1. FC Köln Peter Stöger fordert Lehrzeit für seine Spieler

KÖLN · Dass Peter Stöger ein sehr fürsorglicher Mensch ist, erlebt und hört man, seit der Wiener vor 14 Monaten nach Köln kam. Unter seinem ganz besonderen Schutz stehen seine "Jungs". Auf seine Spieler lässt er nichts kommen, sie verteidigt er notfalls leidenschaftlich.

 Ein Garant für Stabilität im defensiven Mittelfeld ist Kevin Vogt (links, hier gegen Hannovers Jimmy Briand). Torgefahr strahlt der frühere Augsburger bislang allerdings auch nicht aus.

Ein Garant für Stabilität im defensiven Mittelfeld ist Kevin Vogt (links, hier gegen Hannovers Jimmy Briand). Torgefahr strahlt der frühere Augsburger bislang allerdings auch nicht aus.

Foto: dpa

In Hannover sah sich der Trainer des 1. FC Köln nach der 0:1-Niederlage dazu genötigt. Kritik bezüglich mangelnder Torschussqualitäten, die bereits zuvor angesichts von nur zwei Treffern in 360 Spielminuten aufkeimte, ließ er kaum zu. Vielmehr reagierte er auf entsprechende Vorhaltungen ungewohnt heftig.

"Ich kann den Jungs nichts vorwerfen! Ich finde, sie haben ein tolles Spiel gemacht! Ich habe das Gefühl, sie haben alles unternommen! Wir waren total dominant! Sie sind über außen gekommen, sie haben es durchs Zentrum probiert. Sie konnten Eins-gegen-eins-Situationen nicht suchen, weil die anderen zu acht im Strafraum standen", antwortete Stöger verärgert auf Fragen, warum die zunehmend intensiveren Angriffsbemühungen nach dem frühen Rückstand durch Joselus Treffer (6. Minute) nicht zwingend genug und von Erfolg gekrönt gewesen seien.

Lücken in der massiven Hintermannschaft von Hannover 96 suchten vor allem Marcel Risse über rechts, Jonas Hector über links und Daniel Halfar durch die Mitte. Doch zunächst Yuya Osako als Einzelkämpfer in vorderster Linie, später die eingewechselten Tony Ujah und Simon Zoller als Doppelspitze, vermochten sich im und am gegnerischen Strafraum nicht ausreichend in Szene zu setzen. Dabei agierten die 96er anders als die Kölner bei ihren vier Spielen ohne Gegentreffer: Während die FC-Spieler oft früh die Bälle eroberten, zogen sich die Hannoveraner weit vor ihr Tor zurück, gewannen dort Zweikämpfe oder blockten die Schüsse ab.

Aus der Sicht von Jörg Schmadtke, der natürlich liebend gern einen oder gar alle Punkte von seinem ehemaligen Arbeitgeber mitgenommen hätte, spielte der FC die Gastgeber "an die Wand. Die waren mausetot. Wenn die ein Gegentor kassiert hätten, wären sie wahrscheinlich aus den Latschen gekippt".

Da das nicht der Fall war, versuchte sich der FC-Sportchef zusammen mit seinem Trainer damit zu trösten, dass das Offensivspiel deutlich verbessert worden sei. Der Aufsteiger sei nach wie vor im Findungsprozess. Dabei sei man zuversichtlich, dass es weiter vorangehe und sich die Erfolge einstellen würden. "In Köln braucht man keine Angst um den FC haben", versicherte Jörg Schmadtke einer großen Schar von Medienvertretern.

Längst waren alle Spieler im Mannschaftsbus eingestiegen, als Peter Stöger noch mit drei Journalisten vor dem Kabinengang der HDI-Arena diskutierte. Dabei brachte er zum Ausdruck, dass ihm nichts mehr zuwider sei als eine zu hohe Erwartungshaltung an seine Spieler durch die Öffentlichkeit und die Medien.

Das werde den Spielern nicht gerecht, die kaum oder jetzt die erste Bundesligaerfahrung besitzen würden. "Wir müssen uns entwickeln. Das geht nicht in vier Wochen, das braucht Zeit. Irgendwann findet sich das System, findet sich die Spielidee, finden sich die Spieler, die dann auch über längere Zeit gemeinsam spielen. Trotz der Niederlage bin ich der Meinung, dass es in die richtige Richtung geht", resümierte der Trainer.

Inwieweit sich das morgen im Heimspiel gegen den FC Bayern fortsetzen lässt, darüber mochte er gestern nach einer kurzen Nacht ("Bis um vier in der Früh habe ich mir das Spiel noch einmal angesehen") nicht spekulieren. Wichtig sei, dass die Spieler einmal mehr viel Aufwand betreiben müssten - "und dafür benötige ich keine Motivationspeitsche" - um ihr Spiel umzusetzen und den Münchnern das Siegen so schwierig wie möglich zu machen. Eines aber sei sicher, schob Peter Stöger noch nach, und konnte dabei auch wieder lächeln: "Ich stelle mich immer schützend vor meine Spieler!"

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