Verfahren gegen Kölner Fans Schlimmster Fall wäre Punktabzug

KÖLN · Der 1. FC Köln muss sogar mit Punktabzügen rechnen: Dies wäre die schlimmste Konsequenz aus den Ausschreitungen der Kölner Fans in dieser Saison, die mit den Krawallen vom letzten Samstag beim Bundesliga-Derby in Mönchengladbach ihren unrühmlichen Höhepunkt erreicht haben.

 Läutet die Alarmglocke: Jörg Schmadtke rechnet mit einer hohen Strafe für den 1. FC Köln.

Läutet die Alarmglocke: Jörg Schmadtke rechnet mit einer hohen Strafe für den 1. FC Köln.

Foto: dpa

FC-Sportdirektor Jörg Schmadtke deutete gestern an, dass er sogar eine "noch höhere Stufe" der Bestrafung als die eines "Geisterspiels" für möglich halte. Das Spektrum der möglichen Sanktionen reiche von Teilausschlüssen von Zuschauern bis hin zum Abzug von einem oder gar mehreren Punkten.

Grund für die zu erwartende drakonische Strafe sei, dass man seitens des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) alle anhängigen Verfahren zu einem Urteil zusammenziehen werde. Dies hatte der Verband den Kölnern vorab mitgeteilt. Vor allem das massive Abbrennen von Pyrotechnik sowie ein Blocksturm beim Pokalspiel in Duisburg fallen neben den jüngsten Gewalttaten ins Gewicht. "Diese Zusammenlegung der Vorfälle zeigt die Brisanz des Ganzen. Als wir das erfuhren, waren wir überrascht und auch ein bisschen betroffen", sagte Schmadtke, der frühestens Mitte bis Ende März mit einem Urteil des DFB-Sportgerichts rechnet.

Zu den Vorfällen äußerte sich auch Rewe, Hauptsponsor des 1. FC Köln. "Die Ausschreitungen nach dem rheinischen Derby in Mönchengladbach sind nicht von Fußballfans, sondern von Kriminellen begangen worden, die bereits strafrechtlich verfolgt werden", teilte das Unternehmen mit. "Hierbei unterstützen wir als Hauptsponsor den 1. FC Köln, der mit aller Härte nach den Ausschreitungen reagiert und die identifizierten Kriminellen aus der Fan-Szene ausgeschlossen und mit Stadionverbot belegt hat."

Gemeinsam mit dem 1.FC Köln sei man sich einig, dass möglichst rasch wieder der Fußball und "echte unterstützende Fankultur" im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen muss. Nach den schweren Ausschreitungen beim Heimspiel gegen Bayern München 2012 hatte Alain Caparros, Chef der Rewe Gruppe, schon gesagt: "Der Name Rewe darf nicht mit Gewalttätern in Verbindung gebracht werden."

Zu den vereinsinternen Strafen gegen die Ultra-Gruppe Boyz meinte Schmadtke, dass der FC sich zum Teil "auf dünnem Eis" bewege. Der Verein werde aber nichts unversucht lassen, "damit die Dinge, die wir angestoßen haben, auch juristisch standhalten". Dabei geht es neben der Aberkennung des Fanclub-Status vor allem um Stadionverbote, Entzug der Mitgliedschaft und der Dauerkarten. Gestern Abend tagte deshalb die Stadionverbotskommission des 1. FC Köln. Es ging um das Stadionverbot für die 40 Mitglieder starke Gruppe Boyz für das Heimspiel gegen Hannover 96.

"Der Zeitpunkt der Milde und der Hoffnung, dass es besser wird, ist vorbei. Wir haben fünf vor zwölf", sagte Schmadtke. Nach seinen Angaben sind bislang sieben der rund 30 Personen identifiziert worden, die in Mönchengladbach den Platz stürmten. Zudem habe es Hinweise zur Erkennung weiterer Täter gegeben. Ausschlaggebend dafür seien Fotos, die der 1. FC Köln auf seiner Internetseite veröffentlichte.

Das Eingreifen der Polizei bezeichnete der FC-Sportdirektor als "enttäuschend". Nur zwei Übeltäter seien von der Polizei festgenommen worden. "Es hätte dem FC mehr geholfen, wenn stärker eingegriffen worden wäre", so Schmadtke. Mit in die Pflicht nahm der Sportchef jene Fans, die als Beobachter schweigen. Er forderte zu einer "Entsolidarisierung" auf und warf ihnen "eine gewisse Mittäterschaft" vor.

Auch Christoph Schickhardt, Rechtsbeistand des FC-Vorstands, sieht die Fans in der Pflicht. Weitere Fälle könnten "zur Abschaffung der Stehplätze oder zu Absagen von Risikospielen" führen. "Die Mehrheit der Fans muss zeigen, dass sie sich das nicht bieten lässt. Sie müssen sich distanzieren, die Krawallmacher ausschließen und melden."

Diese Meinung vertritt auch der Mitgliederrat des Vereins. Er rief gestern dazu auf, "denjenigen Egoisten, die massiv gegen die Interessen des Vereins handeln, keine Deckung mehr zu gewähren." Mitläufertum schade genauso.

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