Yann Benjamin Siegburger Athletik-Coach Kugel trainiert den 1. FC Köln

SIEGBURG · "Es fühlte sich an, wie nach Hause zu kommen", sagt der neue Athletik-Trainer des 1. FC Köln, Yann Benjamin Kugel, der von allen nur Benny genannt wird, zu seiner Verpflichtung beim kölschen Traditionsclub.

"Als ich das erste Mal auf dem Trainingsgelände am Geißbockheim das Aufwärmen der Truppe geleitet und zum Decksteiner Weiher geschaut habe, war das ein ganz merkwürdiges, aber glückliches Gefühl. Dort bin ich mit meiner Frau Serena und Tochter Emilia als Student oft spazieren gegangen", erinnert er sich.

Damals ging sein Blick in die entgegengesetzte Richtung und schon da sei der Wunsch aufgekommen, einmal beim FC tätig zu werden. Jetzt hat er sein Ziel erreicht, bis dahin war es ein spannender und langer Weg. Der heute 33-Jährige kam in Sieglar zur Welt, wuchs in der Kreisstadt auf, machte am Anno Gymnasium 1999 sein Abi, studierte anschließend in der Domstadt an der Sporthochschule und legte dort als Diplom-Sportwissenschaftler mit dem Abschluss "Training und Leistung" den Grundstein für eine steile Karriere.

Nach dem Abitur zog es ihn zunächst nach Brasilien, wo er sich bei einem Entwicklungsprojekt für Straßenkinder engagierte. 2001 bis 2005 studierte er in Köln, 2007 machte er ein Jahr Station auf Fuerteventura, arbeitete als Personal-Trainer und Leistungsdiagnostiker.

Zu seinen Kunden gehörte auch der damalige Sportchef von Werder Bremen, Klaus Allofs, der von Kugels professioneller Art angetan war. Da sein Verein zu dieser Zeit die Stelle eines Athletiktrainers schaffen wollte, forderte Allofs den jungen Mann auf, ein Trainingskonzept in Bezug auf Fußball zu entwickeln und nach Bremen zu schicken.

Nur wenige Wochen später wurde er zum Vorstellungsgespräch an die Weser eingeladen und vom überzeugten Allofs und Trainer Thomas Schaaf 2008 "vom Fleck weg eingestellt", berichtet Benny nicht ohne Stolz. Begeistert waren aber nicht nur die Verantwortlichen bei Werder Bremen, sondern auch die Spieler.

Auf Empfehlung von Per Mertesacker und Mesut Özil wurde der Fitness-Trainer der Deutschen Nationalmannschaft, Shad Forsythe, auf ihn aufmerksam, ab 2010 gehörte der Siegburger zum Kader und reiste 2010 mit zur WM nach Südafrika. Seitdem bereitet er mit den Verantwortlichen rund um Nationaltrainer Joachim Löw die Mannschaft auf alle Turniere vor. "Jeder ist Teil des gesamten Teams und jeder übernimmt Verantwortung auf seinem Gebiet", beschreibt Kugel die Zusammenarbeit Hand in Hand.

Nach einigen Jahren erfolgreicher Arbeit mit den Werder-Kickern lockte eine neue Herausforderung. Roger Schmidt, Trainer von Redbull Salzburg, der während seiner Trainerausbildung bei Kugels Club hospitierte und dessen Coaching schätzen gelernt hatte, konnte ihn überreden, nach Österreich zu wechseln.

Wieder packte Familie Kugel die Koffer und zog 2012 um. Nur ein Jahr später kam der Anruf, den der Athletik-Trainer sich immer gewünscht hatte. Der FC war an der Strippe und bot ihm einen Fünfjahresvertrag an, der "Kölner" sagte natürlich zu. "Nach so vielen Jahren auf Reisen, sind wir froh, wieder in der Heimat zu sein", ist Benny ebenso glücklich wie seine Frau Serena, die er bei einem Fotoshooting für den Katalog eines Outdoor-Modelabels auf der Karibikinsel Martinique kennengelernt hat.

Neben seinem Studium arbeitete er nämlich ab und zu als Männermodel, und Serena war als Stylistin am Set. Heute sind sie verheiratet, haben neben Tochter Emilia noch einen Sohn, Felipe, ein weiteres Kind ist unterwegs. Bei allem Erfolg ist Yann Benjamin Kugel ein bodenständiger und heimatverbundener junger Mann geblieben, dem die Familie und Freunde wichtiger sind, "als ein dickes Konto oder die große Karriere mit protziger Vita", wie er erklärt.

Ehrgeiz hat er dennoch. "Ich schaue immer nach vorne und möchte das Optimum erreichen." Das bedeutet kurzfristig für ihn, sich mit allen Kräften für das Unternehmen 1. Liga bei den Kölnern einzusetzen. "Ich will mit dem FC aufsteigen." Verantwortlich ist Kugel bei seinem neuen Verein auch für den Nachwuchs, für den er in den nächsten Jahren konzeptionell arbeiten wird. Die Frage, ob er für immer bleiben möchte, beantwortet der Fitness-Coach mit einem vielsagenden Lächeln: "Irgendwann möchte man einen Baum pflanzen und ihn wachsen sehen". Das passende Haus in Köln hat er schon gefunden.

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