Glücklicher FC-Sieg Modestes Elfer sorgt für Aufregung

KÖLN · Aus einem Jahrhunderte alten Zweizeiler ist die Redensart "Tu felix Austria" in den heutigen Sprachgebrauch übergegangen. Damit wird den Österreichern eine besonders glückliche Veranlagung nachgesagt.

 Leichte Berührung, große Auswirkung: Emir Spahic "foult" Anthony Modeste.

Leichte Berührung, große Auswirkung: Emir Spahic "foult" Anthony Modeste.

Foto: SCHMÜLGEN

Beim 1. FC Köln fand das am Samstag Bestätigung. Obwohl man eine Stunde lang schlechter als der Hamburger SV agierte, wandelten die Gastgeber einen 0:1-Rückstand noch in einen 2:1-Erfolg.

Maßgeblichen Anteil hatten Peter Stöger und Philipp Hosiner daran, der eine ein Wiener, der andere ein Burgenländer. Der Trainer bewies erneut das richtige Händchen beim Spielertausch, der eingewechselte Torjäger leitete die Wende ein. Zuvor hatten die Hausherren ideenlos nach Lücken in der sicheren HSV-Abwehr gesucht. Zu allem Übel gerieten sie 90 Sekunden nach Wiederanpfiff durch Lewis Holtby in Rückstand.

Nach einer Stunde gab Peter Stöger das Zeichen zu risikoreicherem Spiel. Prompt ergaben sich Chancen: Anthony Modeste traf auf die Latte (63.), ein Hosiner-Volleyschuss (74.) rauschte vorbei, bevor der Bundesligadebütant zwei Minuten später zum 1:1 traf. Damit aber nicht genug: Mit einem genauen Pass bediente er Modeste, der beim Sprint zum Tor vor Emir Spahic zu Boden sank (79.). Deniz Aytekin entschied zum Ärger der Hamburger und zur Verwunderung vieler Kölner auf Strafstoß und zeigte Spahic wegen Notbremse Rot.

"Es war nicht meine Entscheidung", sagte Anthony Modeste. "Von meiner Position aus hätte ich den Elfmeter nicht gegeben", so Peter Stöger. "Das war ausgleichende Gerechtigkeit", fand Timo Horn und erinnerte damit an jenen unberechtigten Strafstoß, den Deniz Aytekin im Vorjahr in der letzten Minute in Mönchengladbach gegen die Kölner verhängt und der zum 0:1 geführt hatte.

Der gefoulte Modeste ließ sich die Chance nicht nehmen, verwandelte gegen Andreas Hirzel sicher. Der war in der 40. Minute für den an der rechten Schulter verletzten René Adler zwischen die Pfosten gekommen. Für HSV-Trainer Bruno Labbadia war der Elfmeterpfiff "eine krasse Fehlentscheidung". Zudem sei ein Handspiel von Marcel Risse in der Nachspielzeit im Strafraum nicht geahndet worden. Man fühle sich betrogen. Aytekin sei zwar ein guter Schiedsrichter, habe es auch nicht absichtlich gemacht, aber falsch gelegen.

Der Unparteiische gestand nachher: "Der Strafstoß war eine diskussionswürdige Entscheidung." Für ihn aber habe es keine Zweifel gegeben. Und Risse sei aus kurzer Distanz getroffen worden, er habe nicht aktiv gehandelt. Zeitlupen- und Standbilder zur Elfmeterszene zeigten, dass Emir Spahic mit der rechten Hand auf Modestes Rücken drückte und in den abstoppenden Stürmer mit dem rechten Bein hineinlief.

Wie blank die Nerven bei den Gästen lagen, zeigte sich bei Lewis Holtby. Der behauptete, der Schiedsrichter sei in die HSV-Kabine gekommen und habe sich "für seine Fehlentscheidung entschuldigt". Aytekin dementierte dies vehement und erhielt Zustimmung von HSV-Medienchef Jörn Wolf. Holtby entschuldigte sich gestern via Twitter. Er habe es "in der Hektik falsch verstanden".

Trainer Stöger haderte nach dem Spiel nur mit einem Pass von Leonardo Bittencourt, der den einschussbereiten Modeste erreichen sollte - der Ball wurde aber zuvor abgewehrt. Schließlich befand Stöger die Szene doch für gut, als er erfuhr, dass der FC bei einem 3:1-Sieg bis zum abendlichen Erfolg der Bayern Tabellenführer gewesen wäre.

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