1. FC Köln Kein Risiko und kein Elfmeterpfiff

BERLIN · Kölner und Berliner zufrieden. FC stellt mit 0:0 Bundesligarekord auf: Zum achten Mal torlos.

 Ein starker Rückhalt seiner Mannschaft war wieder einmal Torhüter Timo Horn in Berlin.

Ein starker Rückhalt seiner Mannschaft war wieder einmal Torhüter Timo Horn in Berlin.

Foto: dpa

Wer als Fan zu einem Fußballspiel geht, möchte Tore sehen - vor allem für die eigene Mannschaft. So gesehen, haben es die Kölner Anhänger in dieser Saison nicht leicht, weil ihre Mannschaft nicht gerade zu den torgefährlichsten in der Liga gehört. Doch da die Kölner auch dem Gegner in aller Regel das Toreschießen schwer machen, erwarben sie sich den Ruf als Minimalisten. Am Samstag in Berlin holte der FC zum achten Mal in dieser Spielzeit ein 0:0. Noch nie zuvor kam ein Bundesligist so oft in einer Saison zu diesem Ergebnis.

"Wir haben damit acht Punkte gewonnen. Deshalb stehen wir dazu. Ich finde es völlig in Ordnung, wenn ein Aufsteiger es der Konkurrenz relativ schwer macht, ihn zu besiegen", verteidigte Peter Stöger das oftmals geschmähte Resultat. In der Bundesligageschichte steht das 0:0 an fünfter Stelle der häufigsten Ergebnisse, die vom 1:1 vor dem 2:1, 1:0 und 2:0 angeführt werden. In dieser Spielzeit gab es bislang 26 torlose Begegnungen.

Die Nullnummer vor 51 200 Zuschauern im Olympiastadion hatte sich im Vorfeld bereits abgezeichnet und war das logische Ergebnis eines an Offensivaktionen sparsamen Spiels. Beide Abwehrreihen waren wie erwartet gut organisiert und boten dem Gegner nur wenige Angriffsmöglichkeiten. Zudem bevorzugte man sowohl beim 1. FC Köln als auch bei Hertha BSC ein möglichst risikoloses Spiel, dass dem Gegner wenig Raum oder gar Konterchancen bot. Peter Stöger hatte während der Halbzeitpause seine Spieler nochmals explizit darauf hingewiesen, den Berlinern nur nichts anzubieten.

Trotzdem avancierte Timo Horn wieder einmal zum besten Kölner und musste gleich nach dem Wiederbeginn zwei von vier gefährlichen Berliner Aktionen vereiteln. Thomas Kraft, sein Gegenüber, war noch weniger gefordert, wenngleich zwischen der 76. und 78. Minute fünf Kölner Eckbälle in Folge vor sein Tor flogen; ein Kuriosum.

Bei der wohl gefährlichsten Aktion in Richtung seines Tores konnte der Schlussmann dagegen den Ball seelenruhig und unbedrängt aufnehmen - weil Per Skjelbred ihm zu Hilfe gekommen war. Matthias Lehmann hatte einen Freistoß (23.) gefühlvoll Richtung Elfmeterpunkt geschlenzt, wohin auch Dominic Maroh gestartet war, um einzuschießen. Doch seine Bewegungen gefroren geradezu, während er zudem zu Boden sank.

Verursacher dieser extremen Verlangsamung war besagter norwegischer Nationalspieler, der Maroh mit aller Gewalt festhielt. "Er überstrapaziert mein Trikot. Das ist jetzt zwei Nummern größer", meinte der Kölner Verteidiger, für den es "die klarste Elfmetersituation dieser Saison" war. Das unterstrich auch sein Trainer. "Da gibt es keine zwei Meinungen: Es war ein klarer Elfmeter", legte sich Peter Stöger fest, hielt Schiedsrichter Knut Kircher angesichts seiner Nullnummerntätigkeit aber zugute, dass ihm wohl die Sicht versperrt gewesen sei.

Ob der mögliche Strafstoß freilich verwandelt worden wäre und gar zum Sieg gereicht hätte, bleibt hypothetisch. "Dafür gibt es keine Garantie", meinte Peter Stöger, während Dominic Maroh auf ausgleichende Gerechtigkeit in einem der nächsten Spiele hofft. Zumindest, so der Abwehrorganisator, habe man erneut gezeigt, dass man gut verteidigen könne und so "unser Lieblingsergebnis dieser Saison" erreicht. Damit sei ein weiterer kleiner Schritt Richtung Klassenerhalt gelungen, "und die restlichen Pünktchen holen wir uns auch noch". Er hätte hinzufügen können: Notfalls mit Nullnummern.

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