1. FC Köln Kein Geisterspiel in Köln

KÖLN · Strafmaßnahmen seitens des Sportgerichts des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wegen ungebührlichen Benehmens von Chaoten im Umfeld der eigenen Fans gehören für die Vereinsverantwortlichen des 1. FC Köln seit Jahren zu den ebenso unschönen wie regelmäßigen Begleiterscheinungen ihrer Arbeit.

 Eine so bunte und friedliche Stimmung wie beim Saisonauftakt wünscht man sich beim FC von den eigenen Fans.

Eine so bunte und friedliche Stimmung wie beim Saisonauftakt wünscht man sich beim FC von den eigenen Fans.

Foto: Schmülgen

Donnerstag war es wieder einmal so weit. Doch erstmals durften sich die Kölner darin bestätigt sehen, dass ihre Bemühungen um den Dialog mit den Problem-Fans und um ein Ende der Ausschreitungen vom DFB honoriert werden.

Denn weder das befürchtete Geisterspiel noch ein Punktabzug wurden gegen den Verein verhängt. Allerdings müssen stattdessen in den Heimspielen gegen Hoffenheim, Leverkusen und Schalke die Stehplatz-Blöcke S3 und S4 mit insgesamt 2800 Zuschauern leer bleiben. Den 2500 Dauerkarteninhabern wird das Geld erstattet.

Für die Kölner Spiele in Freiburg, Berlin, Augsburg und Mainz werden nach englischem Vorbild nur personalisierte Karten ausgegeben. Gelingt dem FC der Klassenerhalt, sind für die Derbys gegen Mönchengladbach in der kommenden Saison spezielle Sicherheitskonzepte zu erstellen. Zudem muss der FC bis zum Jahresende bei jedem auswärtigen Risikospiel 50 eigene Sicherheitskräfte einsetzen. Auch sind große Banner und Blockfahnen bei Gastspielen verboten.

Die Geldstrafen, die das DFB-Sportgericht darüber hinaus für die verschiedenen Vergehen (unter anderem Platzsturm in Mönchengladbach, Blocksturm in Duisburg) ausgesprochen hat, summieren sich auf rund 200.000 Euro. Davon können allerdings etwa 120.000 Euro in weitere infrastrukturelle und präventive Maßnahmen am Kölner Stadion investiert werden.

"Die Strafe trifft den 1. FC Köln hart und ist finanziell wie organisatorisch für uns eine große Herausforderung. Wir sind dennoch erleichtert, dass der DFB die Fanarbeit des 1. FC Köln und die von uns nach dem Derby ergriffenen Maßnahmen anerkennt. Wir danken ausdrücklich unseren Mitgliedern und Fans, die schon beim Spiel gegen Hannover ein klares Signal der Unterstützung für den Club gesendet und damit eine vorbildliche Reaktion auf die Vorfälle in Mönchengladbach gezeigt haben", sagte FC-Präsident Werner Spinner.

Hans E. Lorenz, der Vorsitzende des DFB-Sportgerichts, bestätigte in einem Gespräch mit DFB.de, dass nicht viel gefehlt habe, um den 1. FC Köln mit einem über eine Million Euro teuren Geisterspiel zu bestrafen: "Ohne die vorbildlichen Maßnahmen des 1. FC Köln im Anschluss an die Vorfälle in Mönchengladbach wäre die Anordnung von zumindest einem Geisterspiel sehr wahrscheinlich gewesen."

In einem Interview mit Sky richtete DFB-Vizepräsident Rainer Koch einen Appell an die Kölner Ultras. Man könne Vorfälle wie in Mönchengladbach nicht tolerieren. Das sei "das Ende des Fußballs". Von diesen wenigen Personen müssten sich alle distanzieren, auch die überragende Mehrheit der Ultras.

Die Gesamthöhe der gestern durch das DFB-Sportgericht verhängten Strafmaßnahmen beläuft sich nach Vereinsangaben auf 350.000 bis 400.000 Euro. Damit musste der mit rund 30 Millionen Euro an Verbindlichkeiten belastete Verein in den letzten zweieinhalb Jahren aufgrund der Verfehlungen einer kleinen Minderheit etwa 1,8 Millionen Euro an Strafen an den DFB zahlen oder in Präventivmaßnahmen investieren.

Wie schon in der Vergangenheit werde man auch jetzt wieder überführte Straftäter finanziell in Regress nehmen. Nach dem Platzsturm und dem heftigen Abbrennen von Pyrochtechnik in Mönchengladbach wurden aber erst sechs Täter identifiziert. Beim Gastspiel am Samstag in Dortmund soll der Ordnungsdienst massiv erhöht werden. Befürchtet wird, dass sich einige Ultras in einer Opferrolle sehen und wieder mit Gewalt antworten.

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