1. FC Köln Körperloses Spiel führt ins Debakel

FRANKFURT · Innerhalb der letzten gut zwei Jahre war in 78 Pflichtspielen des 1. FC Köln auf eines Verlass: Die Defensivarbeit besaß Niveau. Selbst beim letztjährigen 1:5 in Leverkusen hielt die Ordnung bis zu den Gegentreffern in den Schlussminuten.

 Öfter, als es ihnen lieb war, standen Simon Zoller und Anthony Modeste zum Anstoß nach Gegentreffern im Mittelkreis.

Öfter, als es ihnen lieb war, standen Simon Zoller und Anthony Modeste zum Anstoß nach Gegentreffern im Mittelkreis.

Foto: dpa

Am Samstag aber standen die Spieler erstmals von Beginn an und ohne Ausnahme neben sich. Die Folge war das 2:6 (1:4), bei dem die Frankfurter vor allem in der ersten Halbzeit unglaublich effektiv die Fehler und das phlegmatische Auftreten der Gäste bestraften.

Die Kölner Fehlerketten, die zu den Gegentreffern und weiteren gefährlichen Angriffen der von Beginn an stürmisch aufspielenden Gastgeber führten, begannen meist schon tief in der Frankfurter Spielhälfte. Dort störten die FC-Angreifer ebenso wenig, wie im Mittelfeld die Räume nicht eng gemacht wurden. Von den Außenpositionen durften die Hausherren flanken, und vor dem Tor wurde der Raum, nicht aber der Gegner gedeckt.

"Die Abstände waren nicht gut. Wir haben viel mit den Augen gedeckt", formulierte Jörg Schmadtke mit einem ironischen Unterton die Kardinalfehler. So betrachteten die FC-Profis das Geschehen vor der Pause als körperloses Spiel, gingen kaum in Zweikämpfe und verloren oft einfach den Ball.

War im Vorfeld über die Torgefahr von Alexander Meier gesprochen worden, so ließ man ihn bereits bei seiner ersten Aktion (4. Minute) unbedrängt zur Führung einköpfen; ebenso traf er zum Endstand (87.). Bei seinem dritten, spektakulären - weil im Fallen erzielten - Treffer half zudem der rechte Torpfosten mit. Das war in der 23. Minute und bedeutete das 3:0, weil zuvor (15.) Luc Castaignos nach Steilpass von Abwehrchef Marco Russ zwischen den Spalier stehenden Dominique Heintz und Frederik Sörensen laufen und treffen durfte.

Nach gleichem Muster und Pass von Makoto Hasebe traf der Holländer auch zum 4:1 (30.). Das sechste Eintracht-Tor erzielte Haris Seferovic (73.), der wie seine Mitangreifer ständige Positionswechsel vornahm und damit die Kölner Abwehr zusätzlich überforderte.

"Wir haben verdient Prügel kassiert", meinte Matthias Lehmann, der wie schon im Spiel zuvor in der ersten Halbzeit gegen den HSV eine überraschend schwache Leistung bot. Im Schnitt verlor er vier von fünf Zweikämpfen, wie die Statistiker festhielten. Kevin Vogt, sein Nebenmann, wirkte zumindest engagierter und verlor nur gut die Hälfte der Zweikämpfe.

Weil die Mannschaft nach der Pause mehr Einsatz und Offensivdrang zeigte, vermochte sie das Geschehen dann auch weitgehend ausgeglichen zu gestalten. So wäre auch mehr möglich gewesen als die Kopfballtore von Anthony Modeste (28.) auf Vorarbeit von Simon Zoller und von Dominique Heintz (81.).

Einhelliger Tenor nach den meisten Gegentreffern in der Ära von Peter Stöger war, dass man die Pleite schnellstmöglich abhaken, den Blick auf das Derby am Samstag gegen Mönchengladbach richten und es dann wieder besser machen müsse. "Da wir wissen, wo die Fehler lagen, sind wir aufgrund des Ergebnisses enttäuscht, aber nicht ernüchtert", sagte Peter Stöger.

Schon beim Training am heutigen Montag müsse man wieder zur Tagesordnung übergehen. Er habe nicht das Gefühl, dass die Mannschaft die Dinge, die sie falsch gemacht habe, neu lernen müsse. Es sei alles bekannt, müsse nur wieder richtig umgesetzt werden.

So dürfte es gegen Mönchengladbach keine gravierenden taktischen Änderungen, vielleicht aber ein, zwei personelle Umstellungen geben. Dominic Maroh war bereits am Samstag in der Schlussphase des Spiels vorzeitig nach Köln gefahren worden, um länger schlafen zu können. Gestern sammelte er im Regionalligaspiel gegen Aachen nach neunwöchiger Verletzungspause Spielpraxis. Er ist ein Kandidat für das Derby, würde Frederik Sörensen ersetzen, der seinerseits Pawel Olkowski als Rechtsverteidiger ablösen könnte.

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