1. FC Köln "Milos dreht sich im Kreis"

KÖLN · Es war kein gutes Jahr für Milos Jojic. 239 Minuten Einsatzzeit stehen für ihn zu Buche, aber auch gut 48 Stunden auf der Auswechselbank, auf der Tribüne oder auf dem heimischen Sofa. Die Spiele des 1. FC Köln und zuvor von Borussia Dortmund sah Jojic zumeist von draußen.

 Nur zu wenigen Einsätzen kam Milos Jojic (r.) in diesem Jahr.

Nur zu wenigen Einsätzen kam Milos Jojic (r.) in diesem Jahr.

Foto: dpa

Eine deprimierende Bilanz für einen Fußballprofi. Dennoch zeigte der Mittelfeldspieler Humor, als er seinem Kollegen Frederik Sörensen zu Weihnachten ein Heizkissen für die Ersatzbank als Geschenk versprach und hinzufügte: "Für mich kaufe ich direkt eins mit!"

Auf dessen Benutzung würde der 23-Jährige in der Bundesligarückrunde jedoch gerne verzichten. Schließlich war Milos Jojic im Sommer aus Dortmund zum FC gekommen, um eine Stammkraft zu werden.

Und nicht nur das: Er war als Kreativspieler geholt worden. Der Serbe sollte im offensiven Mittelfeld für Ideen sorgen, Treffer vorbereiten und selbst welche erzielen sowie mit Freistößen Torgefahr heraufbeschwören, die den Kölnern in dieser Form fehlte.

Nur 239 Minuten Einsatzzeit in diesem Jahr

Das alles blieben Hoffnungen und Wünsche. So scheu, wie er häufig beim Verlassen des Trainingsplatzes wirkte, so blass waren seine Leistungen auf dem Spielfeld. Lediglich beim Saisonauftakt in Stuttgart hatte er von Beginn an auf dem Platz stehen dürfen. Danach folgten nur noch sieben Einwechslungen mit meist relativ kurzer Spieldauer.

Hinzu kam, dass der Mittelfeldspieler körperlich lange Zeit nicht zu seiner Form fand. Es fehlten Spritzigkeit und Schnelligkeit. Selbst Peter Stöger, der seine Spieler nach außen vor Kritik schützt und sie durch Gespräche intern unterstützt, sagte: "Milos hat körperlich Nachholbedarf. Er kann sich noch weiterentwickeln." Bei den täglichen Trainingseinheiten war dies zum Ende der Hinrunde zumindest erkennbar. Bei seinen wenigen und kurzen Spieleinsätzen vermochte er dies jedoch weiterhin nicht zu bestätigen.

Sportchef Jörg Schmadtke äußert sich

Damit befand und befindet sich Milos Jojic in einem Teufelskreis, den Sportchef Jörg Schmadtke so beschreibt: "Milos spielt auf einer Position, die von Kreativität geprägt ist. Eine Grundvoraussetzung für Kreativität aber ist sehr viel Selbstvertrauen. Nachdem er vor dem Wechsel zu uns in Dortmund lange Zeit nicht zum Einsatz gekommen war, hätte er sich das Selbstvertrauen über Spiele, kleine und große Erfolgserlebnisse aufbauen müssen. Die aber blieben aus, und so dreht er sich im Kreis."

Training beginnt am Montag

Wenn am Montag beim 1. FC Köln das Training wieder aufgenommen wird, will Milos Jojic einen neuen Anlauf in Richtung Stammelf unternehmen. Dabei solle er keinen zusätzlichen Druck verspüren, dennoch aber wissen, dass allein er dafür verantwortlich ist, aus dem Kreislauf der Erfolglosigkeit herauszutreten, meinen die FC-Verantwortlichen.

"Sicherlich müssen und werden wir ihm dabei ein Stück weit helfen. Er ist aber auch selber gefordert. Er muss etwas dafür tun, die benötigten Spielzeiten zu bekommen. Und er muss dann für die Erfolgserlebnisse sorgen, die ihm Sicherheit geben", zeigte Schmadtke auf, wie es in der nächsten Zeit bei dem 23-Jährigen, der sein Talent nur andeutete, vorwärts gehen soll. "In der Hinserie", so der Sportchef, "haben wir das zugegebenermaßen nicht hinbekommen."

Während also in Training und Spiel von Milos Jojic künftig eine Beschleunigung erwartet wird, soll die Pendelei zwischen Wohnung und Geißbockheim langsamer vonstatten gehen. Das hat sich jedenfalls Frederik Sörensen bei der Auswahl seines Gegengeschenks zum Ziel gesetzt: "Milos bekommt von mir ein Pferd, weil das für die Umwelt besser ist als ein Auto."

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