Interview: Matthias Lehmann über Klassenerhalt, Abwehrstärke und seine Zukunft "Das ist wie ein zweiter Frühling"

Eine der Spielerpersönlichkeiten der Mannschaft des 1. FC Köln ist Matthias Lehmann. Mit dem Mittelfeldspieler und Senior der Truppe sprach Joachim Schmidt vor dem Spiel gegen Schalke 04.

 Schusskräftig und treffsicher vom Elfmeterpunkt ist Matthias Lehmann.

Schusskräftig und treffsicher vom Elfmeterpunkt ist Matthias Lehmann.

Foto: Schmülgen

Herr Lehmann, in 40 Prozent der FC-Spiele musste kein Gegentor hingenommen werden. Zufrieden?

Matthias Lehmann: Tatsächlich? Das habe ich nicht gewusst. Für einen Aufsteiger ist das bemerkenswert, auch wenn es viele Null-zu-Null-Spiele gab, die nicht ganz so attraktiv waren. Dennoch müssen wir uns dafür nicht schämen.

Von manchen Seiten kam der Vorwurf, der FC sei deshalb ein Spielzerstörer.

Lehmann: Das interessiert mich nicht. Wenn ein gegnerischer Trainer beispielsweise sagt, wir hätten ultradefensiv gespielt, dann sage ich, sie haben es einfach nicht geschafft, ein Tor gegen uns zu schießen. Die Kritik ist eine Bestätigung dafür, dass diese Gegner kein Mittel gegen unser Spiel finden. Wir haben in Augsburg frühzeitig gemerkt, dass nicht viel möglich ist. Warum sollten wir dann mit Mann und Maus stürmen? Stattdessen haben wir das gemacht, was wir sehr gut können: verteidigen. Entschuldigen müssen wir uns dafür nicht.

Es gab mehrere Situationen, in denen die Mannschaft auf einen Abstiegsplatz zurückzufallen drohte. Das wurde stets verhindert, weil selbst gegen starke Gegner Siege gelangen.

Lehmann: Ich denke, es ist unsere mentale Stärke. Wir hatten einige solcher Spitz-auf-Knopf-Spiele. Da haben wir teils Harakiri gespielt. Inzwischen haben wir uns eine Position erarbeitet, in der wir nicht mehr mit aller Gewalt müssen, sondern die Spiele mehr kontrollieren können. Jetzt schalten wir mehr den Kopf ein, bevor wir Kamikaze-Aktionen starten. Wir klappen nicht mehr das Visier runter, um dann zu riskieren, ein billiges Gegentor einzufangen und unnötig das Spiel zu verlieren. Wir wissen mittlerweile, wann es Sinn macht, mit einem Punkt und einem Null-zu-null zufrieden zu sein.

Ihr Vertrag wurde bis Juni 2016 verlängert, damit gehen Sie in die vierte Saison beim FC. Bald werden Sie 32 Jahre alt, ist Köln Ihre letzte Station als Spieler?

Lehmann: Ausschließen will ich das nicht. Wenn ich noch solch eine Saison spiele, ist alles möglich. Ich fühle mich frisch, es ist wie ein zweiter Frühling für mich beim FC, vielleicht kommt ja auch noch ein weiterer Sommer dazu. Darüber hinaus zu blicken, halte ich noch für zu früh. Jünger wird man ja nicht, aber ich hätte nichts dagegen, meine Karriere hier zu beenden. So lange mir die Knochen morgens beim Aufstehen nicht auseinander brechen, habe ich noch Lust am Fußballspielen.

Sie waren stets in der Startelf, haben nur einmal gefehlt - wegen einer Gelbsperre. Jetzt droht die nächste.

Lehmann: Deshalb haue ich trotzdem im nächsten Spiel dazwischen, wenn es notwendig ist. Auch wenn ich noch nie zehn Verwarnungen in einer Saison hatte, nehme ich die in Kauf. Bestimmt die Hälfte waren taktische Fouls.

Peter Stöger betont, Sie seien sein verlängerter Arm auf dem Spielfeld. Was verstehen Sie darunter?

Lehmann: Das empfinde ich als Ehre und Auszeichnung, wenngleich ich es nicht für etwas Besonderes halte. Ich bin ja auch nicht der Einzige, der bei schwierigen Situationen auf dem Platz vom Trainer angesprochen wird. Ich bin aufgrund meines Alters natürlich der junge Opi, der schon viel erlebt hat. Da versucht der Trainer dann, über Blickkontakt Dinge zu regeln.

Wie ist das Verhältnis zu Stöger?

Lehmann: Sehr gut. Der Trainer ist eine Autorität. Aber er ist für uns immer ansprechbar, auch wenn es um Dinge außerhalb des Fußballs geht. Man fühlt sich da geborgen, weiß aber auch, dass man Leistung bringen muss.

Gegen Schalke kann aus eigener Kraft der Klassenerhalt gesichert werden.

Lehmann: Sonntagabend, ausverkauftes Stadion - auch wenn letztmals die beiden Blöcke auf der Südtribüne leer bleiben, wird es eine tolle Stimmung sein. Da wollen wir die drei Punkte in Köln behalten. Dann ist das Thema durch.

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