1. FC Köln Stöger beklagt fehlendes Glück

KÖLN · Einen "Big Point", so hatte FC-Trainer Peter Stöger unter der Woche den erhofften Sieg über Hertha BSC genannt, sollte es geben. Ein einfacher Punktgewinn hätte es am Ende wohl auch getan. Doch im zweiten Heimspiel in Folge standen die Kölner mit leeren Händen da, und wieder besiegten sie sich selbst.

 Am Boden: Mergim Mavrej nach der unglücklichen Niederlage. FOTO: SCHMÜLGEN

Am Boden: Mergim Mavrej nach der unglücklichen Niederlage. FOTO: SCHMÜLGEN

War es gegen Freiburg ein Handspiel, das durch das Elfmetertor die 0:1-Pleite bescherte, so war es nun ein abgefälschter Freistoß, der den Ball zum 2:1 für die Hertha ins FC-Tor trudeln ließ.

Dabei musste Tony Ujah erfahren, wie schmal der Grat zwischen einem möglichen Helden des Tages und einer tragischen Figur ist. Innerhalb einer halben Stunde bewegte er sich ab der 58. Minute in einer Gefühlsspirale von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt.

Zu besagtem Zeitpunkt war er von der Mittellinie mit dem Ball den Berlinern davongelaufen, um von der Strafraumgrenze an Thomas Kraft vorbei mit seinem vierten Saisontor das 1:1 zu erzielen. In der dann einzig berauschenden Phase der Gastgeber hämmerte der Torjäger fünf Minuten später den Ball nach Flanke von Miso Brecko an die Latte. In der 83. Minute stand er völlig frei vor dem Tor, doch Pawel Olkowski bediente ihn nicht per Querpass.

Wenig später dann der Moment, nach dem der Nigerianer am liebsten im Boden versunken wäre. Da ihm dies nicht möglich war, zog er das Trikot über's Gesicht: Sein Ausdruck größter Scham.

Was passiert war? Nach einem Tritt von Matthias Lehmann gegen den Fuß von Hajime Hosogai gab es 25 Meter vor dem FC-Tor einen Freistoß. Den schoss Marcel Ndjeng, der vor 26 Jahren als Sechsjähriger bei Fortuna Bonn mit dem Fußballspielen begann und bis 2004 acht Jahre lang das FC-Trikot trug. "Eigentlich wollte ich über die Abwehrmauer schießen", gab der 32-Jährige den Fehlschuss zu, der zum Glückstreffer wurde. Denn Tony Ujah hielt sich an die Anweisung seines Trainers, nicht hochzuspringen, um keinen Flachschuss zuzulassen. Doch dass sich der Stürmer abwenden sollte, hatte Peter Stöger nicht gefordert. So prallte der Ball von Ujahs Brust in die von Timo Horn entfernte Ecke und trudelte neben dem linken Pfosten ins Tor.

[kein Linktext vorhanden]"Ich müsste mich über mein Tor freuen, das mir für die nächsten Spiele Selbstvertrauen gibt. Aber ich bin traurig wegen der unglücklichen Aktion", klagte der Torjäger mit zu Boden gerichtetem Blick. "So etwas ist bitter und sehr enttäuschend", meinte Peter Stöger, während Sportchef Jörg Schmadtke grummelte: "Fußball ist manchmal nicht absehbar." Auch für Gästetrainer Jos Luhukay nicht, der zwischen 2002 und 2005 als Co-Trainer beim FC arbeitete: "Wir hatten Glück beim Kölner Lattenschuss und ebenso bei unseren Toren."

1. FC Köln - Hertha BSC 1:2
11 Bilder

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Denn auch beim Führungstreffer (28.) durch den niederländischen Nationalspieler Roy Beerens assistierten die Gastgeber in Gestalt von Mergim Mavraj, der den Schuss unhaltbar abfälschte. So konnte der fromme Wunsch von Rainer Maria Kardinal Woelki nach einem 2:0-Erfolg nicht in Erfüllung gehen. Nach dreijähriger Bischofstätigkeit in der Berliner Diaspora war Kölns neuer Erzbischof "voller Erwartung" erstmals wieder "von der einen Kathedrale, dem Dom, in die andere Kathedrale, die des Fußballs", gekommen.

Der kirchliche Oberhirte brachte seiner Lieblingsmannschaft aber kein Glück. Genau das sei aus Sicht von Peter Stöger, der angesichts nur eines Sieges in sechs Heimspielen aber nichts von einem Heimkomplex wissen will, notwendig, "um künftig bestehen zu können".

Für Jörg Schmadtke muss sich aber auch spielerisch bei den Angriffsbemühungen etwas verbessern. Aus seiner Sicht gab es einmal mehr zu wenige Aktionen in den gegnerischen Strafraum hinein. Waren die Laufwege vermeintlich versperrt, wurde abgedreht und ein neuer Anlauf genommen. Stattdessen müssten künftig mehr Zweikämpfe gesucht und so potenzielle Fehler der gegnerischen Abwehrspieler provoziert werden.

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