Debatte nach Kölner Krawallen Reiseverbot für Gäste-Fans?

KÖLN · Großen Zuspruch hat der 1. FC Köln nach eigenen Angaben für die vollzogenen und eingeleiteten Strafmaßnahmen gegen die Ultra-Gruppierung Boyz erhalten, von denen rund 30 Mitglieder für die Krawalle beim Derby in Mönchengladbach verantwortlich waren.

 Die Vermummung hat nicht alle Gewalttäter geschützt. Einige konnten bereits identifiziert werden. Gegen sie wird ermittelt.

Die Vermummung hat nicht alle Gewalttäter geschützt. Einige konnten bereits identifiziert werden. Gegen sie wird ermittelt.

Foto: dpa

Daneben haben die Vorkommnisse für eine neue Diskussion über den Fan-Besuch von Auswärtsspielen geführt. Das Verbot solcher Fahrten stellte Hendrik Große-Lefert, der Sicherheitschef des Deutschen Fußball-Bundes, als "letzte, drastische Sanktion" in den Raum. Über ein Verkaufsverbot von Gästekarten müsse das DFB-Sportgericht entscheiden, sagte er der "Rheinischen Post".

Dagegen konterte Andreas Rettig, Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL): "Wir wollen das nicht." Aus seiner Sicht sei denkbar, das Kartenkontingent für Gäste-Fans (derzeit zehn Prozent der Stadionkapazität) zu reduzieren oder nur noch personalisierte Karten auszugeben.

Beim 1. FC Köln werden die Karten für Auswärtsspiele über das Fan-Projekt vergeben. Für das Spiel in Mönchengladbach (5400 Karten) konnten nur Vereinsmitglieder bis zu zwei Karten kaufen. Beim FC geht man davon aus, dass sich Boyz-Mitglieder, von denen angeblich nicht so viele dem Verein angehören, über andere Vereinsmitglieder Karten illegal besorgt haben.

Dem Argument, die Krawallmacher könnten sich auch nach einem Ausschluss und Stadionverbot mit fremden Karten in die Stadien schleichen, wird seitens des FC widersprochen, was Heimspiele anbelangt. Der Kölner Ordnungsdienst kenne die Personen und werde sie nicht ins Stadion lassen.

Das Vorhaben, die dem FC bekannten Mitglieder der Ultra-Gruppierung - man geht nach neuestem Stand von 40 bis 50 aus - aus dem Verein auszuschließen, ihnen ein unbefristetes Stadionverbot aufzuerlegen und die Dauerkarten zu kündigen, läuft noch durch die Vereinsgremien. Ebenso wird noch an der Stellungnahme für den DFB gearbeitet, die bis zum nächsten Dienstag beim Verband eingegangen sein muss.

Seit dem Wochenende sind nach FC-Informationen rund 500 Mails zu den Vorkommnissen in Mönchengladbach beim Club eingegangen. Dabei habe es keine einzige kritische Anmerkung dazu gegeben, dass der Verein Bilder von den zumeist vermummten Gewalttätern veröffentlichte und um Hinweise zur Personalisierung gebeten hatte. Man habe dies im Übrigen nach Rücksprache mit Juristen getan. Die hätten bestätigt, dass es bei Demonstrationen, Konzerten und Fußballspielen Ausnahmen vom Recht am eigenen Bild gebe.

Während DFB und DFL über die Aussperrung oder Teilaussperrung von Gäste-Fans debattieren, forderte Oliver Malchow nach englischem Vorbild ein lebenslanges Stadionverbot für identifizierte Fußball-Gewalttäter. "Das ist gerechter, als die friedlichen Fans durch sogenannte Geisterspiele zu bestrafen", sagte der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei.

Weitgehend unbeachtet blieb übrigens, dass es am Samstag auch in Bremen zu Ausschreitungen kam. Nach dem Spiel gegen Augsburg griffen rund 40 vermummte Gewalttäter abziehende Gäste-Fans an, bewarfen sie mit Flaschen und Stühlen. Nachdem sie von der Polizei zurückgedrängt wurden, schlugen sie offenbar gezielt auf drei szenekundige Zivilbeamte ein und verletzten sie.

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