1. FC Köln Völlig losgelöst

KÖLN · Bevor das Siegertänzchen vor der Südtribüne begann, ließen sich die FC-Profis auf dem Rasen nieder, wie es dem Zeremoniell entspricht.

Dort wäre allerdings so manch einer am liebsten sitzen geblieben - statt den Fans Folge zu leisten, auf Kommando aufzuspringen und ausgelassen herumzutoben. "Eigentlich waren wir nach der intensiven, heftigen Schlacht und dem hohen Tempo alle kaputt", gestand Matthias Lehmann. Doch das 2:1 (1:0) gegen Borussia Dortmund und damit der erste Saison-Heimsieg in der Fußball-Bundesliga versetzte Berge, ließ Schmerzen und Müdigkeit vergessen.

Zuvor hatten sie und die höher gehandelten Dortmunder sich nichts geschenkt, verbissen um jeden Quadratmeter Spielfläche sowie mit hohem Aufwand um den Ballbesitz gekämpft. Dabei unterliefen beiden Mannschaften fast exakt gleich viele Fehlpässe (117:116), vor allem im Mittelfeld, was zu einem ständigen Hin und Her führte und dem Gegner Konterchancen eröffnete.

Als erste nahmen die Kölner in der 40. Minute ein solches gegnerisches Geschenk an. Ilkay Gündogan und Mats Hummels griffen Kevin Vogt im Anstoßkreis nicht an, sodass der nach Doppelpass mit Marcel Risse auf Roman Weidenfeller zulaufen konnte. "Jetzt ist es leicht, darüber zu reden. Aber da gingen mir so einige Gedanken durch den Kopf. Zum Glück entschied er sich früh für eine Ecke, sodass ich den Ball an ihm vorbeischieben konnte", meinte der Mittelfeldspieler.

Weniger zu lachen hatte er in der 48. Minute. Nach einem allerdings fahrlässig schlechten Zuspiel von Mergim Mavraj, der den nach einer Viruserkrankung geschonten Dominic Maroh problemlos vertrat, wurde ihm der Ball abgejagt. Ciro Immobile kam in Ballbesitz und konnte mühelos das 1:1 erzielen. "Mergim entschuldigte sich bei mir, ich habe mich bei ihm entschuldigt und niemand hat uns einen Vorwurf gemacht. Stattdessen haben wir mit Leidenschaft weiter gekämpft", lobte Kevin Vogt die mannschaftliche Geschlossenheit.

Honoriert wurde sie durch den Siegtreffer in der 74. Minute. Eine Hereingabe des eingewechselten Yuya Osako ließen Lukasz Piszczek, Sokratis und Roman Weidenfeller nach dem Motto "nimm du ihn, ich hab? ihn sicher" passieren. "Ich habe mich durch die beiden irritieren lassen. Aber das war klar mein Fehler. Deshalb habe ich mich auch bei der Mannschaft entschuldigt", gestand der Torwart. Dagegen hatte der über so hochgradiges Fehlverhalten völlig verblüffte Simon Zoller den Ball nur locker ins leere Tor schieben müssen.

"Für mich war der Treffer eine große Erleichterung", gestand der Mittelstürmer nach seinem ersten Bundesligator, um dann mit der Aussage zu überraschen, dass ihm die Verbannung auf die Tribüne im vorangegangenen Heimspiel gegen die Bayern gutgetan habe. "Dafür bin ich dem Trainer dankbar", sagte Simon Zoller, der damals an seiner eigenen Erwartungshaltung zu ersticken drohte. "Er hat sich in der Anfangsphase der Saison selbst zu kritisch gesehen. Jetzt hat er sich für seine harte Arbeit belohnt", freute sich Kevin Wimmer mit dem lange glücklosen Torjäger.

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