Köln - Leverkusen Wer ist wo besser besetzt?

BONN · Der 1. FC Köln kämpft um den Klassenerhalt, Bayer 04 Leverkusen um die Champions-League-Teilnahme. Obwohl die Ziele im 56. Derby so gegensätzlich sind, bewegen sich die heutigen Gegner teils doch auf ähnlichem Niveau. Joachim Schmidt hat die Mannschaftsteile beider Clubs verglichen.

 Eine artistische Einlage zeigte der Leverkusener Lars Bender (links) im Hinspiel. Da konnte Kölns Miso Brecko nur staunen.

Eine artistische Einlage zeigte der Leverkusener Lars Bender (links) im Hinspiel. Da konnte Kölns Miso Brecko nur staunen.

Foto: Schmülgen

Die Torhüter: Timo Horn (21) und Bernd Leno (23) sind in der deutschen U 21-Auswahl Kollegen und werden zum Kader für die EM im Juni zählen. Beide gehören zu den besten deutschen Torhütern. Während es für den jungen Kölner die erste Bundesligasaison ist, blickt Leno bereits auf 128 Erstliga- und 32 Europapokalbegegnungen zurück. Bezüglich der Erfahrung besitzt der Leverkusener also einen klaren Vorteil, statistisch aber zeigten die beiden in der bisherigen Spielzeit sehr ähnliche Leistungen: Timo Horn hielt 75 Prozent der Schüsse (Leno 70), zeigte neun Glanzparaden (sieben) und blieb elf Mal ohne Gegentreffer (14).

Fazit: unentschieden.

Die Abwehrreihen: Nimmt man die Gegentreffer als Gradmesser der Viererketten, so bewegen sich die Nachbarn auch hier auf einem Niveau: Der FC kassierte 35 Tore, Bayer 31.Das Kölner Innenverteidigerduo gilt bei den Derby-Gastgebern als Glanzstück: Dominic Maroh und Kevin Wimmer bilden einen ungemein stabilen Riegel. Anfällig aber sind sie bei Ecken und Freistößen, weil sie im Stellungs- und Kopfballspiel zuweilen Schwächen zeigen.

Bei Bayer stehen mit Ömer Toprak und Kyriakos Papadopoulos ebenfalls zwei ungemein zweikampfstarke Abwehrspieler vor dem Tor. In den letzten sieben Spielen kam gegen sie kein Gegner zum Torerfolg. Die beiden einzigen Treffer resultierten aus Strafstößen, einer von Toprak verursacht. Auf den Außenpositionen besitzen beide Mannschaften nicht das hohe Niveau wie im Abwehrzentrum. Doch können vor allem auf der jeweils linken Seite Jung-Nationalspieler Jonas Hector und Leverkusens Brasilianer Wendell neben ihren defensiven Stärken Spielintelligenz nach vorne einbringen. Die entwickeln Miso Brecko als Vertreter des wegen eines Fußbruchs ausgefallenen Pawel Olkowski beim FC und Roberto Hilbert auf den rechten Seiten meist nicht in diesem Maße. In der Defensive agieren sie ähnlich solide, können jedoch den einen oder anderen Stellungsfehler zulassen.

Fazit: unentschieden.

Das defensive Mittelfeld: Für die Kölner ist Matthias Lehmann als Dauerläufer, Kämpfer und verlängerter Arm des Trainers die zentrale Spielerpersönlichkeit. Daneben übernimmt Kevin Vogt nach schwachem Rückrundenstart wieder häufiger die Rolle des Passgebers nach vorne. Den Leverkusenern ist mit Gonzalo Castro wegen seines Meniskusrisses der überragende Spielmacher ausgefallen. Simon Rolfes kann ihn mit seiner Routine in hohem Maße ersetzen. Daneben verfügt Lars Bender über viel Zweikampfstärke und vermag mit eroberten Bällen Angriffe präzise einzuleiten.

Fazit: Vorteil Leverkusen.

Das offensive Mittelfeld: Voraussichtlich ändert Peter Stöger gegenüber der Partie in Berlin nur eine Position, stellt den zuletzt wegen muskulärer Probleme ausgefallenen Marcel Risse statt Slawomir Peszko auf die linke Außenbahn. Rechts würde Kazuki Nagasawa spielen, zentral sein Landsmann Yuya Osako. Demgegenüber besitzt Bayer 04 mit Karim Bellarabi sowie Heung-Min Son auf den Flügeln und Hakan Calhanoglu zentral eine unglaubliche Offensivkraft. 28 Torerfolge und 16 Torbeteiligungen lautet die Bilanz dieses Trios.

Fazit: Vorteil Leverkusen.

Das Sturmzentrum: Wie bei den Torhütern, so besitzt auch Leverkusens Mittelstürmer die viel größere Routine als sein FC-Kollege. Was aber die Torerfolge anbelangt, so hat Tony Ujah mit zehn Treffern gegen Stefan Kießling (8) die Nase vorne. Die aktuelle Form spricht indes für "Kieß": Er erzielte vier Treffer in den letzten drei Spielen. Das spricht für eine Patt-Situation.

Fazit: unentschieden.

Zusammengenommen besitzen die Gäste vor allem aufgrund ihres starken Angriffs eindeutige Vorteile in diesem 56. Derby. Die Kölner können nur durch enormen Kampf und mannschaftliche Geschlossenheit versuchen, die vor allem offensiven Nachteile wettzumachen.

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