Interview mit Patrick Helmes "Es ist eine Ehre, für den FC zu spielen"

KÖLN · Nach leichten muskulären Problemen kehrte Patrick Helmes am Freitag ins Mannschaftstraining des 1. FC Köln zurück. Mit Joachim Schmidt sprach der Torjäger über Verletzungspech, seine frühere Zeit beim FC und seine Zukunftspläne.

Herr Helmes, wie fühlt sich ein Wintertrainingslager an. Es ist ja fast etwas Neues für Sie.
Patrick Helmes: Zum einen fühlt es sich gut an, und ich bin froh, wieder dabei zu sein. Zum anderen ist es interessant, dass ich mich schon lange nicht mehr im Januar mit einer Mannschaft vorbereitet habe. Im Vorjahr habe ich beim VfL Wolfsburg individuell trainiert, vor zwei Jahren war ich bei den VfL-Amateuren, vor drei Jahren ohne spezielle Vorbereitung von Leverkusen nach Wolfsburg gewechselt und vor vier Jahren gab es bei Bayer kein Trainingslager. Aber die alten Zeiten wollen wir jetzt vergessen lassen.

Verletzungen wie zwei Kreuzbandrisse haben Ihre Karriere begleitet. Macht man sich Gedanken, wenn es wie in der Vorwoche in den Muskeln zwickt?
Helmes: Nein, aktuell war das nicht tragisch, das kann ich gut einschätzen. Ich habe einfach ein paar Tage kürzergetreten, kann aber jetzt wieder alles mitmachen. Außerdem achten der Trainer und das Physio-Team sehr genau auf uns Spieler. Das ist weltklasse. Ich bin froh, dass ich zuletzt ununterbrochen spielen konnte. Das hatte ich wegen der vielen Verletzungen seit Jahren nicht mehr erlebt.

[kein Linktext vorhanden]Glauben Sie, dass die Verletzungsanfälligkeit auf falsches Training zurückzuführen ist?
Helmes: Nein, da war wohl viel Pech dabei. Den einen erwischt es häufiger, den anderen kaum. Inzwischen denke ich, dass auch vieles kopfgesteuert ist. Nun bin ich wieder bei dem Verein, bei dem ich mich am wohlsten fühle. Da hoffe ich einfach, dass ich zum Ende meiner Karriere von schwerwiegenderen Dingen verschont bleibe.

Patrick Helmes beim 1. FC Köln
9 Bilder

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Am Karnevalssamstag werden Sie 30. Ist das ein Alter, in dem es langsam schwieriger wird für einen Stürmer?
Helmes: Bis jetzt habe ich dieses Gefühl nicht. Ich kann das Tempo der immer jünger werdenden Kollegen noch mitgehen, und ich hoffe, es wird auch noch andauern.

In welcher Weise hat sich das Spiel für Sie im Laufe der Zeit verändert?
Helmes: Es ist schneller, zweikampfbetonter und aggressiver geworden. Aber da wächst man ja mit. Im Laufe der Jahre ist die körperliche Fitness immer wichtiger geworden. Nicht nur deshalb ist die Bundesliga aus meiner Sicht mittlerweile die stärkste Liga der Welt, und bald wollen wir wieder dazugehören.

Miroslav Klose wird kurz vor der WM im Juni, an der er wohl teilnimmt, 36 Jahre alt. Glauben Sie, in dem Alter auch noch erstklassig spielen zu können?
Helmes: Ich hoffe auf noch mindestens vier, fünf verletzungsfreie Jahre beim FC, in denen ich der Mannschaft und dem Verein helfen kann. Das ist mein Plan. Ich möchte nicht mehr woanders spielen. In sechs Jahren können wir uns ja wieder sprechen.

Nach dem Ausblick nun ein Rückblick. Was hat sich gegenüber Ihrem Weggang 2008 beim FC verändert?
Helmes: Es ist zunächst einmal viel ruhiger geworden, teilweise auch deshalb, weil die Medien nicht mehr gegen den Verein arbeiten. Das hängt aber auch damit zusammen, dass die Spieler professioneller leben. Heute spricht jeder positiv über den FC, auch weil die Leistung stimmt. Jetzt sind ganz andere Charaktere in der Mannschaft als damals. Der Aufstieg 2008 ist uns erst in der Endphase der Meisterschaft aufgrund der individuellen Klasse gelungen. Der Vergleich zu heute ist fußballerisch wie Tag und Nacht, und außerdem identifizieren sich jetzt alle Spieler mit dem Verein.

Wäre diese Kölner Mannschaft im Falle des Aufstiegs bundesligatauglich?
Helmes: Ja, denn das Grundgerüst steht. Punktuell lässt sich jedes Team immer verstärken. Aber unsere Mannschaft hat schon bewiesen, dass sie mit Bundesligisten mithalten kann. Für die jungen Spieler bietet sich dann beim FC eine tolle Perspektive. Es macht schließlich Spaß, in Köln zu spielen. Und für mich ist es eine Ehre.

Zur Person

Patrick Helmes (29) spielte drei Jahre in der FC-Jugend, bevor er mit 16 Jahren aussortiert wurde, weil er als körperlich nicht robust genug galt. Mit 21 Jahren kehrte er von Siegen zurück nach Köln. Es folgten Wechsel zu Bayer Leverkusen (57 Spiele/28 Tore) und dem VfL Wolfsburg (28/13). Am 1. September 2013 wurde sein Vertrag in Wolfsburg aufgehoben und damit der Weg zur Rückkehr nach Köln frei.

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