1. FC Köln Kölner fühlen sich betrogen

KÖLN · Bei der Aufarbeitung des sportlichen Teils des 82. rheinischen Derbys zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln ging es fast ausschließlich um jene Szene aus der ersten Minute der Nachspielzeit, die dem 1:0-Siegtreffer durch Granit Xhaka vorausging.

 Ins Mark traf Granit Xhaka (2. v.l.) die Kölner, wie hier Kevin Vogt (links) und Matthias Lehmann (rechts), mit seinem Treffer.

Ins Mark traf Granit Xhaka (2. v.l.) die Kölner, wie hier Kevin Vogt (links) und Matthias Lehmann (rechts), mit seinem Treffer.

Foto: dpa

Der zehn Minuten zuvor eingewechselte Branimir Hrgota ging rechts in Höhe des Strafraumecks zu Boden. Schiedsrichter Deniz Aytekin entschied auf Freistoß, den der ebenfalls erst spät ins Spiel gekommene Thorgan Hazard vor das Kölner Tor zirkelte, wo Xhaka unbewacht einköpfen konnte.

"Das war niemals ein Foulspiel von mir. Ich bin extra zurückgeblieben. Er hakt sich selbst in einem Bein ein, richtig clever. Es sah vielleicht nach Foul aus, aber der Linienrichter steht zwei Meter daneben und muss sehen, dass es eine Schwalbe ist", schimpfte Kevin Wimmer. Die Fernsehbilder bestätigten ihn.

Aus der Sicht von Timo Horn war es nicht das einzige vorgetäuschte Foulspiel. "Drei Mal hätten die Gladbacher Gelb sehen müssen, weil sie Schwalben produziert haben. Der Hrgota tritt sich doch selbst in die Hacken", war der FC-Torwart verärgert.

Selbst auf die Gefahr hin, noch Post vom DFB-Kontrollausschuss zu erhalten, erhoben Peter Stöger und Kevin Wimmer Vorwürfe gegen die Unparteiischen. Aus der Sicht des Trainers sei beim Schiedsrichter "eine klare Tendenz zu sehen gewesen, alle Kleinigkeiten gegen uns zu pfeifen". Dagegen sei Granit Xhaka straflos ausgegangen, als er Slawomir Peszko rüde von den Beinen holte. "Dafür musste es Gelb geben, und weil er schon verwarnt war, hätte er vom Platz gemusst. Da hätte er das Tor nicht mehr machen können", regte sich Stöger auf.

Der Schweizer Nationalspieler hatte geahnt, dass er im Derby auf schmalem Grat wandern würde. "Ich wusste: Entweder sehe ich Rot, oder ich mache ein Tor", meinte der 22-jährige Mittelfeldspieler, der eine starke Leistung zeigte und Weltmeister Christoph Kramer, seinen Nebenspieler, klar ausstach.

Während Peter Stöger die Fehlentscheidung mit der im anderen Derby in Leverkusen verglich, als den Kölnern nach der 1:0-Führung ein zweiter Elfmeter verweigert wurde, war Kevin Wimmer fassungslos über das Verhalten von Linienrichter Markus Häcker: "Ich habe mich gefragt: Was will der mit der Fahne da oben?"

Der Kölner Abwehrspieler ging deshalb zu dem Mann an der Linie und hakte nach: "Er war ein bisschen arrogant. Er meinte, er habe ein Foulspiel gesehen. Es bringt aber ja sowieso nichts. Wenn die eine Fehlentscheidung treffen, kann man nicht mit ihnen diskutieren. Das war so und wird so bleiben." Deshalb sei es das Beste, sich nicht weiter darüber aufzuregen.

Einen Vorwurf mussten sich Kevin Wimmer, Mergim Mavraj, der für den erkrankten Dominic Maroh spielte, und Kevin Vogt, gefallen lassen. Sie standen beim Freistoß zentral vorm Tor und ließen Granit Xhaka völlig unbewacht. Man spiele eine Raumdeckung, bestätigten Wimmer und Stöger, ohne darauf einzugehen, warum der Bereich des Gladbachers aber unbewacht blieb.

In den 90 vorausgegangenen Spielminuten hatten die 54 000 Zuschauer eine spielüberlegene Heimelf gesehen, die aber kaum zu Torchancen kam. Die besten Möglichkeiten vereitelte Timo Horn mit vier, fünf starken Paraden. Auf der Gegenseite musste sich Yann Sommer nur in der 40. Minute mächtig strecken, um einen Distanzschuss von Marcel Risse um das Tor zu lenken. Daneben gab es zwar einige im Ansatz vielversprechende Kölner Konter, doch wurden sie schlampig und nicht zielstrebig gespielt.

"Wir hatten zu wenig Hochkaräter und deshalb einen Sieg nicht verdient", blieb Timo Horn realistisch. Wie er meinte aber auch Daniel Halfar: "Wir haben ohne Ende gekämpft und wenig zugelassen. Deshalb wäre eine Punkteteilung gerecht gewesen. Umso bitterer, dass der Schiri dann das Spiel entscheidet."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort