dem traditionsreichen französischen Ex-Meister Olympique Marseille zur Verfügung stehen. Neben 70 Millionen Euro Transferüberschuss aus dem letzten Jahr könnten laut der Sportzeitung „L'Equipe“ 200 Millionen Euro für Spielerkäufe in den nächsten drei Jahren ausgegeben werden. Das habe der neue OM-Besitzer, der US-Amerikaner Frank McCourt (63), angekündigt.

Der kaufte den Club im letzten Herbst für 45 Millionen Euro von Margarita Louis-Dreyfus. Eine Kleinigkeit für einen Mann, der 2012 die Baseball-Mannschaft der Los Angeles Dodgers für die Rekordsumme von 1,8 Milliarden Euro verkaufte. Nach Informationen aus Frankreich soll Olympique Interesse an der Verpflichtung von Modeste haben. Für den wäre der Wechsel ideal, stammt er doch aus Frejus, 120 Kilometer östlich von Marseille. Und mit Dimitri Payet holte OM einen Modeste-Freund von West Ham zurück, der ein idealer Zuspieler wäre. . .

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