1. FC Köln Kein Risiko, keine Ideen

KÖLN · Die Hoffnung, den ergebnismäßig goldenen Oktober in den November hinein fortsetzen zu können, ist beim 1. FC Köln ebenso fehlgeschlagen wie der Glaube, die karnevalistische Spielkleidung verleihe der Mannschaft Flügel.

Stattdessen erlebte der Bundesliga-Aufsteiger nach zuvor drei Erfolgen in Serie gegen die als Tabellen-Schlusslicht angereisten Freiburger mit der 0:1-Pleite eine Bruchlandung. "Es hätte der Abschluss einer perfekten Woche sein können. Aber wir Spieler müssen so ehrlich sein und eingestehen, dass wir nicht gut gespielt haben", suchte Matthias Lehmann nicht nach Ausreden.

Das Geschehen hatte sich auch zu deutlich abgezeichnet, als dass man eine Woche vor dem Martinsfest und dem gleichzeitigen Auftakt der neuen Karnevalssession aus Kölner Sicht den Mantel der Barmherzigkeit über das Gezeigte hätte legen können. Von Beginn an spielte sich die Begegnung nach einem Strickmuster ab: Die Gastgeber besaßen die Ballhoheit, agierten jedoch einfallslos gegen abwartende Freiburger.

"Wir wussten natürlich über die Defensivstärke der Kölner und ihre gleichzeitigen Probleme im Spielaufbau. Deshalb wollten wir ihnen das Spielgeschehen überlassen und versuchen, sie auszukontern oder ihre Fehler zu nutzen. Das ist uns gelungen, weil wir gut gearbeitet und immer wieder Nadelstiche gegen sie gesetzt haben", sagte der Ex-Kölner und im Sommer nach Freiburg zurückgekehrte Sascha Riether zufrieden.

Die Geduld der Badener wurde in der 50. Minute belohnt, als eine Fehlerkette der Hausherren im Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Peter Gagelmann endete. Zunächst hatte der sonst zumindest Normalform zeigende Pawel Olkowski einen Freistoß im eigenen letzten Drittel schlecht ausgeführt. Dann ließ sich der gestern völlig indisponierte Kevin Vogt am eigenen Strafraum den Ball abjagen, und zum unguten Schluss fälschte Mergim Mavraj im Fallen eine Hereingabe von Nicolas Höfler mit dem ausgestreckten linken Arm ab. Den Strafstoß verwandelte Vladimir Darida sicher. Anders als fünf Tage zuvor beim Pokalspiel in Duisburg, als Timo Horn zwei von drei Elfmetern abwehrte, hatte der Torhüter in seiner gelb-grünen Kluft, die optisch an die Ehrengarde erinnert, keine Abwehrchance.

In der Folgezeit waren die Gäste einem 2:0 näher als der FC dem Ausgleich. Alleine Sebastian Freis, wie Riether ebenfalls ein Ex-Kölner, kam in der 60. und 72. frei zum Schuss, zielte aber einmal vorbei und scheiterte im zweiten Versuch an Horn. Pech hatte auch Mike Frantz, als er in der 85. mit dem Ball zusammen am leeren Tor vorbeirutschte. Dagegen ging den Kölner Angriffsversuchen spätestens im gegnerischen Strafraum die Luft aus.

"Die Freiburger hatten keine Ideen, und wir auch nicht. Solch ein Spiel geht normalerweise torlos aus. Mit unseren unglücklichen Aktionen in der 50. Minute haben wir ihnen aber die Chance zur Führung gegeben und hatten danach keine Antwort mehr", sagte FC-Trainer Peter Stöger emotionslos. Seiner Mannschaft habe "der Punch" gefehlt. Auch die Risikobereitschaft vermisste Stöger bei seinen Spielern.

Der FC-Coach wechselte zu den Angreifern Simon Zoller und Yuya Osako mit Toni Ujah und Bard Finne noch zwei weitere Stürmer ein, ohne dass davon etwas zu spüren gewesen wäre. "Es war zu wenig Bewegung in unserem Spiel. Wir waren zu hektisch und sind für einen Fehler bestraft worden", stellte Kevin Wimmer fest. Der Innenverteidiger, der nach dem Ausscheiden von Matthias Lehmann erstmals die Kapitänsbinde übernahm, stürmte in der Schlussphase ständig mit nach vorne.

Dass eine Reihe von Zuschauern bereits vor dem Abpfiff den Heimweg antraten, brachte Lehmann mit deren Enttäuschung angesichts gestiegener Erwartungen in Verbindung. Während er von "ihrem guten Recht" sprach, war sein Trainer nicht davon angetan. Angesichts kölscher Euphorie im Vorfeld des zehnten Spieltags meinte er: "Heute, in Runde zehn, bin ich fix in Köln angekommen."

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