Platz elf zur Halbzeit Positive Bilanz, trügerische Tabelle

KÖLN · Platz elf zur Halbzeit darf für die Geißböcke kein Ruhekissen sein. Nur vier Punkte trennen die Stöger-Elf vom Tabellenletzten SC Freiburg.

 Viele Facetten zeigte der 1. FC Köln: Tony Ujah hat Spaß mit Hennes VIII. Fotos: Schmülgen/dpa

Viele Facetten zeigte der 1. FC Köln: Tony Ujah hat Spaß mit Hennes VIII. Fotos: Schmülgen/dpa

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Ein ereignisreiches Fußballjahr liegt hinter dem 1. FC Köln. Als Zweitligameister kehrte der Club zurück in die Bundesliga. Dort nimmt die Mannschaft nach der Hinrunde mit 19 Punkten - wie der Zehnte - den elften Rang ein. Für einen Aufsteiger ein respektables Ergebnis, wenngleich der Tabellenplatz allein ein trügerisches Bild darstellt. "Da steckt eine große Gefahr drin. Wir haben nur vier Punkte Abstand zum Letzten. Wir müssen sehr auf der Hut sein, in der Rückrunde um jeden Punkt kämpfen. Jeder einzelne kann am Ende von großer Bedeutung sein", sagte Jörg Schmadtke.

So eng wie diesmal ging es in der unteren Tabellenhälfte in den letzten zehn Jahren noch nie zu. Meist betrug der Abstand zwischen Zehntem und Letztem acht oder neun Punkte; das Maximum waren 18 Zähler. Deshalb müsse man zuweilen auch mit einem Remis zufrieden sein, auch wenn man denke, "es müsse ein Dreier eingefahren werden", so der FC-Sportchef.

Solche Situationen erlebten die Kölner gleich drei Mal in Heimspielen. Nach den Erfolgen gegen Dortmund (2:1) und in Bremen (1:0) hätte ein Heimsieg gegen die letztplatzierten Freiburger den Sprung auf Platz acht bedeutet. Doch man verlor mit 0:1. Auf den 4:3-Überraschungssieg in Hoffenheim folgte mit dem 1:2 gegen Hertha der nächste Nackenschlag statt des Aufstiegs auf Rang sieben. Die dritte Enttäuschung setzte es, als nach gutem Beginn gegen Augsburg dem treuen Anhang wieder ein 1:2 serviert und der Anschluss ans obere Mittelfeld verpasst wurde.

Die Gründe für diese Heimschwäche - nur Stuttgart ist mit einem Punkt weniger noch erfolgloser - habe man erkannt, so Jörg Schmadtke. Es sei die schwierigste Aufgabe im Fußball, eine tief stehende und gut verteidigende Mannschaft zu bespielen und Torchancen zu kreieren. Dafür benötige man hohes Tempo, Passgenauigkeit, feste Laufwege, Inspiration und überraschende Elemente. Nach dem Rückrundenauftakt beim HSV müssten die genannten Punkte in den Heimspielen gegen die beiden weiteren Mitkonkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt aus Stuttgart und Paderborn besser umgesetzt werden.

Ganz anders trat der FC in der Fremde auf. Mit vier Siegen und 13 Punkten nimmt die Mannschaft von Peter Stöger in der Auswärtstabelle der Bundesliga Platz zwei hinter dem FC Bayern (5 Siege/18 Punkte) ein. Die Grundlage für dieses starke Abschneiden liegt in der soliden Defensivarbeit begründet. Außer beim 1:5 in Leverkusen brach die Mannschaft niemals auseinander, gab es stets knappe Ergebnisse.

"In einer guten Abwehrarbeit liegt der Schlüssel zum Klassenerhalt. Wir benötigen eine defensive Stabilität, aus der heraus wir unser Spiel entwickeln können. Ist das nicht der Fall, bekommt die Mannschaft Probleme. Das hat man in den letzten 15 Minuten beim Spiel in Leverkusen gesehen. Besitzen wir aber diese Stabilität, sind wir in der Lage, fast alle Mannschaften vor Probleme zu stellen. Das haben wir am Wochenende noch einmal in Wolfsburg gezeigt, von wo wir durchaus einen Punkt hätten mitnehmen können", wies Jörg Schmadtke auf die Bedeutung der Defensivstärke für das Kölner Umschaltspiel mit schnellen Gegenstößen hin.

Das Gerüst der Mannschaft, die in sechs der 17 Spiele ohne Gegentor blieb, wird aus Spielern des Zweitligameisters gebildet. So standen in Wolfsburg mit Pawel Olkowski und Dusan Svento nur zwei im Sommer gekommene Spieler in der Startformation. Das zeigt, dass die meisten Aufstiegsspieler genug Erstligapotenzial besitzen und sich weiterentwickelt haben.

Neben Torhüter Timo Horn und Innenverteidiger Kevin Wimmer, an denen bereits namhafte Clubs aus dem In- und Ausland Interesse zeigten, sowie dem sechsfachen Torschützen Tony Ujah ist vor allem Jonas Hector zu nennen. Der Linksverteidiger absolvierte im Europameisterschafts-Qualifikationsspiel gegen Gibraltar sein Länderspieldebüt.

Bei den Neuzugängen klaffte die Spanne zwischen der Erwartungshaltung und den gezeigten Leistungen erheblich auseinander. Kevin Vogt und Pawel Olkowski erwiesen sich als Verstärkungen, Dusan Svento und Mergim Mavraj deuteten dies zumindest an. Simon Zoller und Yuya Osako enttäuschten hingegen. "Das muss man kritisch gegenüberstellen", meinte Jörg Schmadtke, der auf den Faktor Zeit setzt. "Wir haben die Hoffnung, dass sie sich noch entwickeln. Wir besitzen Vertrauen in den Kader und die einzelnen Spieler. Sie haben schon schwierige Situationen wie drei Niederlagen in Folge gemeistert. Charakterlich ist die Truppe einwandfrei. Wir können uns auf sie verlassen."

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