Jörg Schmadtke im Interview "Wir sind noch keine Spitzenmannschaft"
KÖLN/BONN · Nach dem ersten Saisonviertel in der 2. Bundesliga zieht Jörg Schmadtke ein erstes Fazit des bisherigen Abschneidens des 1. FC Köln.
Herr Schmadtke, das erste Saisonviertel liegt hinter Ihrer Mannschaft. Wie lautet Ihr Fazit?
Jörg Schmadtke: Die Mannschaft hat sich spielerisch entwickelt und ist auch punktemäßig inzwischen gut dabei. Unter dem Strich stimmt die Tendenz. Dennoch sind wir noch keine Spitzenmannschaft - aber ich möchte nicht ausschließen, dass wir noch eine werden.
Wovon hängt das ab?
Schmadtke: Davon, wie zielorientiert die Mannschaft weiterhin arbeitet und wie sie in der Lage ist, sich immer neu auf den jeweiligen Gegner einzustellen und das eigene Leistungspotenzial abzurufen.
Wo hakt es denn noch?
Schmadtke: "Haken" ist das falsche Wort. Wenn ich mäkeln wollte, könnte ich sagen, dass ich mir das eine oder andere Mal mehr Dominanz von der Mannschaft gewünscht hätte. So fehlte jetzt in Aalen der Knock-out. Wir hätten höher als mit 1:0 gewinnen müssen. Andererseits war es drei Tage nach dem mit hohem Aufwand betriebenen Spiel in Mainz vom Einsatz her erneut eine gute Leistung.
Und sonst ist alles in Ordnung?
Schmadtke: Na ja, bei den eigenen Standardsituationen können wir uns verbessern. Bei Ecken und Freistößen wäre mehr Torgefahr wünschenswert.
Mit nur vier Gegentoren in elf Pflichtspielen bildet die Defensive den Grundstock für das bislang gute Abschneiden.
Schmadtke: Da kann man keine Kritik anbringen. Wobei ich diese starke Leistung nicht allein der Abwehr und unserem Torhüter anrechne. Es zeigt sich hier ebenso wie im Spiel nach vorne, dass die gesamte Mannschaft sehr gut gegen den Ball arbeitet, Defensivaufgaben werden schon in der gegnerischen Hälfte übernommen. Ich glaube, dass sich die Dinge da noch weiterentwickeln. Bezeichnend ist ja, dass in der Innenverteidigung neben Dominic Maroh bereits drei junge Spieler zum Einsatz kamen - und jeder hat seine Sache ordentlich gemacht.
Zudem spielt Matthias Lehmann vor der Viererkette wesentlich ruhiger und abgeklärter als in der Vorsaison . . .
Schmadtke: Das haben wir von ihm als routiniertem Spieler eingefordert. Er soll Zeichen setzen. Von Woche zu Woche zeigt er mit seiner ruhigen Art sehr konzentrierte Leistungen und ist damit für die Mannschaft sehr wichtig.
In den beiden englischen Wochen hat Peter Stöger etwas rotieren lassen, einigen Spielern Verschnaufpausen gegönnt. Ist das auch im wöchentlichen Spielrhythmus denkbar?
Schmadtke: Es hat sich gezeigt, dass wir in der glücklichen Lage sind, ohne Qualitätsverlust auch mal tauschen zu können. Damit liegt nicht zu viel Ballast auf einzelnen Schultern. Ob und wann der Trainer weiter rotieren lässt, wird er von den Gegnern und seinen Trainingseindrücken abhängig machen.
Schaut man sich die Zweitligatabelle an, so stehen dem FC bis zum Hinrundenende die schwierigsten Gegner noch bevor. Aus den Top neun der Tabelle hatte man erst zwei Mannschaften als Gegner, Fürth und Kaiserslautern.
Schmadtke: So sehe ich das nicht. Jedes Spiel hat seine speziellen Herausforderungen, denen man gewachsen sein muss. Da ist es egal, auf welchem Tabellenplatz der jeweilige Gegner gerade steht. Aalen beispielsweise hat sehr gut in der Abwehr gestanden.
Welche Spieler sind Ihnen im bisherigen Saisonverlauf besonders positiv aufgefallen?
Schmadtke: Ich möchte niemanden herausheben. Dafür ist es auch noch zu früh. Ich freue mich insgesamt über die Entwicklung, die die Mannschaft genommen hat - und dazu gehört der gesamte Kader. Als Gruppe stellen sich die Spieler sehr gut dar.
Zur Person
Jörg Schmadtke (49) spielte zwischen 1985 und 1998 als Torhüter bei Fortuna Düsseldorf, dem SC Freiburg, Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach. Nach Trainertätigkeiten Gladbach, Düsseldorf und Aachen wurde er am 1. Dezember 2001 Sportdirektor von Alemannia Aachen. Am 20. Oktober 2008 trennte man sich von ihm. Vom 1. Juli 2009 bis zum 30. Juni 2013 arbeitete Schmadtke bei Hannover 96, bevor der Rheinländer einen Vierjahresvertrag beim 1. FC Köln unterschrieb.