Interview mit Jörg Schmadtke "Viel Geld macht die Sache auch nicht einfacher"

BONN · Was sind die Probleme eines Aufsteigers in der Bundesliga, und wie denkt Kölns Geschäftsführer über den Nachbarn auf der anderen Rheinseite? Darüber sprach mit Jörg Schmadtke unser Mitarbeiter Joachim Schmidt.

 Legt besonderes Augenmerk auf die Charaktere seiner Neueinkäufe: FC-Geschäftsführer Jörg Schmadtke.

Legt besonderes Augenmerk auf die Charaktere seiner Neueinkäufe: FC-Geschäftsführer Jörg Schmadtke.

Foto: dpa

Herr Schmadtke, wie schwierig ist es für einen Bundesligaaufsteiger, die Klasse zu halten?
Jörg Schmadtke: Sehr schwierig, da in der Bundesliga ein anderer Fußball gespielt wird. Die Gegner haben eine ganz andere sportliche Qualität, außerdem bedarf es durch das gesteigerte öffentliche Interesse noch größerer Anstrengung, die Dinge im eigenen Laden im Griff zu behalten. Deshalb benötigt man etwas Erfahrung und darf sich nicht zu sehr von außen lenken lassen. Außerdem ist die wirtschaftliche Schere noch weiter auseinandergegangen. Um da Anschluss zu finden, muss man mindestens zwei, drei Jahre in der Liga bleiben.

Was sollte beim FC der Schlüssel zum Klassenerhalt sein?
Schmadtke: Man muss die Aufstiegseuphorie ein Stück weit erhalten, und das, was einen stark gemacht hat. Das war und ist bei uns die Homogenität. Nicht zuletzt deshalb haben wir uns in der Breite verstärkt und dabei besonderes Augenmerk auf die Charaktere der Neuverpflichtungen gelegt.

In der Vorsaison gab es nur zwei Niederlagen im eigenen Stadion. Wie wichtig ist die Heimstärke?
Schmadtke: Die ist immer wünschenswert. Damit allein funktioniert es aber auch nicht. Sonst steht man alle zwei Wochen unter Siegzwang.

Wie nehmen Sie den Nachbarn Bayer 04 wahr?
Schmadtke: Als eine extrem stabile und leistungsfähige Mannschaft mit Zukunftsperspektive. In Leverkusen macht man einen guten Job. Dass sie seit Jahren unter den Top sechs mitspielen, unterstreicht das.

Wären Sie gerne in der Lage, 30 Millionen Euro für Spielerkäufe auszugeben?
Schmadtke: Viel Geld alleine macht die Sache nicht einfacher. Man muss trotzdem sehen, dass die Dinge passen. Man hat bei solch einer Summe natürlich ein anderes Spielersegment, in dem man sich umschauen kann. Das kann angenehmer sein, ist aber keine Garantie dafür, dass man nur Treffer landet.

Was hätten Sie gerne, was man in Leverkusen hat?
Schmadtke: Ich richte mein Denken nicht nach anderen aus. Ich nehme das, was ich vorfinde. Ich bin beim FC sehr, sehr zufrieden.

Leverkusen und Wolfsburg sind Konzern-unterstützt, Hoffenheim von einem Mäzen, ähnlich wie die Leipziger, und die Bayern haben finanzstarke Anteilseigner. Geraten die anderen Clubs ins Hintertreffen?
Schmadtke: Das kann passieren. Dennoch müssen wir bei solchen Diskussionen aufpassen. Ich neige nicht dazu, wirtschaftlich unterstützte Clubs an den Pranger zu stellen. Wenn man eine Geschichte und Erfolge aus der Vergangenheit besitzt wie wir, verhilft das einem heute nicht zu Siegen. Und auch nicht dazu, automatisch in der Bundesliga zu spielen. Das muss man sich unter den gegebenen Bedingungen erarbeiten.

Was wünschen Sie sich für den FC, was für Bayer 04?
Schmadtke: Uns eine gewisse Gelassenheit und die Geschlossenheit, die uns in der Vorsaison auszeichneten. Und am allermeisten den Klassenerhalt, damit der FC die nächsten Schritte in der positiven Entwicklung machen kann. Den Leverkusenern wünsche ich alles Gute für ihren geradlinigen Weg.

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