1. FC Köln Gladbach ist für den FC ein Vorbild

KÖLN · Wenn heute das 82. Erstliga-Derby zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach um 15.30 Uhr im mit 54 000 Zuschauern - darunter rund 6000 FC-Fans - ausverkauften Borussia-Park angepfiffen wird, zeugt das von der großen Tradition dieses rheinischen Fußballklassikers.

 Sie würdigen sich keines Blickes, aber sie bleiben friedlich: Die Derby-Maskottchen Hennes aus Köln...

Sie würdigen sich keines Blickes, aber sie bleiben friedlich: Die Derby-Maskottchen Hennes aus Köln...

Foto: Schmülgen

In vielen Jahren bewegten sich die Rivalen auf Augenhöhe, zuletzt war das aber nicht mehr der Fall. Derzeit spielen die heutigen Gastgeber um das Erreichen der prall gefüllten Geldtöpfe der Champions-League, während die Gäste um das Überleben in der Elite-Liga kämpfen.

Wie in der Saison 2010/11. Damals rettete sich der FC mit einem Drei-Siege-Endspurt unter Interimstrainer Volker Finke vor dem Abstieg. Noch dramatischer ging es freilich bei der Borussia zu. Heute vor genau vier Jahren übernahm Lucien Favre die auf den letzten Tabellenplatz abgerutschte Mannschaft. Mit ihr holte er in zwölf Spielen 20 Punkte, was aber nur zur Relegation reichte. Dort zitterte sich Gladbach gegen den VfL Bochum zu einem 1:0-Heimsieg und blieb nach dem 1:1 im Rückspiel in der Bundesliga.

Während die Gladbacher in der folgenden Spielzeit als Überraschungsmannschaft auf den vierten Platz marschierten, versanken die Kölner im Chaos und stiegen ab. Dazu passt, dass Peter Stöger seit Februar 2011 der fünfte Trainer beim FC ist. Bei der Borussia konnte dagegen Favre in diesen vier Jahren eine Mannschaft aufbauen, die immer um die Europapokalplätze spielte.

"Bei aller Rivalität aus der Sicht des Kölners muss ich die Gladbacher loben. Sie haben eine gute Mannschaft und in den letzten Jahren richtige Entscheidungen getroffen. Dadurch haben sie einen deutlichen Vorsprung gegenüber uns, sportlich wie wirtschaftlich. Deshalb sind sie weiter als wir", stellte FC-Sportchef Jörg Schmadtke den Entscheidungsträgern um Trainer Lucien Favre und Sportdirektor Max Eberl ein sehr gutes Zeugnis aus.

Dem schloss sich Peter Stöger an, als er gestern an die Adresse seines Schweizer Kollegen sagte: "Die Entwicklung der Borussia unter Lucien Favre ist nach dem Fast-Abstieg beeindruckend. Er hat einen tollen Job gemacht. Dazu kann ich ihm nur gratulieren, wie auch zu der langen Amtszeit."

Auf die möchte der FC-Trainer auch kommen, was bedeuten würde, dass auch er seine Mannschaft dann im richtigen Sinn weiterentwickelt hätte. Sportchef Schmadtke nannte einen Zeitrahmen von drei bis fünf Jahren für den 1. FC Köln, um "die Unterschiede zu Gladbach auszugleichen. Wir können nicht erzählen, morgen steht hier ein Schlaraffenland und wir brauchen nur reinzugehen. Wir müssen Schuldenlast ab- und Eigenkapital aufbauen, uns in der Bundesliga etablieren. Wir müssen sportliche Stabilität erreichen, dann bekommen wir auch die wirtschaftlichen Dinge in den Griff."

Kurzfristig aber gehe es darum, den Klassenerhalt zu sichern. Mit Platz elf und vier Punkten Vorsprung auf den ersten Nichtabstiegsplatz sei der FC auf dem richtigen Weg. Da sich das jedoch schnell ändern könne, sei jeder Punkt hilfreich und willkommen, erst recht natürlich aus einem Derby. Auch wenn die Bilanz des 1. FC Köln in Mönchengladbach nicht die beste sei, traut er der eigenen Mannschaft eine weitere Auswärts-Überraschung zu.

Für die sorgte Kölns Innenverteidiger Kevin Wimmer zumindest schon einmal beim Fußballspiel am Computer. Beim in Köln ansässigen Spieleentwickler EA Sports trat er gegen Mönchengladbachs Weltmeister Christoph Kramer an und gewann nach Rückstand mit 2:1. Der Siegtreffer gelang dem virtuellen Tony Ujah per Kopf. "Das war ein sehr gelungenes Auswärtsspiel", meinte Kevin Wimmer schelmisch.

Dass der FC nicht zum dritten Mal in Folge - wie übrigens auch beim Hinspiel - eine torlose Begegnung bestreitet, glaubt Peter Stöger. "Ich könnte zum jetzigen Zeitpunkt zwar mit einem Null-zu-null leben, aber ich denke, wir sollten schon ein Tor erzielen. Denn die Gladbacher sind dafür auch immer gut", meinte der Trainer. Am letztjährigen Karnevalssamstag spielte der FC ebenfalls auswärts. Aus Aue kehrte das Team mit einem 2:2 zurück. "Wenn wir das gegen die Borussia schaffen, wäre das super", würde auch FC-Sportchef Schmadtke ein Remis akzeptieren.

Voraussichtliche Aufstellungen

Mönchengladbach: Sommer; Jantschke, Stranzl, Dominguez, Wendt; Kramer, Xhaka; Hahn, Herrmann; Raffael; Kruse.

Köln: Horn; Olkowski, Maroh, Wimmer, Hector; Lehmann; Risse, Vogt, Gerhardt, Halfar; Ujah.

Schiedsrichter: Aytekin (Oberasbach).

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